Freitag, Februar 10, 2017

"Netz gegen Nazis" hadert mit Maskulisten, Kachelmann sprengt Veranstaltung mit Alice Schwarzer – News vom 10. Februar 2017

1. Der bizarrste Text, auf den ich bei der heutigen Blogrecherche gestoßen bin, ist dieser – bizarr vor allem, wenn man seinen Fundort bedenkt:

Auf Twitter gab es diesen Monat eine sexistische Twitter-Kampagne, die es bis auf Platz zwei der Twittertrends geschafft hat. Mit #Rasenmähergegensexismus versuchten Sexisten und Maskulinisten sich über Antisexismus, Feminismus, transgeschlechtliche Menschen sowie Genderpolitik im Allgemeinen lustig zu machen. (...) Auslöser war ein Tweet des feministischen Magazins "Edition f", die eine Praktikantin oder einen Praktikanten für die Redaktion suchten. Das kommentierte der Twitter-Account "Diplomrasenmäher" mit "wär mal Zeit für ne Männerquote ihr Sexistinnen!" Als er daraufhin nicht freundlich bestätigt, sondern nach ein paar weiteren Tweets geblockt wurde, rief er das Netzwerk seiner Freunde zum Trollen unter dem Hashtag #RasenmähergegenSexismus auf. Dies berichtet ein Blog, der ebenfalls zur antifeministischen Szene gehört (der Autor nennt sich selbst "Maskulist" - er findet das gebräuchliche "Maskulinist" nicht richtig). Wie gut die antifeministische Szene auf Twitter vernetzt ist, lässt sich daran erkennen, dass der Hashtag kurz darauf Trending Topic bei Twitter wurde.


Das berichtet in ihrem Monatsrückblick Januar, Schwerpunkt Gender eine Website, die sich als "Netz gegen Nazis" bezeichnet – offenbar findet man dort das gebräuchliche "Pappnasen gegen Hinz und Kunz" nicht richtig. "Netz gegen Nazis" gehört zur Amadeu-Antonio-Stiftung, und wie man an dem zitierten Beispiel sieht, werden unter "Nazis" recht beliebig Menschen eingemeindet, deren Meinung man in irgendeiner Frage nicht teilt. Aus diesem Grund sorgt die Amadeu-Antonio-Stiftung nicht zum ersten Mal für Kopfschütteln. An echten Nazis scheint es dieser Combo verwunderlicherweise zu mangeln, weshalb man anstelle von Rechtsextremisten eben Leute bekämpfen muss, die Feministinnen verarschen.

"Feministinnen verarschen" und "der nationalsozialistischen Ideologie anhängen" werden als praktisch deckungsgleich und austauschbar präsentiert. Man sieht: In der Amadeu-Antonio-Stiftung arbeiten echte Profis. Die Rechtsextremen dürfte derart viel Sachkompetenz beim politischen Gegner freuen.



2. Die Debatte, ob die Männerrechtsbewegung ihre Forderungen radikaler zuspitzen solle, statt konsequent sachlich zu bleiben, läuft noch immer. Für das Blog "Geschlechterallerlei" geht der Maskulist "Crumar" in die Tiefe: Er nennt Meilensteine der Männerrechtsbewegung in den letzten Jahren, erklärt, warum die bei einigen beliebte Kritik an den Geisteswissenschaften in die Irre führt, und umreißt, welche Herausforderungen noch vor uns liegen. Ich veröffentliche hier eine gekürzte Fassung seines Textes:

Ich möchte an meinem historischen Rückblick ansetzen, der im ersten Teil einen Bruchpunkt in *einem* Forum charakterisierte, nämlich den bei Telepolis zu einem feministischen Artikel von Birgit Gärtner im Jahr 2010. Hier wurde die Autorin offensichtlich von der Redaktion wegen der Forenreaktionen gezwungen, den ursprünglichen Test um die gröbsten Falschaussagen zu bereinigen und erneut zu veröffentlichen.

D.h. die "Offensive in der Defensive" – nämlich engagiert aus der Sicht des Lesers zu kritisieren – hatte Früchte getragen, auch weil Heise von seiner liberalen Moderationspraxis nicht abließ (ausdrücklich hervorgehoben).

Zwei Jahre später, also 2012 gab es zwei Ereignisse, die ich als Dammbruch charakterisieren würde und die fast zeitgleich erfolgten:

Am 12.4. erschien "Das verteufelte Geschlecht" von Christoph Kucklick in der "Zeit" und lenkte unsere Aufmerksamkeit auf die *eigentlichen* gesellschaftlichen und historischen Gründe für die Entstehung *gesellschaftlich akzeptierter* Männerfeindlichkeit. (...) Der Lerneffekt: Wer den feministischen Begriff der "toxic masculinity" bekämpfen will, indem er den Feminismus bekämpft, betreibt eine Art Schattenboxen. Der Artikel ist in Gänze lesenswert! [Kucklicks] Buch "Das unmoralische Geschlecht" (quasi als Antwort auf "Das moralische Geschlecht" von Lieselotte Steinbrügge geschrieben) wird bereits als Klassiker der Männerbewegung angesehen.

