Dienstag, April 23, 2024

Aktuelle Forschung zeigt einzigartigen Einfluss, den Väter auf ihre Kinder haben

1.
Väter spielen eine entscheidende Rolle in der Entwicklung ihrer Kinder. Warum sie aber nicht wie Mütter sein müssen und was wirklich wichtig ist, erklärt der Experte Hannsjörg Bachmann.


Hier geht es weiter.



2. In Düsseldorf fand aktuell eine Tagung "Homelessness and Gender" statt. Ging es endlich darum, warum die allermeisten Obdachlosen männlich sind, und wie man geschlechtsspezifisch entgegenwirken kann? Quark. Es ging natürlich um "Frauen und Personen der LSBTIAQ* Community", deren Anteil zunehme, weshalb man jetzt untersuchen wolle, "wie ein geschlechterspezifischer Ansatz in der Wohnungslosenhilfe implementiert werden kann".



3. Eine neue TV-Serie geht an den Start:

Die Geschichte der neuen True-Crime-Serie "Under the Bridge" basiert auf einer gleichnamigen Buchvorlage der im Herbst 2022 verstorbenen Autorin Rebecca Godfrey. Im Mittelpunkt steht die erst 14-jährige Reena Virk (gespielt von Youngster Vritika Gupta), die auf dem Weg zu einer Party im Jahr 1997 spurlos verschwindet. Zwei Ermittlerinnen begeben sich auf die Suche und decken schließlich eine sehr unerwartete Täterschaft auf - können selbst die vermeintlich unschuldigsten Wesen solche Gräueltaten begehen?


"Die vermeintlich unschuldigsten Wesen"? Um wen es dabei wohl gehen mag? Babys, Engel, süße Kätzchen? In einem Interview verrät die Autorin der Buchvorlage:

"Die Mädchen sahen alle wie normale, coole, junge Teenager aus - nicht wie Killerinnen."


Unsere Gesellschaft hat eine bizarres Bild von der Verkörperung der Unschuld im weiblichen Geschlecht.



Montag, April 22, 2024

Sorry, Caren Miosga, aber hier hat Maximilian Krah (AfD) leider Recht

Bekanntlich stehe ich bei zentralen Fragen konträr zur AfD und finde diese Partei in mehrfacher Hinicht bedenklich. Trotzdem kann es einen ärgern, wie unbeholfen Journalisten in der Auseinandersetzung mit dieser Partei hantieren – vor allem, wenn man die Werte von Wissenschaft und Aufklärung für wirklich wichtig hält. Blödsinn zu behaupten, nur um damit in der politischen Auseinandersetzung vermeintlich Punkte gegen die AfD machen zu können, halte ich für keinen strategisch gelungenen Zug.

Gestern Abend etwa war der AfD-Vorsitzende Tino Chrupalla zu Gast bei Caren Miosga. Dabei wird er immer wieder zu einem Buch seines Parteikollegen Maximilian Krah befragt (von dem ich wenig halte). Einen dieser Momente fasst die Rheinische Post unter einer Schlagzeile über angebliche "Frauenverachtung" so zusammen:

Miosga zitiert aus Maximilian Krahs Buch "Politik von rechts", in dem der Abgeordnete über die geringere Anzahl hochbegabter Frauen gegenüber Männern schreibt und schlussfolgert, sie seien "von Natur aus" nicht für Spitzenpositionen geeignet". Wieder müht sich der AfD-Politiker um Distanz zum EU-Spitzenkandidaten seiner Partei. Dessen Buch sei ja "nicht das Partei- oder Europaprogramm", sagt er und überrascht mit der Vermutung, es könne gut sein, dass Krah das Buch gar nicht selbst geschrieben habe


Nun werden durch die irrlichternden Anführungszeichen in diesem Absatz nicht klar, wo die Passage beginnt und aufhört, die auf Leser des Artikels wie ein Zitat aus Krahs Buch wirken muss. Am besten ist es, man schaut sich (hier ab Minute 21:40) die entsprechende Stelle der Sendung an:

Caren Miosga (liest aus Krahs Buch vor): "Der durchschnittliche Intelligenzquotient der Frauen ist dem der Männer nahe, wenngleich anders verteilt."

(Gelächter im Publikum)

Miosga: Ja, Sie lachen. (lacht auch) Steht hier! "Die Glockenkurve der IQ-Verteilung bei Frauen ist schmaler, es gibt also weniger Gering-, aber auch weniger Hochbegabte als bei den Männern, weshalb es keine Frauendiskriminierung ist, dass es weniger Frauen unter Nobelpreisträgern, Mathematikprofessoren oder DAX-Vorständen gibt." Da steht: Frauen sind von Natur aus für Spitzenpositionen nicht geeignet.

[Der letzte Satz wird von der Rheinischen Post zitiert.]

Chrupalla: Wo steht das mit den Spitzenpositionen – oder haben Sie das …? Das steht da jetzt nämlich nicht mehr.

Misoga: Weniger Frauen unter Nobelpreisträgern, Mathematikprofessoren oder DAX-Vorständen. Das sind Spitzenpositionen. Es war meine Übersetzung.


Puh. Eine persönliche "Übersetzung" als Zitat eines Buches zu verkaufen ist heikel.

"Die Zeit" macht es geschickter:

Auf ein Zitat aus Krahs Buch, demzufolge Frauen wegen ihres Intelligenzquotienten seltener Spitzenleistungen bringen würden als Männer, sagt er zunächst, das sei die Meinung eines Einzelnen: "Sein Buch ist nicht das Wahlprogramm der AfD." Dann macht Chrupalla sich lustig und weicht aus, weil es nichts zu erklären und zu rechtfertigen gibt: "Ich weiß ja gar nicht, ob er das Buch selbst geschrieben hat. Auch das müsste man mal fragen." (…) Chrupalla hebt die Hände. Rollt die Augen. Grinst beschämt. Letzte Verteidigungslinie des Parteichefs schließlich: Er zieht eine, wenn auch schwache Linie zwischen sich und das Gesagte. "Überflüssig" sei Letzteres. Das Publikum im Studio ist nun deutlich zu hören, es murrt.


