Freitag, April 14, 2017

Vieles in unserer Welt ist ganz schön scheiße – News vom 14. April 2017

Sorry. Ich suche immer wieder mal nach einer passenden Überschrift, die die aktuellen Genderama-Meldungen eines Morgens zusammenfasst, und irgendwie hat sich diese heute aufgedrängt. Außerdem ist Karfreitag, da haben wir sowieso Tanzverbot.



1.
Man weiß nicht genau, was man sich bei der FAZ gedacht haben mag, als man eine Sozialpädagogin gefragt hat, warum Frauen Täterinnen bei häuslicher Gewalt werden, und dann deren Antwort auf Twitter veröffentlicht hat. Allerdings müssen wir der FAZ wohl dankbar sein dafür, denn die Antwort zeigt sehr schön, wie beim Frauen als Täterinnen mit einem anderen Maß gemessen wird als bei Männern.


Hier geht es weiter.



2.
Die grausame Attacke der Assad-Truppen mit Chemiewaffen im nordsyrischen Chan Scheichun: Mehr als 86 Tote, darunter viele Frauen und Kinder.


Könntet ihr Clowns endlich mal aufhören so zu tun, als ob solche Taten weniger schlimm wären, wenn es sich bei sämtlichen Toten ausschließlich um Männer handeln würde? Es ist genau diese sexistische Gewichtung von Opfern, die massive Auswirkungen in der internationalen Geschlechterpolitik hat.



3. Der Schöpfer der Skulptur des angriffslustigen Bullen nahe der New Yorker Wall Street ist immer noch verärgert über die Statue des "furchtlosen Mädchens", die ihr gegenüber gestellt wurde:

Der italienischen Tageszeitung "La Repubblica" sagte er: "Mein Stier ist ein Zeichen des Optimismus und der Stärke. Ich bin nicht damit einverstanden zu sehen, wie er in ein negatives Symbol umgewandelt wird." Seine Statue sei zu einer Repräsentation der männlichen Dominanz über die Frauen gemacht worden.

Überhaupt zieht die Skulptur "Fearless Girl" auch von engagierter weiblicher Seite Kritik auf sich. Sie sei ein Fall von leerer Symbolik und fasse zusammen, was im Feminismus heute falsch laufe. An den existierenden Problemen aber ändere sie nichts. Zumal, und das erzürnt Kritikerinnen am meisten, das Bronze-Mädchen nicht von der Künstlerin selbst aufgestellt wurde. Sondern im Auftrag einer Investmentfirma.




4. Mark Smith beschäftigt sich mit den profeministischen Männern von männer.ch, einem Schweizer Gegenstück zum deutschen Bundesforum Männer. Ironischerweise bringt sein Kommentar unter seinem Artikel für mich das Problem besser auf den Punkt als der Artikel selbst:

Von mir aus dürften sie gerne so einen Bullshit schreiben, wenn sie sich wenigstens dafür für Problemlagen von Jungen und Männern einsetzen würden, aber das machen sie ja kaum. Häusliche Gewalt gegen Männer durch Frauen, hören wir nix. Sexueller Missbrauch von Jungen: hören wir nix. Unzureichende Beratungsstellen speziell für Männer im sozialen und medizinischen Bereich – hören wir nix.

Ganz allgemein bei schweren Straftaten, wo Männer viel mehr betroffen sind als Frauen, hören wir nix.

Bei Selbstmorden, Unfällen, Suchterkrankungen, im Bildungswesen, Obdachlosigkeit, Zwangsdienste oder dass Männer früher sterben, hören wir nix.

Sie wollen einen Vaterschaftsurlaub und dass alles schön so aufgeteilt ist, dass Frauen und Männer alles gleich machen. Diese Institution ist für mich ein Witz.




5. Die Website "Age of Shitlords" hat sich angeschaut, wo all die profeministischen Männer gelandet sind, die Gamergate der Frauenfeindlichkeit bezichtigt haben. Die Antwort ist überraschend und aufschlussreich, der verlinkte Artikel im Volltext lesenswert! Wenn ich nicht regulär mit Beiträgen in deutscher Sprache anfangen würde, wäre das hier für mich sogar der Artikel des Tages. Langjährige Genderama-Leser werden sich erinnern, dass es hier früher schon bemerkenswert ähnliche Berichte über dezidiert profeministische Männer gab, so dass wirklich ein interessantes Muster zutage tritt.



