Donnerstag, Februar 16, 2017

FDP-Brandbrief gegen Männerdiskriminierung – News vom 16. Februar 2017

1. Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner setzt mit einem Brandbrief gegen die Diskriminierung von Männern in Nordrhein-Westfalen vor allem die CDU unter Druck:

In einem persönlichen Brief an alle 237 Abgeordneten des Landtags wirbt Lindner für eine gemeinsame Verfassungsklage aller Parlamentarier gegen die Vorgaben, denen zufolge Frauen auch bei schlechterer Qualifikation gegenüber Männern bevorzugt befördert werden müssen.

Auf den ersten Blick ist sein Versuch, Mitglieder der Regierungsparteien gegen das neue rot-grüne Dienstrecht aufbringen zu wollen, aussichtslos. Auf den zweiten Blick nicht: Der FDP-Chef verweist auf die zahlreichen Klagen betroffener Männer gegen das neue Dienstrecht, die zu einem umfassenden Beförderungsstopp in großen Teilen der NRW-Verwaltung geführt haben.


Hier findet man den vollständigen Artikel.



2. Der Gymasiallehrer und Blogger Schoppe schildert in einem lesenswerten Artikel seine Erfahrungen mit Beratungsstellen für Eltern: Wie man Väter rausberät.



3. Die Sächsische Zeitung hat zur Eröffnung der ersten Männerschutzwohnung in Dresden zwei Mitglieder des Dresdner Männernetzwerks interviewt.



4. Gleichzeitig steht, wie die Ostthüringer Zeitung berichtet, die Gewaltschutzwohnung in Gera vor dem Aus. Thüringens Gleichstellungsbeauftragte Katrin Christ-Eisenwinder (Die Linke) lehnte eine Finanzierung ab. In dem hier verlinkten Artikel interviewt die Ostthüringer Zeitung Tristan Rosenkranz von der Initiative Gleichmaß e.V., die von Genderama unterstützt wird. Rosenkranz berichtet:

Vor der Landtagswahl in Thüringen gab es zahlreiche Gespräche mit Fraktionsvertretern der Linken, Grünen, SPD und CDU. Dabei sicherten explizit Vertreter sowohl der Linken als auch der SPD zu, das Finanzierungsproblem in den Ausschüssen zur Diskussion für den Landeshaushalt zu stellen. Dies erfolgte in beiden Fällen nicht.

(...) Fundraising als Option beispielsweise ist sehr aufwendig und ehrenamtlich nicht leistbar. Die WBG Aufbau zwar äußerte ausdrücklich den Wunsch, das Projekt auch künftig zu unterstützen. Sollte jedoch mit der Finanzierung Schluss sein, wird die Wohnung im Juli aufgelöst. Als Projektverantwortlicher bin ich müde geworden, habe mir viel zu viele Zusagen angehört, die nicht eingehalten wurden. Von Gewalt betroffene Männer werden sich künftig selbst kümmern und privat irgendwo unterkommen müssen. Wir können dann für sie weder eine Wohnung noch Ämtergänge noch eine therapeutische Hilfe organisieren. Natürlich wird unser Verein sie darauf hinweisen, wo die Ursache dafür liegt.


Man muss hier unbedingt noch einmal daran erinnern, dass wir Männer der herrschenden feministischen Lehre zufolge über den Reichtum der Welt verfügen und nur aufbegehren, weil wir Angst vor dem Verlust unserer Privilegien haben. In Wirklichkeit können wir natürlich nicht einmal verhindern, in einer Situation häuslicher Gewalt gefangen zu sein, während eine linke Gleichstellungsbeauftragte untätig dabei zusieht.



5. In der Neuen Zürcher Zeitung beschäftigt sich Katharina Fontana mit "Feminismus in Zeiten Trumps". Im Teaser des Artikels heißt es:

Frauen sollen sich gegen die Trumps dieser Welt selbstbewusst zur Wehr setzen. Doch ein Feminismus, der einzig gegen rechte Feindbilder austeilt und unbequemen Themen ausweicht, ist unehrlich.