N-tv gibt den Inhalt der Sendung so wieder:

Stattdessen zitiert [Miosga] aus einem Buch, das Spitzenkandidat Krah letztes Jahr veröffentlicht hat. Da schreibt er etwa, es gebe weniger hochintelligente Frauen als Männer, weshalb es auch keine Diskriminierung sei, wenn es weniger Nobelpreisträgerinnen, Mathematikprofessorinnen und Frauen in DAX-Vorständen gibt. Seine Meinung sei das nicht, sagt Chrupalla lächelnd und witzelt in Anspielung auf andere Politikerbücher: "Ich weiß auch gar nicht, ob er dieses Buch selber geschrieben hat." Bei Miosga kommt der frühere Siemens-Chef Joe Kaeser später noch einmal auf Krahs These zurück. Er kritisiert: "Dass Frauen weniger intelligent sind in der Breite als Männer, das ist schon eine beachtliche Art, über Frauen zu urteilen. Das wäre vielleicht eine bequeme Entschuldigung von DAX-Vorständen, die nicht in der Lage sind, Frauen dort hineinzufordern."


Das Problem bei der Sache: Was Maximilian Krah in seinem Buch geschrieben hat, ist in der wissenschaftlichen Intelligenzforschung gut belegt und gilt als weitgehend etabliert.

Da ich weiß, wie skandalös viele die Auffassung empfinden, ein AfD-Mitglied könnte mit irgendeiner Behauptung Recht haben, braucht es hierfür natürlich ausreichend Belege außerhalb rechter Publikationen. Schauen wir mal.

Der SWR klärt auf:

Zunächst sind Männer im Schnitt genauso intelligent wie Frauen. Die Mittelwerte ihrer Intelligenzquotienten unterscheiden sich nicht. Sie liegen in beiden Fällen etwas über hundert. Richtig ist: Es gibt bei Männern eine größere Streuung, also mehr Ausreißer nach oben und nach unten. Mehr Superintelligente mit einem IQ höher als 130, aber auch mehr geistig Behinderte mit einem IQ unter 70.


Das ist exakt das, was Miosga aus Krahs Buch zitiert.

In der Süddeutschen Zeitung heißt es unter der (leicht irreführenden) Schlagzeile "Also doch: Männer sind intelligenter als Frauen":

In ihrer Untersuchung fanden Paul Irwing und Richard Lynn vom Zentrum für Psychologie der Universität Manchester heraus, dass der IQ von Männern im Alter über 14 Jahren durchschnittlich fünf Punkte höher ist als bei Frauen. Und je höher der IQ ist, desto größer ist der Studie zufolge der Abstand zwischen Männern und Frauen.

Der Studie zufolge gibt es bis zum 14. Lebensjahr keinen Unterschied zwischen Jungen und Mädchen, danach aber schon: Doppelt so viele Männer wie Frauen haben einen IQ oberhalb von 125 Punkten.

Ab der Grenze von 155, die Genies zugesprochen wird, kommt auf 5,5 Männer sogar nur noch eine Frau. Die Ergebnisse der Studie erklärten vielleicht zum Teil, wieso es mehr Männer unter den Schachmeistern, bei den Gewinnern von Mathematik-Wettbewerben oder unter den Nobelpreisträgern gebe, sagte Irwing.


Aus einer Veröffentlichung der Universität Oxford erfährt man:

Bei der allgemeinen Intelligenz sind jedoch etwas mehr Mädchen als Jungen in diesen Stichproben um die Durchschnittswerte herum und verhältnismäßig mehr Männer als Frauen an den oberen und unteren Extremen zu finden.


Ausführlicher wird ein Autor der Website Intellectual Takeout:

Als Gruppen haben Männer und Frauen praktisch den gleichen durchschnittlichen IQ, aber ihre Standardabweichungen sind sehr unterschiedlich. Frauen sind in der Nähe des Mittelwerts angesiedelt, während Männer über das gesamte Spektrum verstreut sind. Viele Männer liegen innerhalb von ein oder zwei Standardabweichungen des Mittelwerts, haben also eine durchschnittliche Intelligenz, aber nicht wenige liegen auch über oder unter dem Niveau von drei oder sogar vier Standardabweichungen, d. h. es gibt mehr männliche Ausreißer, die sehr intelligent sind, und mehr, die weniger intelligent sind. (…) Aus diesem Grund gibt es viel mehr Männer als Frauen, die obdachlos sind oder in psychiatrischen Einrichtungen und Gefängnissen leben. Ein ähnliches Phänomen findet sich aber auch am anderen Ende dieser Verteilung. Unter den Nobelpreisträgern in Physik, Chemie und Wirtschaft sind Frauen weitaus weniger vertreten als Männer. Weit weniger Frauen als Männer erhalten die Fields-Medaille in Mathematik


Die liberale Feministin Christina Hoff Sommers führt aus:

Männer und Frauen scheinen im Durchschnitt gleich intelligent zu sein. Bei standardisierten Intelligenztests erzielen jedoch mehr Männer als Frauen überdurchschnittliche Ergebnisse - in beide Richtungen. Die größere Varianz von Männern bei Intelligenztests ist eine der am besten belegten Erkenntnisse der psychometrischen Literatur. Es gibt mehr Männer mit geistigen Defiziten und mehr Männer, die überdurchschnittlich brillant sind.


Auch Studien über Schulkinder bestätigen das:

Die Autoren der Studie kamen zu dem Schluss, dass "es keine signifikanten Mittelwertunterschiede bei den kognitiven Testergebnissen zwischen Jungen und Mädchen gab, wohl aber einen hoch signifikanten Unterschied bei den Standardabweichungen. Jungen waren am unteren und oberen Ende der kognitiven Fähigkeiten überrepräsentiert". Die Autoren spekulieren, dass ihre Ergebnisse "solche kognitiven Ergebnisse wie den leichten Überschuss an Männern, die einen erstklassigen Universitätsabschluss erreichen, und den Überschuss an Männern mit Lernschwierigkeiten erklären könnten."


Wenn Sie jetzt schon erschöpft von all den zitierten Passagen sein sollten: Man könnte stundenlang so weitermachen. Entsprechende Erklärungen sind online zuhauf zu finden. Es geht auch so schnell, dass ich das problemlos für eine Sendung vom Vorabend leisten kann. Bei Google die passenden Stichworte wie "Frauen, Männer, IQ" einzugeben reicht. Der Redaktion einer Sendung wie "Caren Miosga" sollte es umso leichter fallen. Stattdessen beömmelt sich Miosga mit ihrem Publikum über etwas, das natürlich politisch unkorrekt, aber in der Forschung gut belegt ist. (Ob eine Aussage "stimmt", lässt sich oft schwer mit letzter Endgültigkeit sagen, da Wissenschaft ständig im Fluss ist.) Der Mensch, den sie verspottet, ist selbst nicht in der Sendung anwesend und kann zu den aus seinem Buch vorgelesenen Passagen keine Stellung nehmen. Stattdessen amüsiert sich sein hiflos-überforderter Parteikollege über ihn mit. Man kann die AfD rundheraus ablehnen und dieses Vorgehen trotzdem fragwürdig finden.

