Sonntag, Januar 14, 2018

Mutter verkaufte Sohn zur Vergewaltigung im Internet – News vom 14. Januar 2018

1. Mehrere Medien, darunter der Focus, berichten von einer Mutter, die ihren Sohn seit 2015 online Missbrauchstätern anbot: "Für mehrere Tausend Euro konnte man das Opfer buchen, auch für mehrere Tage." Das Angebot wurde offenbar europaweit angenommen. Kritisch wird in der Berichterstattung über dieses Verbrechen auch die Rolle von Jugendamt und Familiengerichten gesehen:

Im März habe die Polizei den zuständigen Behörden von einer möglichen Gefahr für das Kind berichtet, wie der Pressesprecher des Landratsamtes Breisgau-Hochschwarzwald, Matthias Fetterer, am Freitag mitteilte. Das Familiengericht habe den Schüler allerdings wieder nach Hause geschickt – warum, wisse er nicht. Auch eine spätere Entscheidung des Oberlandesgerichts habe an dem Beschluss nichts geändert. Erst im September 2017 sei der Junge dann endgültig aus seiner Familie geholt worden, nachdem die Polizei auf den möglichen sexuellen Missbrauch des Kindes verwiesen habe.


Spiegel-Online berichtet ausführlicher:

Wie nun bekannt wurde, hatte das Jugendamt im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald den Jungen im Frühjahr schon einmal aus der Familie genommen - doch nach einer Entscheidung des Familiengerichts sei er zurück zu seiner Mutter gegeben worden, teilte das Landratsamt mit.

Demnach hatte das Jugendamt auch schon früher Kontakte zu der Familie, es sei um Entwicklungshilfen für das Kind gegangen. Im März 2017 habe die Polizei das Amt dann informiert, dass der Lebenspartner der Mutter wegen einschlägiger Sexualdelikte vorbestraft ist. Konkrete Hinweise auf einen Missbrauch habe es aber nicht gegeben.

Nachdem der Schüler aus der Familie genommen worden war, entschied das Familiengericht jedoch anders, wie ein Sprecher des Kreises Breisgau-Hochschwarzwald sagte. Auch das Oberlandesgericht habe dies so gesehen. Wie eine Polizeisprecherin sagte, wurde der Junge auch nach März noch missbraucht.


Der "Welt" zufolge stand das zuständige Jugendamt schon vor diesem Fall in der Kritik:

Im Januar 2015 war der drei Jahre alte Alessio in Lenzkirch im Schwarzwald von seinem Stiefvater zu Tode geprügelt worden. Die Behörde soll Warnungen ignoriert und Alessio nicht ausreichend geschützt haben. Der zuständige Sachbearbeiter im Jugendamt musste eine Geldstrafe zahlen.


Im Schwarzwälder Boten heißt es:

So schockierend diese Taten der eigenen Mutter auch sein mögen – für Gallwitz ist es "nichts extrem Besonderes", dass so etwas passiert. Unter Frauen sei der Prozentsatz derer mit pädophilen Neigungen zwar deutlich geringer als bei Männern, jedoch gebe es eine große Dunkelziffer. "Kinder als Sexobjekte sind begehrt und teuer", zieht der Polizeipsychologe sein bitteres Fazit.




2. Vor ein paar Tagen fragte ich hier noch, wo die mutigen deutschen Frauen bleiben, die es den hundert Französinnen um Catherine Deneuve gleich tun und sich in einer eigenen Gruppe zu Aspekten von MeToo auch kritisch äußern. Inzwischen hat zumindest ein österreichisches Kollektiv ein paar Dinge anzumerken. Beispielsweise wenden sie sich gegen jene "männlichen Frauenversteher, die Zustimmung für #MeToo äußern und allen Ernstes meinen, diese künstlich geschürte Aufregung trage irgendetwas zur Verbesserung der gesellschaftlichen Verhältnisse zwischen den Geschlechtern bei."