Was sind diese unbequemen Themen? Zum Beispiel, dass der Kampf um "Gleichberechtigung" immer fragwürdiger klingt, je offenkundiger wird, dass es Frauen in unserer Gesellschaft besser geht als Männern:

Schweizerinnen sind heute in mehreren Bereichen bessergestellt als Schweizer, das reicht vom Militärdienst über das Rentenalter bis zur Absicherung im Todesfall. Auch was die Lebensgestaltung angeht, verfügen Frauen heute über so viel (finanzielle) Freiheit und Selbstbestimmung wie Männer. Gesellschaftliche Zwänge gibt es kaum, und wenn doch, scheinen sie heute mehr die Männer einzuschränken. Eine Frau darf immer noch ganz in der Mutterrolle aufgehen, sie kann neben Kindern und Familie ein Bein im Berufsleben behalten oder sich voll der Karriere widmen. Diese Vielfalt an Lebensstilen scheint für Männer und namentlich für Väter heute noch nicht derart selbstverständlich umsetzbar zu sein.


Diese Einsichten klingen so, als wären sie direkten Weges übernommen aus dem Standardwerk der internationalen Männerrechtsbewegung, Warren Farrells "Mythos Männermacht" aus dem Jahr 1995. Es sind seit über 20 Jahren offenkundige Wahrheiten, und trotzdem klingen sie heute noch gewöhnungsbedürftig, heute noch als ein Verstoß gegen die politische Korrektheit vom Opfergeschlecht Frau.

Der Rest des Artikels spult die Standards der Feminismuskritik aus der konservativen Ecke ab: Während lächerliche Kodizes für eine geschlechtergerechte Sprache und eine "Lohnpolizei" gefordert würden, blieben die wahren Skandale selbst dann im Schatten, wenn frauliche Empörung bitter nötig wäre: etwa wenn ein Moslem einer Frau aus religiösen Gründen nicht die Hand geben wolle. Der Slogan "my body, my choice" gilt in Fontanas Augen offenbar nicht für Männer. Auch den Vorwurf, dass Feministinnen mit zweierlei Maß messen, wenn es um Einwanderer gehe, haben wir im letzten Jahr schon etliche Male gelesen (unter anderem von Birgit Kelle und "Don Alphonso"), er trifft allerdings noch immer:

Wenn praktisch jede dumme Anzüglichkeit von Männern, jede deplacierte Bemerkung über Dirndls und Décolletés zu öffentlichen Aufschreien führt, sollte es doch mindestens ebenso viel Furor auslösen, wenn ein Mann in aller Seelenruhe dafür eintritt, die Ehefrau mit Schlägen zum Sex zu bewegen – so geschehen in einem Dokumentarfilm über einen Basler Muslim am Schweizer Fernsehen.


Solche Vorwürfe dürften mit Sicherheit noch etliche weitere Male wiederholt werden. Bis jetzt tun sich Feministinnen beim Thema "muslimische Zuwanderer" noch immer schwer und schwanken zwischen der Trivialisierung damit einhergehender Probleme (Wizorek) und einer Dämonisierung von Zuwanderern (Schwarzer).



6.
"Erst durch Mord wird mein Projekt wieder ein Teil von mir", erklärte Aurora Rodriguez im Gerichtssaal den Mord an ihrer Tochter Hildegart. Hildegart sollte die größte Feministin ihrer Zeit werden, doch als sie den Ansprüchen der Mutter nicht mehr genügt, musste sie sterben. Die Geschichte von Aurora und Hildegart Rodriguez scheint auf den ersten Blick fiktiv zu sein, ist sie doch in ihrer Abstrusität kaum zu übertreffen: Im Jahr 1914 wird das Lebensprojekt von Aurora Rodriguez geboren: Hildegart. Die radikale Feministin Aurora, die in einer Welt aufwuchs, in der kein Platz für die Bildung von Frauen war, will eine Superfrau erziehen. In Anlehnung an Nietzsches Übermenschen soll diese Frau die Urmutter aller Feministinnen sein, um so die Welt vom Patriarchat zu befreien. Deshalb wird Auroras Tochter mit unglaublich viel Bildung versorgt – nur Liebe gibt es keine, würde Liebe die kleine Hildegart doch nur verweichlichen. Diese strenge Erziehung trägt auch Früchte: Hildegart legt eine unglaubliche akademische Bildung hin, schreibt mit 13 Jahren bereits sozialistische Pamphlete über eine neue sexuelle Moral und der Freiheit der Frau. Doch es kommt, wie es kommen musste: Die Tochter will sich aus dem goldenen Käfig der Mutter befreien. Auroras Lebenswerk gilt als ruiniert, was für sie nur einen Ausweg bedeutet: Die Zerstörung des Projekts.


