Samstag, Februar 03, 2018

Immer mehr Menschen alarmiert über feministische Zensur: "Das ist der neue Faschismus" – News vom 3. Februar 2018

1. "Schluss mit Opfer-Feminismus" fordert Ilka Bühner im liberalen Frankfurter Magazin NOVO angesichts von MeToo und einer um sich greifenden Zensur:

Es geht um mediale Jagden und um Bekämpfung von allem, was auch nur im Entferntesten einen Hauch Sexismus an sich trägt. Man bekommt eine Ahnung davon, was die Leute in der frühen Neuzeit an der Hexenverfolgung fanden, nämlich den Spaß daran, einer ‚guten‘ Sache zu dienen und seine Wut an den Schuldigen auszulassen, bis man sie vernichtet hatte. Die dramatischen Folgen so einer Hexenjagd verlieren sich in der Euphorie der Hatz.

Dass die #metoo-Debatte dabei gänzlich aus dem Ruder gelaufen ist und ihrem eigentlichen Ansinnen nur noch schadet, dürfte klar sein. Vor allem schadet sie dem Ansehen des Feminismus, das in den letzten Jahrzehnten bereits einigen Schaden genommen hat. Nun dürfte der Ruf gänzlich dahin sein. Denn der heutige Feminismus, ich möchte ihn Neo-Feminismus nennen, sieht in den Frauen nur eines: Opfer.




2. Das Entfernen eines womöglich sexistischen Ölgemäldes von 1896 aus einer britischen Gallerie führt weiterhin zu bedenkenswerten Reaktionen:

In dem Artikel MeToo setzt die Kunst unter Zensurdruck lässt der Bonner Generalanzeiger den Direktor des Kölner Wallraf-Richartz-Museum zu Wort kommen, der die gegenwärtigen Tendenzen als "anti-aufklärerisch" betrachtet:

Der Wallraf-Chef sieht aktuell "eine stark moralisch grundierte Debatte", die schon an Zensur grenze. "Deshalb sollten wir die Freiheit der Kunst als ganz zentrales Anliegen sehen." (...) Um unliebsame Kunst loszuwerden, muss nicht einmal besonders trennscharf diskutiert werden. So setzten die Studenten der Berliner Alice Salomon Hochschule die Übermalung eines Fassadengedichts von Eugen Gomringer durch, weil eine Zeile "sexistisch" sei. Solche Kampfbegriffe gewinnen im Schonraum politischer Korrektheit ungeahnte Schlagkraft. Dass Kunst Zumutung, auch Tabubruch sein darf, musste lange gegen Kirche und Politik erstritten werden. Doch diese Freiheit wird nun dem vorauseilendem Gehorsam gegenüber vermeintlich Diskriminierten geopfert.


Früher musste die Freiheit gegen Kirche und Politik erstritten werden, heute gegen Feminismus und Politik. Die religiösen Eiferer und Machthaber wurden schlicht ausgetauscht.

Unter der Überschrift "Der Feminismus ist irre geworden! Ich schäme mich, eine Feministin zu sein!" argumentiert das liberale Magazin "Reason":

Auf jeden Fall liegt [die für die Zensur verantwortliche Galeristin] Gannaway mit ihrer Kritik – das Gemälde zeigt junge Mädchen, die teilweise nackt sind und als passive Objekte für den männlichen Blick dienen, oder so was – weit daneben. Sehen Sie sich das Bild etwas genauer an, und Sie werden feststellen, dass die Nymphen viel Handlungsspielraum haben: Sie schleppen Hylas in ihrer wässrigen Behausung in den Untergang. In der griechischen Mythologie wurde Hylas von den Nymphen entführt, wahrscheinlich vergewaltigt und nie wieder gesehen. (...) Ich vermute also, dass es hier einen #MeToo-Aspekt gibt: Das Gemälde stellt buchstäblich ein Sexualverbrechen dar. Es wäre auch dumm, das Gemälde aus diesem Grund zurückzuziehen, aber zumindest hätte die wahrgenommene Anstößigkeit der Situation entsprochen. Doch die politisch korrekte Kuratorin scheint den Sinn des Gemäldes nicht verstanden zu haben - sie ist zu sehr damit beschäftigt, Feigenblätter auf Kunstwerken anzubringen.


