Freitag, Februar 14, 2014

Aktueller feministischer Kultfilm ist nicht nur rassistisch

Wie ein Lauffeuer verbreitet sich im Internet derzeit die Begeisterung für den Kurzfilm Majorité Oprimée (Unterdrückte Mehrheit) der französischen Regisseurin Eléonore Pourriat. Der Film gibt vor, die Geschlechterrollen der darin gezeigten Figuren mit der Wirklichkeit getauscht zu haben, so dass in dem Film ein Mann in einer Gesellschaft gezeigt wird, die von Frauen beherrscht wird, worauf dieser Mann zahlreichen sexuellen Übergriffen und anderen Schikanen ausgesetzt ist. Die Aussage ist ähnlich wie die des #Aufschrei: Gewalt gegen Frauen finde in unserer von Männern beherrschten Gesellschaft täglich und überall statt.

In der "Zeit" kritisiert Mohamed Amjahid diesen Film jetzt als unterschwellig rassistisch:

Erstes Beispiel: Nachdem Pierre, die Hauptfigur im Kurzfilm, sein Kind in den Kindergarten gebracht hat, schließt er an einer Gasse sein Fahrrad ab, um ins Büro zu gehen. Eine Frau hockt pinkelnd im Weg. Eine sehr unangenehme und auch bedrohliche Situation: Die pinkelnde Frau gehört zu einer weiblichen Gang, die Pierre erst verbal beleidigt und dann vergewaltigt. "Du machst mich geil!", schreit ihm eine junge Frau zu, dann hält sie ihm ein Messer an den Hals. Was dabei auffällt: Die Mädchen haben alle schwarze Haare, sprechen ein migrantisches Französisch, wie in den Vorstädten von Paris und Marseille, sie heißen Samia und nicht Christine. Die unterschwellige Message: Achtung liebe Frauen, Araber sind Sexisten. Sie pinkeln auf der Straße. Sie werden Euch in einer Gasse festhalten, ausziehen, begrapschen und vergewaltigen.


Hier geht es mit einem zweiten Beispiel weiter, bevor Amjahid zu seiner Grundsatzkritik gelangt, dieser Film erzähle viel

über die Vorurteile eines weißdominierten Feminismus, der nie die Sensibilität aufbringen konnte auch in anderen Kategorien zu denken. Denn Intersektionalität ist ein langes Fremdwort. Allerdings als Konzept wichtig, wenn wir um Diskriminierung und Machtverhältnisse streiten.


Das ist ja soweit schon mal schön beobachtet. Noch besser beobachtet wäre es, wenn jemandem auffallen würde, dass alle gezeigten Übeltäter noch eine weitere Gemeinsamkeit haben: Es handelt sich durchgehend um Frauen, was heißen soll: In der Realität sind es durchgehend Männer. Weibliche, in der Realität also männliche Opfer wiederum gibt es Eléonore Pourriat zufolge nicht. Dabei könnte man auch hier sehr gut "über die Vorurteile eines Feminismus" sprechen, "der nie die Sensibilität aufbringen konnte auch in anderen Kategorien zu denken." Aber das wäre von vielen Journalisten in unserer angeblich männerbeherrschten Gesellschaft offenbar zuviel verlangt. Das Denken überlassen sie mittlerweile ihren Lesern.

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