Nun könnte man aber auch einwenden: Was soll die Klugscheißerei, gerade wenn man die AfD als politischen Gegner betrachtet? Die Diskreditierung ist Miosga doch vor zahlreichen Zuschauern geglückt, und viele Printmedien sorgen für noch größere Verbreitung. Sorgt ein Genderama-Beitrag wie dieser nicht nur für Attacken wie "Männerrechtler verteidigt AfD-Kandidaten" und neue Unterstellungen, Maskulisten wären frauenfeindlich und rechts? Ja, vermutlich schon, wenn ich nach meinen Erfahrungen in den letzten Jahren gehe. Statt um eine sachliche Diskussion geht es oft nur noch Lager gegen Lager.

Allerdings halte ich es erstens für fraglich, ob man eine Partei wie die AfD wirklich mit wisenschaftsfernen Methoden angehen muss. Zweitens ist abzusehen, dass untaugliche Versuche wie der von Miosga in den Kanälen, über die sich AfD-Anhänger vielfach informieren, genüsslich als weiterer Beleg für die "Lügenpresse" angeführt werden wird. Der Youtuber Kolja Barghoorn enthüllte Miosgas Patzer schon gestern Abend auf X (Twitter). Erste kritische Youtube-Videos zur Sendung – ich habe mir nicht die Zeit genommen, sie anzusehen – stehen auch schon online. Womöglich entsteht in der Debatte vielfach sogar der Eindruck, Frauen seien tatsächlich blöder als Männer.

Journalistische Versuche, die AfD zu stellen und zu diskreditieren, bleiben ein Elend.



[Nachtrag eine Stunde nach dem Bloggen dieses Beitrags: Ich sehe gerade, Kolja Barghoorn hat sein Youtube-Video zur Sendung inzwischen auch online gestellt und hat bereits über zweieinhalbtausend Likes geerntet. Absolut vorhersagbar: Wenn ein Ball direkt vor dem Tor liegt und der Torwart eine Toilettenpause macht, verwandelt man den Elfmeter eben.]



Freitag, April 19, 2024

Hessen beginnt, auch männlichen Opfern sexueller Gewalt zu helfen

1. Ein weiterer Erfolg für die Männerbewegung: Mit der Einrichtung von Beratungsstellen für männliche Betroffene von sexualisierter Gewalt in vier Modellregionen wird in Hessen eine Lücke im Beratungsnetz geschlossen. Mehrere hessische Medien berichten darüber, ohne Bezahlschranke die Frankfurter Rundschau. (Die in dem Artikel aufgestellte Behauptung, die Täter seien größtenteils Männer", trifft natürlich nicht zu: Der aktuellen Forschung zufolge sind 79 Prozent der Täter weiblich.)



2.
Immer weniger Kriegsdienstverweigerer aus Russland bekommen in Deutschland Asyl. Laut den Behörden droht ihnen in ihrer Heimat keine Gefahr. Doch die Betroffenen fürchten sich vor einer Rückkehr.


Die Deutsche Welle berichtet.



3. Vollzeit zu arbeiten findet Katharina Stolla, Bundessprecherin der Grünen Jugend, "unfeministisch".



4. Im Brandenburger Fußball könnten Männer und Frauen ab diesem Sommer gemeinsam auf dem Platz stehen.



5. Eine Finanzanalystin, die den Spitznamen "Orakel der Wall Street" trägt, sagt voraus, dass eine "wachsende Krise des jungen amerikanischen Mannes" die Immobilienpreise um bis zu 30 Prozent fallen lassen wird:

Meredith Whitney, die sich diesen Titel verdiente, nachdem sie die Finanzkrise 2007-2008 vorausgesagt hatte, argumentierte, dass junge Männer, die zunehmend bei ihren Eltern leben und kein Interesse daran haben, eine Familie zu gründen, die Nachfrage nach Wohnraum drastisch reduzieren werden.

Der Trend, dass Männer sich weigern, eine Familie zu gründen, bedeute wiederum, dass mehr Frauen bis ins hohe Alter Single bleiben, so dass sie weder das Einkommen noch den Bedarf für ein großes Familienhaus haben.

Dies geschehe jedoch zu einer Zeit, in der die Babyboomer allmählich weniger werden, was bedeute, dass es einen Überschuss an verfügbaren Immobilien geben werde. Ein Großteil der Wertsteigerungen bei Eigenheimen in den letzten zehn Jahren war auf eine hohe Nachfrage und ein geringes Angebot zurückzuführen - ein Phänomen, das sich laut Whitney gerade umkehrt.




6. Tamara Wernli beschäftigt sich in einem aktuellen Video mit den unrealistischen Forderungen, die Frauen heutzutage an Männer haben.



Donnerstag, April 18, 2024

Spiegel-Online: Werden Väter bei der Rente diskriminiert?

1.
Das Bundessozialgericht (BSG) prüft, ob Väter bei der Zuordnung von Kindererziehungszeiten für die Rente diskriminiert werden. Der klagende Vater aus Südhessen meint, im Zweifel müssten die Zeiten hälftig aufgeteilt werden.

Nach den bisherigen Regeln können Eltern gemeinsam entscheiden, wem die Rentenversicherung die Kindererziehungszeiten gutschreiben soll. Fehlt eine solche Erklärung werden die Erziehungszeiten dem Elternteil zugeordnet, der das Kind überwiegend erzogen hat. Lässt sich auch das nicht zuordnen, werden die Kindererziehungszeiten der Mutter zugeordnet.

So geschah es in dem Fall, über den das Bundessozialgericht nun entscheiden muss.


Weiter geht es bei Spiegel-Online.



2. Frontex, die Europäische Agentur, die für den Schutz der Außengrenzen des Schengen-Raums zuständig ist, setzt sich unter einem neuen Direktor für "geschlechtergerechte und geschlechtersensible Grenzen" ein. Darüber berichtet das Neue Deutschland:

Grenzüberwachung und -kontrollen liegen in der Hoheit der EU-Mitgliedstaaten. Frontex fordert deshalb die Regierungen auf, für "Frauen und Kinder, die auf ihre Abfertigung warten", besondere Einrichtungen zu schaffen. Für die Umsetzung sollen die Staaten und Frontex auch mit UN-Einrichtungen wie der Internationalen Organisation für Migration sowie dem Hochkommissariat für Flüchtlinge zusammenarbeiten.