In der Berliner Zeitung merkt Nikolaus Bernau an:

Dies Schillern, dies Uneindeutige zu zeigen, ist die Aufgabe von Kulturinstitutionen, nicht das Zeigen einer "Wahrheit". Genau deswegen haben totalitäre Herrscher immer wieder versucht, Sammlungen und Literaturen zu bereinigen, in ihrem Sinn zu säubern. Und genau deswegen ist das Manipulieren von historisch gewordenen Werken oder gar ihr Nicht-Zeigen derart antiaufklärerisch, dass es einem den Atem nimmt.


Bei der Deutschen Welle heißt es:

Sittenwächter gab es zu allen Zeiten. Doch wollen sie über Moral nicht streiten. Sie wollen verbannen oder durchsetzen. Deshalb bekämpften Nazis "entartete Kunst". Deshalb forderten Stalinisten "sozialistischen Realismus". Was jeweils bleibt, ist "artige" Kunst, die keiner braucht. Und auf der Strecke bleibt: die Freiheit der Kunst.


Die Tagesschau zitiert den britischen Galeristen Rupert Maas:

Natürlich gehe es in dem Bild um Sexualität und die Haltung dazu, sagt Maas. Aber darüber müsse man eben mit diesem Bild diskutieren, nicht ohne. "Wir könnten eine lange Debatte über Sexualität in der modernen Welt haben. Denken Sie an Big Brother oder andere Fernsehformate, in denen Sexualität ganz vorne steht - darüber sollten wir reden. Aber nicht in einer Art von Zensur, ein Bild von der Wand zu nehmen. Das ist der neue Faschismus. Ich finde das nicht gut", empört sich der Galerist.


Professor Karl-Heinz Paqué, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der liberalen Friedrich-Naumann-Stiftung warnt:

Die Aktion ist (...) in ihrer Tendenz kein Einzelfall. Überall wird versucht, im Namen einer politischen Korrektheit die Kunst in "gut" und "böse" einzuteilen. Gut ist dabei jene Kunst, die unseren heutigen Moral- und Wertvorstellungen entspricht oder zu entsprechen scheint. Schlecht ist jene Kunst, die das nicht schafft und der ihr künstlerischer Wert abgesprochen wird. Wohlgemerkt: Diese Tendenz beobachten wir nicht nur im anglo-amerikanischen Raum, wo die Meinungsmacht der politischen Korrektheit am stärksten ist, sondern zunehmend auch in Deutschland. Machen wir uns dabei nichts vor: Wenn sich diese Tendenz fortsetzt, sind wir auf einem abschüssigen Weg, an dessen Ende jene Unterscheidung steht, die es hierzulande zwischen 1933 und 1945 gegeben hat: zwischen "entarteter" und "erbaulicher" Kunst.


Auf der Website "Tichys Einblick" findet Alexander Wallasch:

Schlimmer wiegen doch die vielen Projekte, von denen nie jemand erfährt, weil sie schon im Vorfeld gar nicht erst mehr gehängt, gedruckt oder produziert werden.




3. In dem Artikel "Puritaner im feministischen Kostüm" bespricht Frank Lübberding für die Frankfurter Allgemeine die Illner-Talkshow vom Donnerstag. Ein Auszug:

