Dienstag, Mai 27, 2014

Warum ist die Linke so anfällig für den reaktionären Feminismus?

Der linke Männerrechtler "Leszek" (ein Online-Pseudonym) erklärt heute in einer Kommentarspalte von Christian Schmidts Blog "Alles Evolution", was Linke ausgerechnet für eine so reaktionäre Idee wie den radikalen Feminismus anfällig macht. Ich würde diesen Text hiermit gerne aus der Tiefe diesr sehr langen Kommentarspalte hinaufholen und einzeln verlinkbar machen. (Leszek hatte diesen Text offenbar schon früher online gestellt; mir war er bis eben unbekannt.)

Damit gebe ich das Mikro weiter an Leszek:

Meiner Ansicht nach spielen hier folgende Aspekte mit rein:

– Meiner Ansicht nach gibt es bei Liberalen eine Wertepräferenz für den Wert Freiheit, bei Konservativen eine Wertepräferenz für den Wert Sicherheit und bei Linken eine Wertepräferenz für den Wert Gerechtigkeit. Der radikale Feminismus – obwohl faktisch eine autoritäre und stark konservative geprägte Ideologie – tarnt sich an der Oberfläche recht erfolgreich als Gerechtigkeits-Theorie, welche vorgeblich Unterdrückung, Ungleichbehandlung, Diskriminierung und Ausgrenzung kritisieren und bekämpfen wolle. Durch diese Tarnung als Gerechtigkeitstheorie wird die Wertepräferenz von Linken gezielt angesprochen. Wenig verwunderlich sind Linke aufgrund dieser Wertepräferenz anfälliger für entsprechend aufbereitete (vulgär-)feministische Propaganda als andere politische Strömungen mit anderer Wertepräferenz.

– Bei linken Männern vermischt sich das Ausnutzen der Wertepräferenz für Gerechtigkeit durch die Tarnung des radikalen Feminismus als Gerechtigkeits-Theorie mit der männlichen Instinktdisposition, Frauen zu beschützen und zu versorgen. In diesem Fall werden also Wertepräferenz und Instinktdisposition gleichzeitig angesprochen.

– Der durchschnittliche Linke hat von feministischer Theorie in der Regel wenig Ahnung. Personen mit tieferen Kenntnissen feministischer Theorie sind innerhalb der Linken eher eine Ausnahme. Es fehlen oft ausreichende Kenntnisse für eine fundierte Beurteilung der verschiedenen feministischen Strömungen und ihrer theoretischen Grundlagen.

– Der durchschnittliche Linke ist nicht deshalb einseitig pro-feministisch, weil er sich viel mit feministischer Theorie beschäftigt hätte oder sich vom vorherrschenden Feminismus besonders viel versprechen würde, sondern weil es in linken Kreisen einfach dazu gehört einseitig pro-feministisch zu sein, dies einfach selbstverständlicher Teil der Sozialisation in den meisten linken Kontexten darstellt. Man kennt es gar nicht anders. Die gängige radikalfeministische Propaganda zu verschiedensten Themen (z.B. gläserne Decken, Gender Pay Gap, Verteilung häuslicher und sexueller Gewalt etc.) wird für wahr gehalten, weil fundierte Kritik daran gar nicht bekannt ist.

- Hat der durchschnittliche Linke von feministischen Strömungen und Theorien schon meist wenig Ahnung, so hat er von maskulistischen/männerrechtlichen Strömungen und Theorien in der Regel gar keine Ahnung. Wenn überhaupt hat er von diesen meist nur aus den entsprechenden pro-feministischen "Expertisen" und Propagandaschiften etwas gehört. Zudem tritt ein gewisser Teil der Feminismuskritiker ja faktisch tatsächlich ziemlich abstoßend auf. Was in einem Teil des konservativen Spektrums und insbesondere am rechten Rand der Männerbewegung so von sich gegeben wird, wirkt auf Linke stark abstoßend – auf mich auch.

Der Kenntnismangel, die radikalfeministische anti-maskulistische Propaganda und das reaktionäre Auftreten in einem Teil insbesondere des konservativen Flügels der Männerbewegung erschweren eine Zurkenntnisnahme der humanistischen und progressiven Strömungen der Männerrechtsbewegung, ihrer berechtigten Anliegen sowie einer humanistischen, antiautoritären und antisexistischen Kritik an autoritären und sexistischen Strömungen und Positionen im Feminismus.

– In manchen linken Kontexten gibt es eine kleine Handvoll radikaler Feministinnen/Feministen oder PC-Fanatiker, die sich als "Moralwächter" betätigen und Kritik am radikalen Feminismus versuchen "niederzuschreien" oder mit Hilfe der üblichen verfügbaen politisch korrekten Diskursstrategien zu diskreditieren. Das kann viele Leute abschrecken Kritik zu äußern. Hat man zudem selbst nicht so viel Ahnung vom Thema, lässt man Kritik dann besser bleiben, anstatt zu riskieren als "Sexist", "Antifeminist" und "neo-patriarchalischer Macho" gebrandmarkt zu werden (oder gar aus linken Zusammenhängen ausgeschlossen zu werden).

kostenloser Counter