3. Wenn es um Gewalt in der Partnerschaft geht, sind konkrete Fälle oft anschaulicher als noch so starke Statistiken: So berichtet aktuell die Wiener Nachrichtenplattform "heute" über einen Scheidungskonflikt. Ein Auszug:

Die Frau schickte dem Mann unzählige Kurznachrichten mit Gewalt- und Morddrohungen. So schrieb sie etwa, sie wolle ihn "lebendig zerschneiden", "mit einem Hammer den Schädel brechen", "lebendig alle Eingeweide herausnehmen" und ihm "das Gedärm herausreißen und es zum Trocknen aufhängen". Sie nannte ihn "einen wandelnden Leichnam" und drohte ihm mit Aussagen wie "Ich möchte hören, wie dein Schädel knistert", "für die Kinder bin ich bereit zu töten" oder "der Tod wird kommen". Zudem kündigte die Frau an, seine Wohnung in Brand zu stecken und seine angebliche Freundin mit Säure zu überschütten. Es blieb allerdings nicht nur bei verbalen Attacken: Die Frau griff den Mann auch tätlich an und attackierte dabei auch andere Personen.


Danach verklagte sie ihren Ex-Mann auf 33.000 Euro Unterhalt pro Monat. Der Oberste Gerichtshof lehnte dies ab. Seitdem lebt die Frau von Notstandshilfe.



4. Bis heute sind Männerrechtler einer repressiven Cancel Culture ausgesetzt. Für Menschen, die sich kritisch mit dem Feminismus auseinandersetzen, gibt es inzwischen sogar eine staatlich finanzierte Meldestelle. Eine aktuelle Studie beschäftigt sich mit der Psychologie, die hinter der Cancel Culture steckt:

Eine kürzlich in der Zeitschrift "Acta Psychologica" veröffentlichte Studie untersuchte die psychologischen Grundlagen dafür, warum manche Personen eher dazu neigen, Menschen mit abweichender Meinung zu canceln. Die Studie zeigt, dass die Zentralität der politischen Identität für das Selbstkonzept einer Person - die sogenannte "politische Identitätszentralität" - die Wahrscheinlichkeit der Teilnahme an der Cancel Culture erhöht.

Cancelling bezieht sich auf das Phänomen, dass Einzelpersonen oder Gruppen soziale Medien nutzen, um eine Person oder eine Marke wegen vermeintlicher Verfehlungen anzuprangern und sozial zu sanktionieren. Oft handelt es sich dabei um öffentliche Kritik, die zu Boykotten, Rufschädigung oder anderen Formen der öffentlichen Beschämung führen kann. Es handelt sich um eine moderne Form der sozialen Ächtung, die sich die Konnektivität und die verstärkende Kraft sozialer Netzwerke zunutze macht und es ermöglicht, kollektive Missbilligung weit und schnell zu verbreiten.

(…) Die Forscher der Studie stellten fest, dass Personen mit einer hohen Zentralität der politischen Identität mit größerer Wahrscheinlichkeit cancelnde Verhaltensweisen an den Tag legten. Diese Beziehung wurde durch zwei spezifische psychologische Mechanismen vermittelt: sozialer Vigilantismus und Tugendsignalisierung.

Soziale Selbstjustiz, die sich auf die Tendenz bezieht, andere auf der Grundlage der eigenen moralischen oder ideologischen Überzeugungen zu korrigieren, vermittelte signifikant die Beziehung zwischen der Zentralität der politischen Identität und Verhaltensweisen wie Canceln und Anhäufen von Attacken. Dies deutet darauf hin, dass Personen, die ihre politischen Überzeugungen als zentral für ihre Identität ansehen, sich eher dafür verantwortlich fühlen, andere zu "erziehen" oder zu korrigieren, die sie als moralisch oder ideologisch fehlgeleitet wahrnehmen.

Tugendsignale spielten ebenfalls eine wichtige Rolle, insbesondere bei der Art und Weise, wie Einzelpersonen generell auf Übertretungen reagierten. Die Forscher fanden heraus, dass diejenigen, die ihre politische Identität hoch schätzen, die öffentliche Anprangerung von Übertretungen wahrscheinlich als Mittel nutzen, um ihre moralische Korrektheit und ihre Übereinstimmung mit den Werten ihrer Gruppe zu signalisieren. Dies deutet darauf hin, dass ein Teil der Motivation für das Canceln durch den Wunsch motiviert sein könnte, von Gleichgesinnten positiv wahrgenommen zu werden.




5. Ein Viertel der Deutschen fühlt sich von den Medien nicht repräsentiert. Dies zeigen neueste Zahlen und Daten aus einer Langzeitstudie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.



Dienstag, April 16, 2024

Oberste Gender-Beraterin des Heeres: "Ukraine muss Frauen an die Front schicken"

1. Die Londoner Times berichtet:

Die Ukraine muss ihre "altmodische Mentalität" gegenüber Frauen ablegen und eine Wehrpflicht für Frauen nach israelischem Vorbild einführen, so die oberste Militärberaterin für Genderfragen des Landes.

Nach Angaben der Regierung dienen derzeit 65.000 Frauen in den ukrainischen Streitkräften - ein Anstieg von etwa 40 Prozent seit 2021, dem Jahr vor der russischen Invasion. Fast alle von ihnen sind Freiwillige, da es keine Wehrpflicht für Frauen gibt, obwohl Frauen mit einem medizinischen Abschluss jetzt verpflichtet sind, sich bei ihrem örtlichen Einberufungsbüro zu melden.

Da das Land jedoch in diesem Jahr Hunderttausende von Männern rekrutieren muss, sagte Oksana Grigorieva, Beraterin für Geschlechterfragen beim Befehlshaber der Bodentruppen, die Ukraine solle sich darauf einstellen, dass in den kommenden Jahren auch Frauen mobilisiert werden müssen.

"Unsere Verfassung besagt, dass es die Pflicht eines jeden Ukrainers ist, sein Heimatland zu schützen, also ist es nur recht und billig, dass auch Frauen dienen", sagte Grigorieva in einem Interview mit der Times. "Unser nördlicher Nachbar wird nicht einfach verschwinden. Seit Hunderten von Jahren haben sie uns immer wieder angegriffen. Wie Israel müssen wir darauf vorbereitet sein, und das bedeutet, dass wir sowohl Männer als auch Frauen für den Krieg ausbilden müssen."

Letzten Monat wurde Dänemark das zehnte Land der Welt, das die Wehrpflicht für Frauen einführte. Mette Frederiksen, die dänische Ministerpräsidentin, erklärte, dass dieser Schritt sowohl ein Mittel zur Abschreckung potenzieller Gegner als auch zur Herstellung der Gleichheit zwischen den Geschlechtern sei.

In Israel, wo die Wehrpflicht für Frauen seit der offiziellen Gründung des Landes im Jahr 1948 gilt, stellen Frauen etwa 40 Prozent der Streitkräfte.