6. Der britische Independent mahnt an, dass man die tschetschenischen "Konzentrationslager" für Schwule im Westen nicht einfach hinnehmen dürfe. Dabei macht der Artikel klar, dass es sich bei den Opfern um schwule (und vermutlich auch bisexuelle) Männer handelt, statt mit geschlechtsneutralen Begriffen wie "Homosexuellen" herumzulavieren.



7. "Mir wurde gesagt, dass Männer die Täter und Frauen die Opfer sind" – mit diesen Worten überschreibt der britische Telegraph einen Artikel über männliche Opfer von Vergewaltigung und ihre Probleme, Gehör zu finden. Ein Auszug aus dem Artikel:

There were 26,483 recorded incidents of males being victims of sexual assault or rape in the UK between 2010 and 2014, according to a Greater London Authority report published in November 2015. Research conducted by Survivor’s UK, the country’s largest male rape and sexual abuse charity, suggests the total number in the same period, including unreported incidents, stands at 679,051.


Es ist ein schwacher Trost, aber wenigstens kommen geschätzte hunderttausende von Opfern kontinuierlich in der Debatte über Sexualgewalt vor. Wäre ja auch bizarr, wenn man sie nur wegen ihres Geschlechts ausblenden würde.

(Ja, das war sarkastisch.)



8. In der Huffington Post Südafrikas fordert Shelley Garland, weißen Männern das Wahlrecht zu entziehen:

Some of the biggest blows to the progressive cause in the past year have often been due to the votes of white men. If white men were not allowed to vote, it is unlikely that the United Kingdom would be leaving the European Union, it is unlikely that Donald Trump would now be the President of the United States, and it is unlikely that the Democratic Alliance would now be governing four of South Africa's biggest cities.

If white men no longer had the vote, the progressive cause would be strengthened. It would not be necessary to deny white men indefinitely – the denial of the vote to white men for 20 years (just less than a generation) would go some way to seeing a decline in the influence of reactionary and neo-liberal ideology in the world. The influence of reckless white males were one of the primary reasons that led to the Great Recession which began in 2008. This would also strike a blow against toxic white masculinity, one that is long needed.

At the same time, a denial of the franchise to white men, could see a redistribution of global assets to their rightful owners. After all, white men have used the imposition of Western legal systems around the world to reinforce modern capitalism. A period of twenty years without white men in the world's parliaments and voting booths will allow legislation to be passed which could see the world's wealth far more equitably shared. The violence of white male wealth and income inequality will be a thing of the past.

(...) It is obvious that this violent status quo will not change without a struggle, and the only way to do so will be through the expropriation of these various assets and equitably distribute them to those who need them. This will not only make the world a more equitable place, but will also go some way to paying the debt that white males owe the world. Over the past 500 years colonialism, slavery, and various aggressive wars and genocides, have been due to the actions of white men. Redistributing some of their assets will go some way to paying the historical debt that they owe society.

It is no surprise that liberalism – and its ideological offshoots of conservatism and libertarianism – are the most popular ideologies among white males. These ideologies with their focus on individuals and individual responsibility, rather than group affiliation, allow white men to ignore the debt that they owe society, and from acknowledging that most of their assets, wealth, and privilege are the result of theft and violence.

(...) Some may argue that this is unfair. Let's be clear, it may be unfair, but a moratorium on the franchise for white males for a period of between 20 and 30 years is a small price to pay for the pain inflicted by white males on others, particularly those with black, female-identifying bodies. In addition, white men should not be stripped of their other rights, and this withholding of the franchise should only be a temporary measure, as the world rights the wrongs of the past.




9. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Schön, dass Sie den Bericht der "20 Minuten" verlinkt hatten. Ich habe den Eindruck, dass man dort bemüht ist, alle zu Wort kommen zu lassen. Wirklich weggeworfen vor Lachen habe ich mich allerdings bei einem Interview mit Martha Weingartner, Projektleiterin bei der Fachstelle für "Gleichstellung" der Stadt Zürich, als Response zu der Umfrage.

Diese Dame behauptet doch allen Ernstes: "Die Männer sind sehr gut darin, ihre Anliegen an die Öffentlichkeit zu bringen".

Wenn man nicht ahnen würde, dass hier - wider besseren Wissens - gelogen wurde, würde man die Dame einfach in die Arme nehmen und wach rütteln wollen. Aber die Dame ist, denke ich, hellwach und lügt aus Überzeugung.

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