Mittwoch, Januar 06, 2016

Vermischtes vom 6. Januar 2016

1. Den aufwühlenden Bericht einer Augenzeugin der sexuellen Übergriffe und anderer Verbrechen in der Silvesternacht veröffentlicht die Süddeutsche Zeitung. Darin wie auch aus der Kölnischen Rundschau vom 1. Januar erfährt man übrigens, dass andere Männer gegen die Täter eingeschritten seien und versuchten, ihre Freundinnen zu beschützen. In zahllosen anderen Medienberichten bleiben diese Männer unerwähnt, was in feministischen Blogbeiträgen genutzt wird, um die These der "rape culture" zu stärken: "Wo waren eigentlich die unbeteiligten Menschen/Männer? Warum hat da keiner eingegriffen?"

Die generelle Schieflage der Debatte kommentiert der Sexismusbeauftragte. Auch der Lotosritter meldet sich zu Wort. Christian Schmidt analysiert die feministischen Reaktionen auf die Verbrechen in Köln.

Besonders fragwürdige Reaktionen im Internet fassen der Tagesspiegel und der Postillon zusammen. Inzwischen scheint in Köln die Jagd auf Zuwanderer zu beginnen.

Stefan Niggemeier thematisiert die Phantasien David Bergers von "Massenvergewaltigungen in nahezu allen Großstädten", die bei Roland Tichy eine Plattform fanden (zusammen mit der Behauptung, dass deutsche Leitmedien vor dem 4. Januar nicht über die Taten am Kölner Hauptbahnhof berichtet hätten, was mit zwei Minuten Internetrecherche zu widerlegen gewesen wäre). Beiträge von David Berger wurden auf Genderama mehrfach verlinkt, aber dieser war extrem unglücklich und trug zu der moralischen Panik und den Verschwörungstheorien der letzten Tage wohl entscheidend bei.

Don Alphonso kritisiert die Reaktion Anne Wizoreks, Erzählmirnix ein Statement von Kölns Oberbürgermeistern Henriette Reker, das gestern für erneuten Unmut sorgte: Frauen könnten sich gegen Taten wie denen in Köln schützen, indem sie fremde Männer auf nicht weniger als Armlänge an sich heranließen. Die Süddeutsche Zeitung hingegen positioniert sich gegen den über Reker hineinbrechenden Zorn und fordert auf, Rekers Aussage in dem Zusammenhang wahrzunehmen, in dem sie geäußert wurde:

Tatsächlich kündigte Reker auf der Pressekonferenz, bei der es vor allem mehr Polizei und mehr Videoüberwachung ging, an, die Stadt werde ihre bereits existierenden Hinweise, wie sich Frauen gegen Übergriffe schützen können, aktualisieren. Daraufhin fragte eine Journalistin nach: Sie habe keine Vorstellung, wie sie sich schützen könne - ob Reker das konkretisieren könne? Reker antwortete dann Dinge, für die es keine Oberbürgermeisterin braucht, sondern lediglich gesunden Menschenverstand: Dass man in der Gruppe bleiben soll - und eben, dass man Menschen, "zu denen man keine Vertrauensverhältnis hat", nicht zu nah an sich heranlassen solle. Solche Tipps geben auch Präventionsexperten, Organisationen gegen Frauengewalt und die Polizei.


Daraufhin folgen einige dieser Tipps, die beispielsweise auch vom Frauennotruf Koblenz gegeben werden, aus radikal feministischer Sicht aber allesamt Victim Blaming darstellen.



Es geht weiter mit anderen Themen:



2. Die rotgrünversifften, linksfaschistischen Gutmenschen von der CSU wollen "hate speech" auf Facebook und Twitter vorab überprüfen und falls nötig löschen.



3. Bei der Berliner "taz" bekennt man sich jetzt offen zu Rassismus und Sexismus. In einer Kolumne über "dumme weiße Männer" tönt der Chef vom Dienst Lalon Sander, Mitglieder dieser Gruppe schienen

Sand im Getriebe des Fortschritts der Welt zu sein: Verschwörungstheoretiker, Klimawandelleugner, Männerrechtler, Onlinetrolle – alles überwiegend weiße Männer.