(...) Am 18.4. erschien beim "Spiegelfechter" die "Eckpfeiler einer linken Männerpolitik" von Arne Hoffmann, und hier sind die Eckpunkte weniger wichtig, als herauszustellen, dass nach satten 1234 Kommentaren in drei Wochen das Forum geschlossen werden musste. Eine solche Resonanz auf einen Beitrag eines ausgewiesenen Männerrechtlers hatte es bisher nicht gegeben. Ebenso wenig die Möglichkeit, auf einem Blog zu veröffentlichen, von dem bekannt ist, der Autor schreibt in und für die Nachdenkseiten, einem im linken sozialdemokratischen Spektrum verortbaren Blog.

Nachdem sich Arne Hoffmann mit Genderama zudem als "Blog des linken Flügels der antisexistischen Männerbewegung (Maskulismus)" positionierte, waren sämtliche Versuche, die Männerechtsbewegung als "rechts" zu denunzieren und auszugrenzen lächerlich geworden.

Endgültig mit Erscheinen von "Plädoyer für eine linke Männerpolitik" 2014, einem absoluten Klassiker des linken Flügels der Männerrechtsbewegung. Nichtsdestotrotz gibt sich das Wikipedia-Geschwader von Fälschern, namentlich Fiona und nico b., natürlich noch immer Mühe [Arne Hoffmanns] Eintrag "korrekt" zu redigieren (ihn also als "rechts" anzuschmieren).

Nachdem ich diese beiden Männer vorgestellt habe, ist es wichtig, sich deren akademischen Werdegang anzusehen: Christoph Kucklick studierte Politikwissenschaften und Soziologie in Hamburg, Arne Hoffmann Medienwissenschaften in Mainz. Damit kann übergeletet werden zur politischen Forderung, die Geisteswissenschaften abzuschaffen: Ich halte diese Forderung für falsch.

Sie ist nicht nur falsch, weil die besten Kritiker des Feminismus und Genderismus offensichtlich selber Geisteswissenschaftler sind und diese Forderung auf ihre Selbstabschaffung hinauslaufen würde. Sondern weil sich in der hier gestellten Frage, ein grober politischer Fehler, nämlich aus einem Gefühl von OHNMACHT abgeleitete Politik verbirgt (...). Das klingt zunächst einmal radikal, im Kern steht jedoch entweder das Eingeständnis der Ohnmacht, andere mit Argumenten nicht überzeugen zu können, weil diese ideologisch verbohrt sind oder das Eingeständnis unserer Schwäche, weil wir argumentativ nicht gut genug sind.

Da ich selbstbewusst genug bin zu behaupten, letzteres trifft nicht zu, läuft seine Forderung darauf hinaus, allen Geisteswissenschaften pauschal zu unterstellen, es handle sich um männerfeindliche, feministische Ideologieproduzenten. Den Beweis für eine solche Behauptung kann jedoch nicht erbracht werden.

Anders verhält es sich bei den Gender Studies, aber aus anderen, guten Gründen anders. Leszek (ein Sozialwissenschaftler übrigens) schrieb auf [dem Blog] "Alles Evolution" im Rahmen einer Antwort auf die Vorschläge:

"Innerhalb der Geschlechter-Soziologie dominieren heute leider die Gender Studies. Ich bin allgemein dafür die Gender Studies einer gründlichen Evaluation zu unterziehen und dann alle Personen rauszuwerfen, die nicht wissenschaftlich arbeiten – wobei ich vermute, dass dann wenig von den Gender Studies übrigbliebe."

D.h. Leszek kritisiert die Unwissenschaftlichkeit der Gender Studies, die also (sozial/geistes-) wissenschaftlichen Standards nicht genügen. Eine Wissenschaft zu kritisieren, bloß weil sie eine andere, von uns nicht gewünschte Positionen vertreten ist nicht ausreichend. Sie aus diesen Gründen abschaffen zu wollen, wäre haargenau das, was wir unseren politischen Gegnern vorwerfen: Zensur und Eingriff in die Freiheit der Wissenschaft.


"Crumar" zitiert im folgenden eine relevante Analyse "Leszeks":

Es ist meines Erachtens recht offensichtlich, was der wesentliche Grund dafür ist, dass die Männerrechtsbewegung nicht schneller vorankommt: weil sie vor allem eine Internetbewegung darstellt und außerhalb des Netzes kaum in Erscheinung tritt.