Die Ukraine leidet nicht nur unter einem Mangel an Munition, sondern benötigt auch immer mehr Soldaten. Nach Angaben der Armeechefs werden in diesem Jahr bis zu 500.000 neue Rekruten benötigt. Letzten Monat unterzeichnete Präsident Zelensky ein Gesetz, mit dem das Wehrpflichtalter für Männer von 27 auf 25 Jahre gesenkt wurde.

Männern im kampffähigen Alter ist es nach dem Kriegsrecht verboten, das Land zu verlassen. Sollte es zu einer allgemeinen Mobilisierung kommen, würden wahrscheinlich auch Frauen daran gehindert werden, das Land zu verlassen, wobei dies für Frauen in Regierungspositionen bereits jetzt nicht möglich ist.

Obwohl Zelensky erklärt hat, dass er nicht beabsichtigt, Frauen zu rekrutieren, gab es im vergangenen Oktober einen Hinweis auf eine mögliche Einberufung von Frauen, als Frauen mit einem medizinischen Abschluss verpflichtet wurden, sich bei den Rekrutierungsbüros zu melden.

Die darauf folgende Gegenreaktion auf diese Maßnahme war laut Grigorieva ein Anzeichen für eine Tendenz in der ukrainischen Gesellschaft, Frauen als "bereginya" zu betrachten - der Name einer alten slawischen Göttin, die das Heim beschützte, während ihre männlichen Kollegen in den Kampf zogen.

Der Frauenanteil in der Ukraine ist mit 7,3 Prozent geringer als in den meisten Nato-Staaten. Amerikas reguläre Streitkräfte hatten in den letzten Jahren stets einen Frauenanteil von mehr als 17 Prozent, während der Anteil in Großbritannien bei mehr als 11 Prozent lag.

Von den Frauen, die im ukrainischen Militär dienen, ist weniger als ein Zehntel in aktiven Kampfeinsätzen, der Rest arbeitet als Sanitäterinnen, Nachrichtenoffizierinnen und Verwaltungsangestellte. Erst seit 2018 dürfen Frauen in Kampfpositionen eingesetzt werden.

"Wir haben in Bezug auf die Gesetzgebung einen langen Weg zurückgelegt, aber in der Praxis herrscht immer noch diese Mentalität der alten Schule", sagte Grigorieva, die wenige Wochen vor der Invasion 2022 in die Armee eintrat und zuvor als Physikerin gearbeitet hatte.

"Vom Schulalter an gibt es in diesem Land eine Trennung zwischen Mädchen und Jungen, wobei die Jungen in körperlichen Aktivitäten unterrichtet werden, während die Mädchen Stickerei oder Hauswirtschaft machen müssen. Das muss sich ändern. Sowohl physisch als auch psychologisch müssen wir Mädchen von klein auf darauf vorbereiten, das Land zu schützen."

Einige der berühmtesten Frauen, die im Kampf gedient haben, sind Ukrainerinnen. Ljudmila Pawlitschenko, eine sowjetische Scharfschützin im Zweiten Weltkrieg, soll während der Belagerungen von Odesa und Sewastopol 309 Menschen getötet haben, wofür sie den Namen "Lady Death" erhielt.

Es gibt mehrere bekannte ukrainische Soldatinnen, darunter Maria Berlinska, die als "Drohnenmutter" bekannt ist, und Inna Derusowa, die als erste Frau posthum die Auszeichnung "Held der Ukraine" erhielt, nachdem sie zehn Soldaten während der Belagerung von Ochtyrka das Leben gerettet hatte.

Das Land hat jedoch nur langsam die Gleichstellung der Geschlechter in den Streitkräften umgesetzt, und der Mangel an weiblichen Uniformen ist derzeit ein Problem für viele Soldatinnen. Die Times sprach mit Frauen, die an der Front dienen, und die sagten, dass es nach wie vor einen anhaltenden Sexismus gibt, der von Männern gegenüber Frauen ausgeübt wird, die der Meinung sind, dass sie der Aufgabe, die gleichen Rollen wie sie zu übernehmen, nicht gewachsen sind.

Viktoria, 30, Sanitäterin bei den Territorialen Verteidigungskräften in der Region Charkiw, sagte, dass Diskriminierung an der Front selten ein Thema sei, aber umso mehr, je weiter man sich von den Kämpfen entferne.

"In den Schützengräben sind alle gleich", sagte sie. "Die Gefahr ist allgegenwärtig, und um zu überleben, müssen wir uns alle gegenseitig schützen. Als sie sich im Dezember 2022 zur Armee meldete, musste sie die Rekrutierungsbeamten davon überzeugen, sie eintreten zu lassen, obwohl sie bereits 2015 im Donbass gedient hatte.

"Wir sehen jeden Tag, wie effektiv Frauen in der Armee sind, aber die Gesellschaft ist in ihrer Einstellung noch weit davon entfernt", sagte Viktoria, die eine von vier weiblichen Kampfsanitätern von insgesamt 16 in ihrem Battalion ist. "Als ich auf Urlaub nach Hause kam, fragte mich ein Nachbar, warum ich diene. Ich sagte ihm, dass er mich gerne ablösen könne, wenn er wolle, und er antwortete: 'Ich kann nicht, ich habe eine Familie'. Ich antwortete: 'Ich auch, aber ich diene trotzdem meinem Land.'"

Viktoria hat drei Kinder im Alter von 12, 11 und zehn Jahren. Ihr Mann kämpft ebenfalls an der Front.

Obwohl sie seit 2021 im Dienst ist und davor als Kriegsberichterstatterin für die ukrainische Nachrichtenagentur Liga tätig war, sagte die 53-jährige Ira Shevchenko, dass sowohl Männer als auch Frauen sie immer wieder fragten, warum sie kämpfe.

In ihrem Bataillon, das zur 56. Brigade gehört, die derzeit in der Region Donezk kämpft, seien die Männer oft "beschützend" gegenüber Frauen, und es sei manchmal schwierig für sie, aktive Kampfpositionen einzunehmen. Schewtschenko stimmte zu, dass auch Frauen aus Gründen der Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern eingezogen werden sollten. "Gleiche Rechte gehen Hand in Hand mit gleicher Verantwortung", sagte sie.

Emma, 32, eine Scharfschützin, die bei der 47. Brigade im Donbass dient, war anderer Meinung: Es wäre unfair, Frauen zu mobilisieren, denen seit Generationen gesagt wurde, sie seien schwächer und nicht zum Kämpfen geschaffen.