Wer als Männerrechtler also z.B. bessere Hilfe und mehr Anlaufstellen auch für männliche Opfer von Gewalt und Missbrauch fordert, steht aus Sicht der "taz" dem Fortschritt im Weg. Bemerkenswert.



4. Ich hasse es, Feministen das beizubringen, aber die "Privilegien weißer Männer" sind ein Mythos erklärt das renommierte britische Politikmagazin "Spectator":

Unlike radicals of old, the new identitarians — from feminists to shouty students — do not see the world in terms of the haves and have nots, or the ruling class and the working class; in terms of work or wealth or clout. No, to them it’s all about biology, race, gender: fixed traits, which they think define us as individuals and determine our destinies.

Such ugly, racial determinism is why they can use the blanket, dehumanising term ‘white people’ to refer to a vast group that contains all sorts of social classes and people: rich, poor, middling, left, right, good, bad, happy, sad, etc. The idea that all white men have a certain kind of life or outlook is as dumb, and foul, as saying all black men are criminals.

Identity politics doesn’t totally smother class considerations, however; it helps to facilitate a new, PC version of class hatred. The bile spat by feminists and others at certain white men — the uncouth, most derided ones — is really old-fashioned loathing for the lower orders dolled up as a radical stand against ‘male privilege’. When university students or media-based identity obsessives crow about drinking ‘white male tears’, they behave like modern-day Marie Antoinettes, laughing in the face of the less fortunate who will never experience the privileges enjoyed by these fashionable railers against privilege. ‘White male privilege’ is simply a myth.




5. Bei Diskotheken in Herford darf niemand mehr "aufgrund seiner Herkunft, Nationalität, Hautfarbe oder Religion, seines Geschlechts oder Alters, seiner sexuellen Identität oder Behinderung am Einlass gehindert" werden. Größere Männergruppen natürlich ausgenommen.



6. Dem Harvard Business Review zufolge hilft die sogenannte "Diversity-Politik" weder Frauen noch anderen Minderheiten:

A longitudinal study of over 700 U.S. companies found that implementing diversity training programs has little positive effect and may even decrease representation of black women. Most people assume that diversity policies make companies fairer for women and minorities, though the data suggest otherwise.


Darüber hinaus schaden solche Maßnahmen offenbar weißen Männern:

Compared to white men interviewing at the company that did not mention diversity, white men interviewing for the pro-diversity company expected more unfair treatment and discrimination against whites. They also performed more poorly in the job interview, as judged by independent raters. And their cardiovascular responses during the interview revealed that they were more stressed. Thus, pro-diversity messages signaled to these white men that they might be undervalued and discriminated against. These concerns interfered with their interview performance and caused their bodies to respond as if they were under threat. Importantly, diversity messages led to these effects regardless of these men’s political ideology, attitudes toward minority groups, beliefs about the prevalence of discrimination against whites, or beliefs about the fairness of the world.


Während in den Redaktionsräumen der "taz" womöglich die Haltung vorherrscht "Ist mir doch egal, wenn die Untermenschen bei Vorstellungsgesprächen Angst haben" können Firmen, die die besten Bewerber rekrutieren möchten, sich solche Entwicklungen wohl eher nicht leisten. Die Suche nach Maßnahmen, die für möglichst alle sozialen Gruppen fair und gerecht sind, geht weiter.



7. In Berlin soll im Sommer ein feministischer Kongress stattfinden. Wetten, dass es zu keinen Störaktionen von randalierenden Männerrechtlern kommen wird? (Das soll natürlich keine verdeckte Aufforderung sein, zumal eine der Teilnehmerinnen des Kongresses eine private Freundin von mir ist.)



8. Spiegel Online (und die britische Daily Mail) berichten über eine deutsche Erfindung, mit der Männer ihre Zeugungsfähigkeit an- und abstellen können: ein Samenleiterventil.



9. Zuletzt wieder der Blick ins entfernte Ausland: Auch in Mexiko wird man gerade aufmerksam auf die hohe Rate männlicher Opfer von häuslicher Gewalt.

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