Hier geht es weiter mit dem Artikel von Greta Stampfer. Nicht weniger faszinierend ist der Wikipedia-Eintrag zu Hildegart Rodriguez. Vielleicht ist die Männerbewegung in 80 Jahren stark genug, um auch den heute idealisierten frühen Feminismus kritisch zu erforschen und zu untersuchen, ob nicht schon damals einige fatale Verirrungen in die Wege geleitet wurden.



7. Die Grünen sind in Meinungsumfragen inzwischen auf sieben Prozent abgesackt, dem niedrigsten Wert seit 2008. Kein Mensch weiß, warum.



8. Das Datum für den weltweiten Streik der Frauen gegen Donald Trump steht: Es ist wie erwartet der achte März, der internationale Tag der Frau.



9. Nachdem in einer britischen Umfrage 23 Prozent der Befragten angaben, sie glaubten, dass eine Mutter ihren Nachwuchs mehr liebe als ein Vater, haben die "Fathers 4 Justice" eine neue Kampagne zum Valentinstag gestartet:

"Nine men die every week from suicide in Scotland and dads are three times more likely to die after separation than mothers. We want MSPs to deal with this as a public-health issue and look at the role of fathers and ask why Scotland doesn’t have parental equality."




10. Die Schauspielerin Emma Watson berichtet, sie habe es tagelang nicht mehr aus dem Bett heraus geschafft, nachdem ihr Konzept von Feminismus, das sie vor den Vereinten Nationen ausbreiten durfte, auf Kritik gestoßen war. (Watson befürwortete unter der Parole "He for She" einen Damsel-in-Distress-Feminismus, bei dem starke Männer schwachen Frauen in den Sattel helfen sollen.) Check your fucking privileges, girl: Kein Mensch fragt, wie wir Männerrechtler es aus dem Bett schaffen, während wir von einem Auftritt vor den Vereinten Nationen weit entfernt sind, sondern stattdessen entweder ignoriert oder als verkappte Nazis dargestellt werden.



11. In einem aktuellen Artikel beleuchtet Helen Pluckrose The Problem With Intersectional Feminism. Ein Auszug:

The problem with positioning an ideology on the far-Left and claiming it to represent women, people of color, LGBTs and disabled people is that this requires all members of those groups to be far-Left which they simply aren’t. (...) Only 20% of American women are feminists with 29% regarding it as ethically neutral and 30% as mostly negative. Only 9% of British women are feminists and similarly indifferent or negative views are expressed. This appears to be consistent across races. Of the minority who are feminist, it is unclear how many are intersectional feminists, how many are radical feminists (opposed by intersectional feminists), how many are non-intersectional liberal feminists (opposed by intersectional feminists) and how many have no ideology of feminism but simply consider it the name for the gender equality supported by the vast majority of the population.


Pluckrose belegt diese Zahlen in ihrem Artikel durch eine Verlinkung der Quellen. Es ist bemerkenswert, wie wenig diese tatsächliche Verteilung in der Bevölkerung von Politik und Leitmedien widergespiegelt wird.

It is clearly misguided to assume that by listening to intersectionals, we are listening to women, people of color, LGBTs and the disabled. We are, in fact, listening to a minority ideological view dominated by people from an economically privileged class who have had a university education in the social sciences and/or the necessary leisure time and education to study intersectionality, critical race theory, queer theory and critical analyses of ableism.

It is, of course, perfectly possible to support the rights of marginalized groups and campaign for their greater representation whilst accepting that they have a range of political views including those which contradict yours. However, this is not what intersectional feminists do. We are told repeatedly that intersectionality is the only way and that it is not optional.

(...) Non-intersectional feminists are labelled "White feminists" and vilified furiously. It is important to note that not all "White feminists" are White. The term refers to any non-intersectional feminist.