Die Männerrechtsbewegung tut bislang das nicht, was jede andere soziale Bewegung auch tun musste um erfolgreich zu sein, nämlich auch im öffentlichen Raum als konstruktive soziale Bewegung in Erscheinung treten und gewaltfreie Aktionen durchführen. (…)

Solange Männerrechtler keine gewaltfreien Aktionen durchführen, wird sich der Fortschritt für die Männerrechtsbewegung eben langsamer vollziehen als es eigentlich möglich wäre.


Daraufhin gelangt "Crumar" zu folgendem Fazit:

Ich sehe die Forderungen [nach einer radikalen Zuspitzung unserer Positionen] vor dem Hintergrund, dass wir uns in einer politischen Internetbewegung befinden, die alle Kennzeichen einer gefährlichen Filterblase hat.

Vor allem, sich und uns selbst ins Nirwana zu radikalisieren.

Seit 2012 (länger sind die meisten nicht tätig) geht es rasant aufwärts mit männerrechtlichen/maskulistischen Blogs, mit Kommentaren, mit Youtube-Videos und so weiter, aber der Internet-Aktivismus springt nicht auf das echte Leben über.

Der Fehler ist meines Erachtens, angesichts dieser Rasanz der Entwicklung im Internet ungeduldig zu werden, weil man die Internetbewegung mit einer wirklichen politischen Bewegung verwechselt.

Das sind wir aber (noch) nicht.

Es würde helfen, wenn wir uns das eingestehen, geduldig bleiben, weiter männerfeindliche Scheiße fressen und dicke Bretter bohren (am Ende werden wir natürlich sowieso siegen). Und irgendwann mal den Arsch hoch bekommen – "Komm ins Offene, Freund!"




3. Auch das ist irgendwie schon eine maskulistische Aktion: Jörg Kachelmann sprengt einen Vortrag Alice Schwarzers zur Sexualgewalt. (Ein Video davon gibt es auch auf Youtube.)



4. Josef Kraus, der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, sieht die Pädagogik einem sich abzeichnenden Kulturkampf seitens des Gender-Lagers ausgesetzt:

Gender-sensible Bildung sowie Gendertraining sind jetzt angesagt. An der TU Berlin ist man längst so weit. Dort schlossen sich 1989 Pädagogen aus einer Männergruppe zusammen und gründeten "Dissens", einen Verein für eine "aktive Patriarchatskritik". Hauptanliegen war es, Jungs früh zu Kritikern des eigenen Geschlechts zu erziehen. Rollenspiele für Jungen wie "Ich habe eine Scheide und tue nur so, als sei ich ein Junge" gehören dazu.

(...) Dass das Grundgesetz Ehe und Familie unter den besonderen Schutz des Staates und Erziehung ausdrücklich als Recht der Eltern benennt, scheint nicht mehr überall zu gelten. Und nur mit Einschränkungen scheint leider auch zu gelten das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung. Jedenfalls kann derjenige nicht mit Toleranz rechnen, der sich gegen das repressive Toleranzverständnis und die Deutungshoheit der Protagonisten der Gender-Theorie stellt.




5. Der britische Parlamentsabgeordnete Philip Davies ist einer der wenigen, der die herrschende feministische Ideologie nach wie vor aus dem System selbst heraus kritisiert. Aktuell bemängelt Davies, dass Feministinnen die "Geißel der Scharia-Gerichte" ignorierten:

It has happened pretty quickly – just week three on the Women and Equalities Committee and I have seen what a pathetic sham the self-styled feminists in Parliament really are.

(...) The wonderful Crossbench Peer and Human Rights campaigner, Baroness Cox, has introduced a bill which would ban Sharia Councils from making decisions in the UK.

In advance of its second reading she held a meeting for all Parliamentarians to hear from three Muslim women their harrowing stories of how they had been treated by Sharia Councils in the UK, and how the UK courts were respecting the decisions made by them.

These extremely brave women told us how they were forced into marriage at gunpoint, how they were betrothed to men from Pakistan simply so they could move to the UK, how their husbands refused to touch them if they went to university because that made them dirty – and how men could divorce women simply by saying “I divorce you” three times, but women have nothing like the same rights.

How many members of the Women and Equalities Select Committee do you think attended this meeting to hear about this blatant discrimination? Just one – yes, yours truly.

How many MPs came to hear these brave women? Yes, you’ve guessed it – just me.

How many female parliamentarians from either house turned up in solidarity with these women? Apart from Baroness Cox, not a single one.