Frau Wizorek sucht nach Eindeutigkeit, wo es Eindeutigkeit kaum geben kann. Aber da, wo sie angemessen wäre, sucht man sie bei ihr vergeblich. Etwa zwischen strafbaren Handlungen und kommunikativen Irritationen zu differenzieren. Insofern kann es nicht überraschen, wenn Kunstwerke in Vertretung ihres Schöpfers längst zum Gegenstand der Verdammung gemacht werden sollen. So hielt es Frau Wizorek für sinnvoll, den Schauspieler Kevin Spacey nachträglich aus Filme herauszuschneiden. So ein Verhalten müsste "Konsequenzen haben." Nun ist dessen Weltkarriere inklusive seines Leumundes in wenigen Wochen regelrecht pulverisiert worden. Aber jenseits dessen ist dieser Zeitgeist sogar bereit, historische Kunstwerke seinem strengen Reglement zu unterwerfen. So geschehen in der Manchester Art Gallery unter dem bemerkenswerten Motto: "Lasst uns dieser viktorianischen Phantasie entgegentreten!" Warum man das noch mehr als hundert Jahre später machen muss, ist unklar.

Da fragt man sich wirklich, von welchen Dämonen die Initiatoren dieser Aktion besessen sein müssen. Oder droht uns bei Dieter Wedel Vergleichbares? Unter Umständen werden Wiederholungen seiner Filme bald mit den Worten eingeleitet, es beim Regisseur mit einem Unhold zu tun zu haben. Und während der Übertragung könnten Untertitel eingeblendet werden, um den Zuschauern die Möglichkeit zu geben, sich auf einem virtuellen Pranger zu verewigen. Bei Rainer Brüderle kam übrigens bis heute niemand auf die Idee, sich zu entschuldigen. In der Beziehung funktioniert das Schweigekartell der Puritaner im feministischen Kostüm tadellos.




4. Am Montag werden die Sexismus-Debatte und Dieter Wedel Thema bei "Hart aber fair" sein. Wenn ich mir die Gästeliste so anschaue, habe ich allerdings den Eindruck, Monika Frommel wird als Kritikerin der feministischen Haltung ähnlich alleine sein wie Gisela Friedrichsen bei "Lanz" und Svenja Flaßpöhler bei "Illner". Man muss schon wohl froh sein, dass alle drei Redaktionen immerhin eine kompetente Frau für die Gegenposition ausgewählt haben.



5. Die Post. Einer meiner Leser hat mich auf einige klassische Gedichte aufmerksam gemacht, die heute wohl MeToo zum Opfer fallen würden, und schreibt mir dazu:

Filme werden verbannt, Schauspieler wegretuschiert, Gedichte auf der Mauern zensiert. Bald entdeckt man in der Musik Ansößiges, bietet doch die Oper und die Operette ein weites Btätigungsfeld. Wie war das mit der offenen Gesellschaft? Nun denn, es geht voran.

Im Alltag fällt mir die zunehmende Aggressivität (junger) Frauen mir als Mann gegenüber auf. Bei den Hotlines sowieso. Die wenigsten haben z.B. im technischen Bereich die richtige Kompetenz. Das wird mit Schnoddrigkeit kompensiert.

Da ich viel mit der Bahn reise, sehe ich auch viel. Da wird man aufgefordert, den Koffer zu schleppen. Oder neulich im Speisewaggon. Es saß eine Gruppe mittelater Männer an einm Tisch beim Bier. Eine mittelalte weiße Frau kommentierte gegenüber einer älteren Bayerin: "Um diese Zeit schon Bier?" Darauf die Ältere: "Wieso, sind doch gestandene Mannsbilder. Vielleicht war es alkoholfrei".

So weit sind wir also: Die Totalerziehung des Mannes, nicht nur zu Hause, im Kindergarten, Schule, Uni, Personalbüro, Psychoberufe, Coaching, Medien. Jetzt also auch der gesamte öffentliche Raum.

Jedenfalls mit Klagen darüber kommen wir nicht weiter. Ich konfrontiere oft Frauen mit der Thematik. Die wenigsten sind inzwischen darauf vorbereitet. Das sollte jeder Mann im Alltag tun, sonst werden die Freiräume sukzessive kleiner.

Ihnen wünsche ich alles Gute und danke Ihnen für diese immense Arbeit, die Sie täglich verrichten.

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