(...) As a White, mostly heterosexual woman with a disability, I have had some experience of these expectations when entering political debate. I am frequently condemned as a "White feminist" and when I point out that I am not a feminist at all, it is demanded that I explain how this is possible if I am woman who believes in gender equality. My ideological differences are not accepted. Instead I am informed that I am pandering to men and am a gender traitor, a fascist and a misogynist.


Willkommen im Club. Hierzulande wird man sogar vom Vorsitzenden des staatlichen Bundesforums Männer als "Frauenfeind" verleumdet, wenn man nicht seiner persönlichen Auffassung von Feminismus anhängt.

The question of whether or not I should identify as “bisexual” has been of far more interest to intersectional feminists than to me. Both have been argued in the service of showing me to have failed ethically following my expression of non-intersectional views. If I don’t identify as bisexual despite having had a couple of female short-term partners, I am contributing to the erasure of bisexual women. If I do identify as bisexual, despite having always wanted a long-term relationship with a man, and having been in one for 18 years, I am claiming a marginalized identity I have no right to because I do not experience the struggles of bisexual women. If I don’t identify by my disability (which I don’t), I have no right to an opinion on discourses around ableism and if I do, my opinion is perpetuating ableism for people with more severe disabilities. I will usually be reminded that I still have White privilege, class privilege and cisgender privilege and should be quiet and listen.


Pluckrose gelangt zu einem Fazit, das meiner eigenen Position in Büchern wie "Plädoyer für eine linke Männerpolitik" entspricht:

Focus on group identity and experience should not come at the cost of respect for the whole world of human ideas and experience and every individual’s right to access and subscribe to any part of it. Until intersectionality respects diversity of ideas as well as of identity and supports every individual’s right to hold any of them regardless of their group identity, it cannot be said to represent anything except its own ideology.




12. Wenn Sie an ein durch einen Säure-Anschlag verätztes Gesicht denken – denken Sie dann spontan eher an eine Frau oder an einen Mann? Ich würde behaupten, dass wir durch unsere Medien so konditioniert sind, dass wir ausschließlich weibliche Opfer vor Augen haben. Einer indischen NGO zufolge unterschätzen wir die Zahl männlicher Opfer solcher Attentate dramatisch, berichtet DNA India. Gleichzeitig werden solche männlichen Opfer vom herrschenden System benachteiligt:

35% of all acid attack victims are men, according to Acid Survivors Foundation India (ASFI). As in the case of women, soured relationships seem to be the most common reason for acid attacks on men. (...) Acid attacks on men are also results of professional jealousy, land dispute, business rivalry, settling scores in personal feuds and political wrestling.

(...) Making matters worse are the institutions and processes that fail male survivors of acid attacks. Barik, who was attacked in December 2013, was able to apply for compensation in November 2014. When he didn't receive the compensation for months, he was forced to approach the Calcutta High Court in August 2016. In November 2016, the high court ordered the authorities to compensate Barik within four months. It has been more than two months since the order, but he hasn't received a penny.

Whereas Mishra had to rope in a lawyer. "When I went to the Chief Medical Officer and to the District Magistrate of Meerut for compensation, they refused, saying only women are to be compensated," says Mishra, who was attacked in 2011. His compensation was held up because authorities in his district were unaware that men too come under the ambit of the compensation law. Jain points out that the problem is with implementing bodies like District Legal Services Authority, who are reluctant to help survivors with legal aid despite instructions coming directly from the central government. Laxmi, an acid attack survivor and social activist from Delhi, points to another dismal reality: "It is difficult to raise funds for men (acid attack survivors)."

(...) "While women have the option of covering their face, men don't," says Dr Johar, pointing out that acid attack survivors often require the assistance of a psychologist or a psychotherapist. Dr Srivastava concurs and adds that male acid attack survivors often become objects of curiosity and ridicule. "It is common for them to go through depression, insomnia, nightmares and anxiety about another attack, which instills a fear of the outside world. Confidence and self-esteem take a hit."


Der "Gender Empathy Gap" zu Lasten von Männern und wie er in sozialen Systemen zur Diskriminierung führt bleibt ein internationales Problem - von Indien bis Thüringen.

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