Positiv erwähnenswert sind in dieser Erklärung darüber hinaus die folgenden Passagen:

Es scheint den #MeToo-Supporters keiner Bemerkung wert, dass Personen wie Peter Pilz oder der ehemalige norwegische Handelsminister Trond Giske schwere Schädigungen ihres öffentlichen Ansehens und ihrer beruflichen Tätigkeit erleiden mussten, ohne dass die gegen sie erhobenen Anschuldigungen geklärt werden konnten. Unter dem Druck ähnlicher Vorwürfe hat der walisische Sozialdemokrat Carl Sargeant Selbstmord begangen. Die angeblichen Taten von Pilz sind, sofern es sich überhaupt um Übergriffe handelt, verjährt. Aber für die öffentliche Vernichtung genügten in seinem Fall eine aktuell hochgradig erregte Stimmung und die bloße Vermutung.

(...) #MeToo verkündet ein antifeministisches Frauenbild. Frauen werden als hilflose Opfer dargestellt; Männer als böse Raubtiere. Die feministische Filmtheoretikerin Laura Kipnis hat das als ein primitives melodramatisches Klischee bezeichnet. Es leugnet jegliche Handlungsmacht von Frauen.


Das ist übrigens eine der Stellen, die zeigt, wie stockbescheuert es ist, Männer wie mich als "Antifeministen" zu etikettieren. Wenn ich MeToo ablehne, gelte ich bei einigen als Antifeminist. Wenn ich MeToo zustimme, gelte ich bei anderen als Antifeminist. Ich müsste also zwei komplett konträren Auffassungen zustimmen, um nicht von irgendwem als "Antifeminist" etikettiert zu werden. Das ist offenkundig irre.

Die Österreicherinnen führen weiter Auffassungen ins Feld, die sich mit denen von Männerrechtlern und Kritikern bestimmter von Feministinnen vertretener Positionen decken:

Sexuelle Initiative ist nicht Sexismus oder Gewalt. Sexuelle Avancen gehen nach der bestehenden kulturellen Geschlechterordnung eher von Männern als von Frauen aus. Aber auch wir Frauen setzen manchmal sexuelle Initiativen, und das ist gut so. Nicht nur Männer haben das Recht zu flirten, sondern auch Frauen. Nicht jede unerwünschte Initiative ist deshalb schon ein Übergriff. Jeder und jede kann "Nein, danke" sagen, und jeder und jede kann das begreifen und das Feuer einstellen. Es ist nicht notwendig, Sex zu dämonisieren.

(...) Die Verschiedenheit der von #MeToo versammelten Fälle trägt dazu bei, den Begriff der Vergewaltigung auszuweiten – auch auf einvernehmlich vollzogene Sexualkontakte, die erst im Nachhinein als unerwünscht empfunden werden. Erfährt eine Person nach einvernehmlichem Geschlechtsverkehr etwa Unverwünschtes über die ethnische Identität, den Beruf, den Familienstand, die Einkommensverhältnisse, die Weltanschauung oder die Sexualethik des Partners, kann sie ihn nachträglich wegen Vergewaltigung verklagen.

(...) Frauen sind durchaus in der Lage, sich zu informieren und an einmal getroffenen Entscheidungen festzuhalten. Und es darf keine Verpflichtung des Staates geben, speziell Frauen davor zu schützen, dass jemand, mit dem sie ins Bett gehen, in Wirklichkeit vielleicht nicht Pilot ist.


Der Text der selbsterklärten Feministinnen mündet schließlich in genuin maskulistische Forderungen:

Es darf nicht sein, dass mithilfe einer aufgeheizten öffentlichen Stimmung, durch absichtliche Konfusion von schwerwiegenden mit leichten Fällen – oder auch durch Vorwürfe von nicht strafbaren oder verjährten Handlungen – Menschen fertiggemacht werden. Angesichts der vorgefallenen Rufschädigungen fordern wir eine Präzisierung der Gesetze zu Verleumdung und übler Nachrede. Wer Schlimmes tut, soll bestraft werden. Wer jemand anderen aber mit verjährten oder irrelevanten Vorwürfen – oder durch deren journalistische Weitergabe – öffentlich fertigzumachen versucht, soll ebenfalls bestraft werden. So wie im modernen Frauenfußball gehören nicht nur Fouls, sondern auch "Schwalben" im Strafraum mit einer gelben Karte geahndet.