In Deutschland würde Philip Davies vermutlich längst von "Netz gegen Nazis" an den Pranger gestellt werden.



6. Die Generation der jungen Männer verdient Tausende weniger als die Generation vor ihr berichtet der britische "Independent" mit Bezug auf eine gestern veröffentlichte Studie. Im untersuchten Zeitraum ist der Verdienst der Frauen hingegen gleich geblieben. Ein Hoch auf die Geschlechterpolitik der letzten 25 Jahre!



7. Australische Studentinnen sind wütend über eine "sexistische" Regelung, die an viele andere sexistische Regelungen erinnert, bei denen diese Empörung ausbleibt:

Female veterinary medicine students at the University of Sydney are outraged they are being excluded from a new scholarship program which prioritises male applicants.

(...) However, the university has hit back at the claim the scholarship is sexist and have pointed to a gender imbalance in veterinary science students - who were "overwhelmingly female".

"Of this year’s graduate entry for the doctor of veterinary medicine students over 90 percent of the intake is expected to be female. This is a trend seen over the past five years along with an increasing trend away from rural practice," a statement read.

"The inclusion of males as one of a number of preferences by the donor is to address the current under-representation of males in the student cohort."


Mit anderen Worten: Es handelt sich um das Prinzip der Quote, die von Feministinnen begeistert gefeiert wird, wenn Frauen irgendwo unterrepräsentiert sind. Sobald die Quote allerdings Männern zuteil kommt, wird daraus plötzlich eine himmelschreiende Ungerechtigkeit.



8. Der auf Superhelden spezialisierte Comic-Verlag Marvel will sich offenbar von seiner feministischen Agenda verabschieden. Nachdem praktisch alle bekannten Superhelden von Vertretern von Minderheiten ersetzt worden waren (etwa mit Iron Man als schwarzer Teenagerin) und Marvel-Comics immer häufiger politische Lektionen vermittelten, waren die Proteste von Fans und Comicverkäufern zunehmend unüberhörbar geworden. Das maskulistische Blog "Toy Soldiers" kommentiert die jetzt angekündigte Neuorientierung des Marvel-Verlages zurück zu den etablierten Erzählformen:

The irony of the complaints about politics in comics is that comics have been political since their inception. What made Marvel’s recent attempt so grating is that most of the stories preached to the audience. They were completely one-sided, never allowing for any (ironically) diverse opinions. Bitter diatribes against upset fans accompanied the lack of nuance.

Had anyone approached politics from the perspective that those with different politics are not evil, this have gone over better. But the incessant need to snap at critics, non-progressives, and the fan base and make them like the poor storytelling backfired.

One would think Marvel would have seen what happened to the gaming industry when they attempted this tactic. The reason GamerGate won is because the gaming industry is a business. The consumer ultimately has the power. If you take away what they want, they will stop buying your products.

This is what happened to Marvel. They gambled with their fan base and lost. However, unlike the gaming industry, this did not begin and end within two years. Marvel has been at this since 2011.

While the direction change may bring back some fans, the intensity of the Marvel hate might keep plenty of fans away. In both the short and long term Marvel may have cost itself a large chunk of its base by pandering to people who do not buy their products.


Allerdings sollte man der Vollständigkeit halber hinzufügen, dass viele der beanstandeten Comics (etwa Iron Man, Hulk, Thor, Captain America und Spider-Man) von dieser holzhammermäßig vorgebrachten Weltsicht abgesehen immer noch gut erzählt sind. Die Geschichten von einer schwarzen Teenagerin als Iron Man etwa lassen sich genauso gut lesen wie die traditionelleren Geschichten. Einen kompletten Einbruch in Qualitätsfragen kann ich Marvel nicht vorwerfen.



9. Eine neue Website bietet Frauen gefälschte Schwangerschaftstests und Ultraschallbilder an:

The scam is simple. A woman you’re currently dating provides you with documents they received from this website, claiming that they are pregnant and you are the father. If you’re not ready to have child, they take a considerable large sum of money from you for their supposed abortion, keep the money, and then move on to their next target. The website has also been used by women to blackmail their boyfriends into staying in relationships.




10. Hat Indien ein Problem mit Falschbeschuldigungen sexueller Gewalt? fragt Joanna Jolly für die britische BBC:

After the infamous 2012 gang rape of a student on a bus in Delhi, the number of rape cases reported to police in India rose sharply. But one survey concluded that in Delhi, in 2013-14, more than half of these reports were "false" - fuelling claims by male activists that women are alleging rape in order to extort money from men.


Hier geht es weiter.



11. Cassie Jayes Dokumentation "The Red Pill" wird Teil einer politischen Veranstaltung in Washington D.C. Deren Ziel: endlich auch einen Männerrat im Weißen Haus.

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