In den letzten sechs Monaten, in denen sich die Krise wegen des Mangels an Frontsoldaten verschärft hat, wurden mehr Frauen für Kampfeinsätze zugelassen. "In vielen Kampfeinheiten", sagte sie, "ist jetzt jeder, der eine Waffe halten kann, willkommen".




2. Ein Kasseler Fotograf hat seine Shootings Männern teurer angeboten als Frauen, um den Gender Pay Gap auszugleichen. Als ihm Juristen erklärten, dass diese Diskriminierung nicht legal sei, wandelte er sie in ein freiwilliges Angebot um (das offenbar kaum jemand in Anspruch nimmt).



3. "Die Zeit" hat den Väterforscher Andreas Eickhorst zur Stärkung der Rechte leiblicher Väter durch das Bundesverfassungsgericht interviewt: "Väter brauchen keinen Elternführerschein". Das Interview ist lesenswert, auch wenn sich Eickhorst an einer Stelle kritisch zu einer Forderung von Väterrechtlern äußert:

ZEITmagazin ONLINE: Väteraktivisten und Lobbyvereine wie Väteraufbruch für Kinder sind der Ansicht, dass einem leiblichen Vater das Sorgerecht vorrangig vor einem sozialen Vater zustehen sollte. Was halten Sie davon?

Eickhorst: Das ist Unsinn. Alle beteiligten Männer und Frauen, die sich um eine gute Bindung zum Kind bemühen, sollten gleichberechtigt sein. Wenn es dem Kindeswohl nicht dienlich ist, muss eingeschritten werden, egal ob biologischer oder sozialer oder rechtlicher Vater. Das Wohl des Kindes muss immer an erster Stelle stehen.




4. Studentinnen der Universität Bern empfinden die dort kürzlich eingerichteten geschlechtsneutralen Unisex-Toiletten als "unangenehm".



Montag, April 15, 2024

Jobverlust nach Kritik an Gender-Texten

1.
Keine Benachteiligungen, wenn man Texte nicht gendert oder Kritik daran übt – das wurde bisher stets von Schulen, Universitäten und anderen Institutionen beteuert.

Dass man allerdings sogar seinen Job verlieren kann, wenn man (sanfte) Kritik an "holprigen Gender-Texten" übt, beweist ein dem KURIER vorliegender Fall. Weil die Betroffene weiblich und über 50 ist, Migrationshintergrund hat und es noch dazu um eine Dienststelle der Republik Österreich geht, ist die Causa ganz besonders brisant.


Hier geht es weiter.



2. Ein gelungenes Buch über toxische Weiblichkeit ist überfällig, findet Nele Pollatschek in der Süddeutschen Zeitung. Der Artikel ist in Gänze lesenswert. (Wenn Google Chrome beim Zugriff auf den Link zickt, hilft Mozilla Firefox).



3. Dasselbe gilt für einen weiteren Beitrag der Süddeutschen: "35, männlich, Jungfrau". Der Artikel, auf den mich ein Leser hingewiesen hat, ist keine aktuelle Veröffentlichung, aber ich habe mich trotzdem dafür entschieden, ihn in diese Presseschau aufzunehmen



4. Ein aktueller Artikel der New York Times dreht sich um männliche Flüchtlinge aus der Ukraine. Ein Auszug:

Während die Aussichten der Ukraine auf dem Schlachtfeld gesunken sind, hat die Wehrdienstverweigerung zugenommen.

In den Hügeln und Flusstälern der westukrainischen Grenzregionen versuchen Männer aus anderen Teilen des Landes, sich der Einberufung zu entziehen, indem sie in europäische Länder einreisen, wo sie den Flüchtlingsstatus beantragen.

Die rumänischen Behörden geben an, dass seit dem Einmarsch Russlands mehr als 6.000 Männer auf ihrer Seite des Flusses Tysa aufgetaucht sind. Nicht alle schaffen es. Die Leichen von 22 Männern wurden an beiden Ufern angespült, sagte Leutnant Lesya Fedorova, eine Sprecherin der Grenzschutzeinheit Mukachevo.

Mehr sind wahrscheinlich ertrunken, sagen die Beamten, obwohl ihre Leichen nie gefunden wurden. Die Todesfälle haben dem Fluss den grimmigen Spitznamen Todesfluss eingebracht, obwohl er Hunderte von Kilometern von der Gewalt entlang der Front entfernt ist.

Die Männer schlüpfen auch auf Bergpfaden über die Grenze oder versuchen, mit gefälschten Dokumenten über die Grenzübergänge zu gelangen.

Der Exodus hat die Art des Schmuggels in den ukrainischen Karpaten, die an vier Länder der Europäischen Union grenzen, verändert: Polen, Slowakei, Ungarn und Rumänien. Der Schmuggel, der sich früher um gefälschte Zigaretten drehte, hat sich nach Angaben von Grenzschutzbeamten und lokalen Beamten fast vollständig auf die Anleitung von Wehrdienstverweigerern verlagert.

Die Grenzschutzbeamten sagen, dass sie Männer festnehmen, die versuchen, die Grenze illegal zu überqueren, und dass sie in keinem Einzelfall feststellen können, ob sich ein Mann dem Wehrdienst entzogen hat, eine Entscheidung, die einem Gericht vorbehalten ist. Der Trend, dass immer mehr Männer die Grenze überschreiten, ist jedoch eindeutig.

Im vergangenen Jahr hat das Grenzschutzkommando Mukachevo 56 kriminelle Banden zerschlagen, die ukrainischen Männern während des Krieges bei der illegalen Ausreise halfen, sagte Leutnant Fedorova. Die Preise für die Hilfe beim Grenzübertritt seien von 2.000 Dollar pro Person kurz nach der Invasion auf heute bis zu 10.000 Dollar angestiegen. Für das Schmuggeln eines Rucksacks mit Zigaretten werden dagegen nur 200 Dollar gezahlt.

Auf den Autobahnen in Grenznähe wurden Kontrollpunkte eingerichtet, an denen Autos auf Männer überprüft werden, die möglicherweise versuchen, das Land zu verlassen. Und entlang der Grenze haben die Grenzbeamten zusätzliche Infrarotkameras und Sensoren installiert, die durch Schritte ausgelöst werden, so Leutnant Fedorova.

Der Zustrom von Wehrdienstverweigerern in den Westen spiegelt wider, wie groß das Schreckgespenst des Krieges über dem Leben der ukrainischen Männer schwebt, die gesetzlich verpflichtet sind, im Land zu bleiben.

Die meisten Männer erscheinen, wenn sie zum Militärdienst einberufen werden, anstatt zu fliehen, sagte Sergeant Mykhailo Pavlov, der Kommandant eines militärischen Rekrutierungsbüros in der westlichen Stadt Uzhhorod. Er ist ein Veteran der Kämpfe und wurde verwundet, bevor er als Rekrutierungsoffizier diente.