Allerdings stößt dieser Text wegen einiger Verquastheiten auch auf kritische Repliken (hier in der Kommentarspalte). Am prägnantesten finde ich die Kritik in diesem Absatz gebündelt:

Es gibt gute Ansätze, aber verpackt ist das ganze wieder mal in feministischer Ideologie. Schädliche Denkenweisen die gerade durch Feministen befeuert werden, werden hier Männern oder einem Patriarchat zugeordnet, während Rechtsstaatlichkeit und Unschuldsvermutung als feministische Ideale dargestellt werden, obwohl diese Ideale gerade erst wegen der heutigen Feministen überhaupt wieder energisch verteidigt werden müssen.


Im Feminismus sind an allem Schlechten eben Männer schuld – selbst an feministischen Kampagnen, die gerade extrem schief laufen. In diesem Fall sind die Schuldigen eben die männlichen "Allies" (Unterstützer), die die Kampagnen genauso treudoof und ohne Widerspruch unterstützen, wie es Feministinnen lautstark verlangt hatten.



3. Der Schauspieler Liam Neeson beklagt, dass sich MeToo zu einer "Hexenjagd" auf Männer entwickle:

Als Beispiel nannte er die Geschichte des Schriftstellers und Radiomoderator Garrison Keillor (75). Keillor wurde Ende letzten Jahres von dem Sender Minnesota Public Radio gefeuert, weil ihm „unangemessenes Verhalten mit einer Person, die mit ihm arbeitete“ vorgeworfen wurde. In "The Late Late Show" betonte Neeson, dass es sich dabei um ein Missverständnis gehandelt habe.

Keillor habe einer lokalen Zeitung nach seiner Entlassung Folgendes erzählt: Bei einem Gespräch habe er einer Frau, nachdem sie ihm von einem traurigen Erlebnis erzählt habe, die Hand auf den Rücken gelegt. Die Frau habe eine Bluse mit Rückenausschnitt angehabt, sodass er ihren nackten Rücken berührt habe. Er habe seine Hand sofort zurückgezogen und sich entschuldigt.

Später habe er ihr sogar noch eine E-Mail geschrieben und sich nochmals um Verzeihung gebeten. Sie habe geantwortet, dass sie ihm vergeben habe. Einen Monat später habe der Anwalt bei Keillors Radiosender angerufen und gesagt, er habe die Frau unangemessen berührt.


Dem unbenommen betrachtet Neeson MeToo grundsätzlich als eine "gesunde Entwicklung".

Die Reaktionen auf Twitter zu den Punkten, die Neeson zu bedenken gibt, sind natürlich trotzdem vorhersagbar.



4. Auch Lucas Schoppe meldet sich in der Debatte noch einmal zu Wort:

Die Golden-Globe-Rede von Oprah Winfrey wurde in deutschen Medien bejubelt, ein Artikel von 100 Frauen in der französischen Le Monde scharf kritisiert. Hier sind ein paar Gründe dafür, warum es umgekehrt besser gewesen wäre.


Hier geht es weiter.



5. Der auf Sexualstrafrecht spezialisierte Rechtsanwalt Alexander Stevens fordert: Schluss mit MeToo und dem neuen Sexualstrafrecht.



6. Wir wissen, was "mansplaining" und "manspreading" ist. Aber was ist "manlistening", "manstanding", "mantalking" und "Man-Rick-and-Morty-ing"?



7. Ein Social Justice Warrior ist am Mittwoch in der New Yorker U-Bahn durchgeknallt. Er sprang er auf die Gleise, schwadronierte von Ungerechtigkeiten gegenüber Frauen und drohte damit, eine stromführende Schiene zu berühren.

Tragisch, wenn es so weit gekommen ist.



8. Gottseidank gibt es Genderstudien: Eine feministische Forscherin analysiert sexistische und rassistische Gewalt in der Geschichte der Pelikane.

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