Er sagt, dass er mit den Männern, die er rekrutiert, spricht, die Front beschreibt und ihnen versichert, dass sie ihre Chancen verbessern können, wenn sie gut trainieren.

"Jeder hat Angst zu sterben, aber wir versuchen, sie dazu zu bringen, es aus einer anderen Perspektive zu betrachten", sagte er - der Perspektive des Überlebens. Er beschreibt auch offen das unabwägbare Risiko eines Artilleriebeschusses.

Dennoch können die Bemühungen, der Einberufung zu entgehen, sehr aufwendig sein. An einem Morgen, wenige Minuten nachdem die Wehrdienstbeamten mit einer Patrouille zur Überprüfung der Papiere begonnen hatten, verfolgten Posts auf dem sozialen Netzwerk Telegram ihre Bewegungen und warnten Männer, die sich der Einberufung entziehen wollten.

"Petofi-Platz", warnte ein Beitrag in dem Kanal Uzhhorod Radar, der die Rekrutierungsbeamten auf ihrem Weg über den Petofi-Sandor-Platz verfolgt. In Kiew wird auf einer ähnlichen Website, Kyiv Weather, das Risiko von Patrouillen der Wehrdienstleistenden in den Stadtvierteln als sonnig, bewölkt oder regnerisch angegeben.

(…) Vor dem Einmarsch der Russen habe der Zigarettenschmuggel - um die hohen EU-Steuern zu umgehen - viele Aspekte des Lebens im Dorf beeinflusst und einige luxuriöse Häuser und neue Autos in den Einfahrten finanziert, sagte er. (…) Aber das Geschäft ist fast verschwunden, da die Beförderung von Wehrdienstverweigerern lukrativer ist. Die Schmuggler sind dazu übergegangen, Roma-Führer anzuheuern, um die Männer aus der Ukraine zu lotsen, so Fedir.

Andriy Benyak, ein Roma, sagte in einem Interview, er sei verhaftet worden, als er zwei ukrainische Männer zu einem locker bewachten Abschnitt der Grenze zwischen der Ukraine und der Slowakei führte. Er sagte, er habe versucht, Geld zu verdienen, um Lebensmittel für seine Kinder zu kaufen. Er verbrachte eine Woche im Gefängnis und zahlte eine Geldstrafe.

An den Ufern der Tysa sind nachts, wenn die meisten Grenzübertritte versucht werden, die Geschwindigkeit der Strömung und die Breite des Flusses schwieriger einzuschätzen, sagen die Grenzbeamten. Letztes Jahr haben die Grenzschutzbeamten begonnen, Videos von Rettungsaktionen und der Bergung von Leichen im Internet zu veröffentlichen, um die Männer davon abzuhalten, die Überfahrt zu wagen.




5. Auch russische Soldaten desertieren offenbar scharenweise.

Vor allem in der Region Cherson seien etliche Soldaten aus Putins Armee abgetaucht, wie aus Beobachtungen der Widerstandskämpfer hervorgeht, die die Bewegungen russischer Truppen seit der Invasion im Februar 2022 genau beobachten. Unterschlupf hätten die fahnenflüchtigen Soldaten in leerstehenden Häusern gefunden, heißt es. Den Ausführungen der "Atesh"-Gruppe beim Messengerdienst Telegram zufolge seien immer mehr Putin-Soldaten in der Ukraine, die sich standhaft weigerten, an Kampfeinsätzen teilzunehmen und kurzerhand ihre Posten verwaist zurückließen. Vor allem zu Beginn des Ukraine-Krieges, den Wladimir Putin geraume Zeit als "militärische Spezialoperation" verharmloste, war Cherson eines der am erbittertsten Gebiete in der Ukraine. Von unabhängiger Seite ließen sich die von der Widerstandsgruppe aufgestellten Behauptungen nicht belegen.


Für die gestiegene Zahl an Fahnenflüchtigen dürften auch Berichte von der Front verantwortlich sein:

Michail Maltsew wurde 2023 begnadigt und an die Front geschickt. In einer Videobotschaft berichtet er nach wenigen Monaten von seinen Erfahrungen im Ukraine-Krieg: "Bei uns werden nicht mal die Verwundeten abtransportiert. Sie werden höchstens zusammengenäht und dann nach einer Woche wieder in die Schlacht geschickt. Die Leichen unserer Jungs liegen hier rum, sie verrotten, werden nicht abgeholt. Ich habe mit meinen eigenen Augen gesehen, wie die Jungs da rumliegen und schon verwesen."

(…) Das unabhängige russische Nachrichtenportal "Verstka" präsentierte im Frühjahr Berichte über schwere Misshandlungenm, Schikanen, Gewalt und sexuellen Missbrauch unter den russischen Soldaten. Der Frust, die Wut und die Verzweiflung der rekrutierten Gefangenen würden sich immer heftiger entladen.


Olga Romanowa, Gründerin der Nichtregierungsorganisation "Russland hinter Gittern", erklärt hierzu: "In Russland gibt es drei Bevölkerungsgruppen, für die die meisten kein Mitleid empfinden, wenn sie an der Front sterben: Häftlinge, Minderheiten, die in den armen, von Moskau fernen Regionen wohnen und neue Staatsbürger. Solange diese drei Gruppen in der Ukraine kämpfen und sterben, kann Putin dem Rest der Bevölkerung eine scheinbare Normalität vorgaukeln."

Auch die ZDF-Nachrichtensendung "heute" berichtet ausführlich über die russischen Deserteure:

Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AP berichten sechs von ihnen von ihrer Flucht vor den Kämpfen. Allesamt werden sie in Russland strafrechtlich belangt, ihnen drohen Haftstrafen von zehn Jahren oder mehr. Sie warten auf eine Einladung aus dem Westen und einen Weg in die Freiheit, bislang vergeblich.

(…) Seit September 2022 hat das unabhängige russische Medienprojekt Mediazona mehr als 7.300 Fälle vor Gericht dokumentiert, bei denen es um unerlaubtes Entfernen von der Truppe geht. Beim härtesten Vorwurf, der Desertation, hat sich die Zahl der Fälle im vergangenen Jahr versechsfacht.

(…) In den USA erhielten im Haushaltsjahr 2022 weniger als 300 Russen den Flüchtlingsstatus. Deutschland gewährte in weniger als zehn Prozent von insgesamt 5.246 im vergangenen Jahr bearbeiteten Anträgen Schutz. Die Zahl der Zufluchtssuchenden wächst indes weiter. Im Haushaltsjahr 2023 meldeten die US-Grenzbehörden mehr als 57.000 Russen, 2021 waren es 13.000.




6. Die Publizistin Zoe Strimpel, die als Expertin für Gender und Feminismus firmiert, fordert mehr Bereitschaft zur Kriegsführung:

Wir müssen uns nicht von Zehn- oder Hunderttausenden geliebter Söhne, Freunde, Väter oder Brüder verabschieden. Wir haben eine Berufsarmee, sind an relativ niedrige Opferzahlen gewöhnt, wenn diese Armee in den Kampf zieht, und abgesehen von regelmäßigen Terroranschlägen können wir im Allgemeinen mit dem Geschäft des Lebens weitermachen, sei es im Elend oder im Wohlstand - aber wir leben.

Weniger schön ist die Folge dieses Komforts: der moralische Verfall und die Feigheit, die sich tief in unsere Psyche eingegraben haben. Wir sind zu narzisstisch und gelangweilt, zu verwöhnt und unkonzentriert, um kollektiv mutig zu sein - oder kriegerisch. Das hat sich verheerend auf die Entwicklung der ganzen Welt ausgewirkt und ist katastrophal für die Sicherheit und den Wohlstand des Westens.

(...) Unsere Staats- und Regierungschefs müssen aufhören, irreführende Plattitüden über die Bekämpfung von Rassismus und Islamophobie zu verbreiten, und sich eingestehen, dass es zum Teil unsere Schuld ist, dass Iran, Afghanistan und Russland zu dem geworden sind, was sie sind - und dass es in unserer Gabe liegt, die Bedrohung durch diese Regime abzuwehren. Aber dazu müssten wir uns eigentlich daran erinnern, wozu Krieg da ist und welche Opfer er erfordert. Wir müssten bereit sein, einige in den Tod zu schicken, um das Gute gegen das Böse, das Richtige gegen das Falsche, den Westen gegen Schrecken und Despotismus zu verteidigen. Wir müssten auch bereit sein, dafür zu töten.




Freitag, April 12, 2024

Mann erstreitet Zugang in Museum, in das nur Frauen dürfen

1.
Nur für Frauen gibt es Champagner, Butler und die besten Kunstwerke zu sehen: Die Installation "Ladies Lounge" sperrt Männer dezidiert aus. Nun wurde einer Klage dagegen stattgegeben.


Die Presse berichtet:

Einem Mann aus New South Wales wurde der Zugang verwehrt, woraufhin er vor Gericht zog. Kaechele zeigte sich „sehr erfreut“ darüber, wie sie dem „Guardian“ sagt. Ihr Kunstwerk sorgt also für Reaktionen. Der Kläger argumentierte, dass das Werk gegen das Gesetz gegen Diskriminierung aufgrund des Geschlechts verstoße. Die Künstlerin hielt dagegen, dass auch er das Kunstwerk erfahre – eben anders als Frauen. Auf diese Erfahrung der Ausgrenzung zielt "Ladies Lounge" auch ab, jene, die Frauen seit Jahrhunderten machen, weil sie aus Männerzirkeln ausgeschlossen werden. Bekommen Männer Zugang, verliert das Werk seinen Sinn.

Das tasmanische Zivil- und Verwaltungsgericht sah das anders: Es ordnete an, dass das Mona, auch Männern Zugang zur "Ladies Lounge" gewähren muss und ließ dem Museum 28 Tage Zeit für die Umsetzung. Ob und in welcher Form es diese geben wird, ist noch offen. Denkbar ist auch, dass die Installation abgebaut wird. Auf Instagram zeigte das Mona deutlich seine Meinung: Es postete ein Foto einer Frauenhand in Samthandschuhen mit ausgestrecktem Mittelfinger.


Feministinnen dürfen also nicht einfach das Unrecht früherer Jahrhunderte mit getauschten Geschlechtern wiederholen – ein wegweisendes Urteil. Dass die Reaktion des Mona darauf typisch für eine Vierzehnjährige gewesen wäre, unterstreicht dies nur.

Spiegel-Online widmet sich ausführlicher der Urteilsbegründung:

Der Kläger bezeichnete die Werbung als "ungenau" und "kontextlos". Es sei schlicht und ergreifend diskriminierend, Männern den Zugang zu einigen der wichtigsten Werke des Museums zu verwehren. Unter anderem wurden in der "Ladies Lounge" Werke von Sidney Nolan oder Pablo Picasso ausgestellt.

Auch das Gericht sah nicht, warum die Installation die Chancengleichheit fördere. In dem Urteil heißt es, dass das Museum angekündigt habe, die Installation zu entfernen, wenn man Männern den Zugang gestatten müsse. Die Ablehnung von Männern sei demnach der Sinn der Arbeit. Der Vizepräsident des Gerichts sagte laut dem Bericht, dass es viele Aspekte in dem Fall gebe, "die paradox erscheinen mögen".




2. Die Ukraine hat nach gut drei Monaten Diskussion ein Gesetz zur Mobilmachung verabschiedet.

Hauptsächlich verschärft die Novelle die Regeln der Erfassung von Wehrfähigen. Mit Inkrafttreten sind alle Männer im wehrfähigen Alter zwischen 18 und 60 Jahren verpflichtet, während des geltenden Kriegsrechts ihren Wehrpass bei sich zu führen. Innerhalb von zwei Monaten müssen die Männer auch ihre persönlichen Daten auf den aktuellen Stand bringen, ansonsten drohen Strafen. Neue ukrainische Reisedokumente im Ausland werden zukünftig nur noch bei vorhandenen Wehrpapieren ausgestellt. Diese sind jedoch nur bei einer Rückkehr in die Ukraine erhältlich. Neben Geldstrafen für ignorierte Einberufungen und Musterungsbescheide droht zukünftig auch mit wenigen Ausnahmen der Entzug der Fahrerlaubnis. Angedachte Kontosperrungen für diesen Fall wurden verworfen. In der seit über zwei Jahren andauernden russischen Invasion haben die ukrainischen Streitkräfte immer größere Probleme, ihre Verluste mit neuen Soldaten auszugleichen.


Wirklich dramatisch scheint die Situation aber nicht zu sein: Frauen ist es nach wie vor selbst überlassen, ob sie sich an der Abwehr der russischen Invasoren beteiligen oder nicht.



3. Ein hörenswerter Audiobeitrag des SWR: "Hassobjekt der Feministinnen – Esther Vilar und wie sie heute die Welt sieht". Der Beitrag erwähnt auch, dass Vilar mehrmals tätlich angegriffen wurde, und verortet sie als "frühe Männerrechtlerin".



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