Samstag, November 26, 2016

Vermischtes vom 26. November 2016

1. In der ZEIT findet sich ein Interview über Gewalt gegen Polizeibeamte, dem eine BKA-Studie zugrunde liegt, die der ZEIT-Artikel verlinkt. Darin erfährt man auf Seite 18, dass 17,5 Prozent der Opfer solcher Straftaten weiblich sind. 82,5 Prozent der Opfer sind männlich.

Wie präsentiert die ZEIT nun solche Zahlen?

Zunächst einmal unter der Überschrift "Gewalt gegen Polizistinnen: Irgendwann ist die Kraft zuende." Dann beginnt das Interview mit Dagmar Hölzl, Beauftragte für Chancengleichheit im Landeskriminaltamt Baden-Württemberg und Vorsitzende der GdP-Frauengruppe, so:

Heute ist der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. Wie schlimm ist die Situation für Polizistinnen, dass Sie als Gewerkschaft der Polizei darauf aufmerksam machen?

Dagmar Hölzl: (...) Die Zahl der Kolleginnen, die beleidigt, beschimpft und angespuckt werden, steigt. Das wird zu einer großen Belastung. (...)

ZEIT ONLINE: Laut dieser Statistik sind 17,5 Prozent der Opfer Polizistinnen. Wie verhält sich das zur Gesamtzahl der Frauen in der Polizei?

Hölzl: Wir gehen von 30 bis 35 Prozent Frauen in den Polizeien der Länder aus.

ZEIT ONLINE: Das würde ja bedeuten, dass Frauen unterproportional betroffen sind.

Hölzl: Das stimmt, aber es werden mehr. In der Vergangenheit waren Frauen sehr selten betroffen, sie hatten einen Schutz durch ihre Weiblichkeit. Wenn wir eine gemischte Streife rausgeschickt haben, konnte man davon ausgehen, dass die Frau die meisten Widerstände einfach verbal gelöst hat. Männer schreckten davor zurück, eine Frau anzugehen oder anzugreifen. Schimpfworte hat es immer schon gegeben, aber das nimmt massiv zu, und das belastet.


83,9 Prozent der Polizisten, die gefährliche und schwere Körperverletzung erleiden, sind männlich. 87,5 Prozent sind es in Fällen von Totschlag. Aber wenn Männer deutlich größerer Gewalt ausgesetzt sind, ist das normal. Ob Männer sich durch dieses Ungleichgewicht "belastet" fühlen, das ja nicht nur in diesem Bereich besteht - die ZEIT käme im Leben nicht auf die Idee, dazu einen Männerrechtler zu interviewen. Beginnt sich die Schere aber auch nur ansatzweise zu schließen, gilt das unseren Leitmedien als Skandal und rechtfertigt Dinge wie den "internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen". Dabei ist hier die sexistische Einschränkung "an Frauen" der eigentliche Skandal.



2. Der AStA der Universität Bielefeld fordert in den Toiletten Frauen-Urinale für Stehpinklerinnen. Die Neue Westfälische berichtet:

Monate hat das so genannte Studierendenparlament (Stupa) nach der Wahl mit einer Beteiligung von etwa 9,5 Prozent der Studenten gebraucht, um den Asta zu bilden. Elf linksgerichtete Listen haben sich nun zusammengefunden. All-Gender-Toiletten sind das erste neue Projekt des Asta – zum Entsetzen der Stupa-Opposition. Für Florian Grün vom CDU-nahen Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) sind Unisex-Toiletten blanker Unsinn. Besser wäre es nach seiner Ansicht, wenn sich der Asta "um relevante Fragestellungen des studentischen Zusammenlebens" kümmern würde. Er bezeichnet das Vorhaben als "Eingriff in die Privatsphäre". Der RCDS wäre einverstanden, wenn ein oder zwei Toiletten dafür bereitstehen würden, keinesfalls aber auf allen Fluren und in allen Gebäudeteilen, wie es der Asta fordere.

Der neue Asta-Vorsitzende (...) Maztoul erklärt das Ansinnen damit, dass es Studenten gäbe, die sich nicht eindeutig einem der beiden Geschlechter zuordnen wollten. Demnächst werde es dazu eine Aufklärungsveranstaltung geben mit dem Titel "Gesellschaft macht Geschlecht". Maztoul kann sich gut vorstellen, dass All-Gender-Toiletten demnächst mit der so genannten Urinella ausgestattet werden. Das seien Urinierhilfen für "Menschen mit weiblichem Geschlechtsteil". (...) Den 43. Asta der Uni ficht die Kritik nicht an. Er kündigt eine zweigleisige Strategie an: Zum einen wie gehabt Beratungen und Angebote für Studenten; zum anderen das Anliegen, "Studierende für bestimmte gesellschaftliche Mechanismen zu sensibilisieren". Schließlich seien Diskriminierung unter anderem aufgrund "des Geschlechts, die Personen häufig nur von außen zugeschrieben werden, leider Alltag", so der Asta wörtlich. Wie viele der 24.000 Studenten an der Uni angeblich diese Erfahrung machen, weiß die Studentenvertretung nicht.




3. Österreichs Familienministerin beklagt den Mangel an gesellschaftlicher Akzeptanz für Väter, die ihre Kinder betreuen:

Laut dem am Freitag präsentierten "Väterbarometer" geben nur zwölf Prozent an, vermehrtes Engagement von Vätern werde von Führungskräften "voll und ganz" akzeptiert. Nur 22 Prozent der 1000 Befragten schätzen Österreich insgesamt als "väterfreundlich" ein.


Hier geht es weiter.



4. Auch in den letzten Wochen gab es verschiedene gelungene Besprechungen zu Cassie Jayes Film "The Red Pill", eine Dokumentation über die Männerrechtsbewegung. Ich habe aufgehört, darauf jedesmal neu hinzuweisen, weil selbst das irgendwann langweilt. Bemerkenswert aber ist unter einer aktuellen Besprechung, deren Verfasser die Position vertritt, die Wahrheit beim Konflikt zwischen Maskulisten und Feministinnen liege irgendwo in der Mitte, nicht der Artikel selbst, sondern ein klarstellender Kommentar darunter:

You seem to be viewing feminism and antifeminism/men's rights activism as simply two sides of the same coin (...) . To me this is akin to viewing racism/anti-racism as simply two sides of the same coin. As having some kind of equivalence. I do not see MRAs anywhere trying to shut down feminist debates, setting off fire alarms, using violence and intimidation to try and stop people from attending. I do not see MRAs proposing that boys, and only boys, should be protected from ritual genital cutting. Or trying to stop feminist films being aired. I don't see MRAs claiming that only men can be victims of DV, and that only men should be catered for. We do not have MRA chiefs of police establishing misandry as a hate crime, ignoring misogyny. We do not have an MRA chief public prosecutor pursuing a vendetta against women, setting targets for the prosecution of females. I do not see MRAs writing in mainstream news outlets, pieces headlined "why I hate women" or "why it's ok to hate women" or "all women should be put in concentration camps" or "why women should be reduced to one tenth of the population". I do not see MRA student welfare officers tweeting #killallwomen or #killallwhitewomen. I do not see MRAs calling for men to be simply 'believed' when they make arbitrary accusations against women, undoing hundreds of years of evidence-based jusrisprudence. In fact I have never seen or heard MRAs campaigning for anything other than equal protection under, and equal accountability before, the law, and equal social provision for their needs regarding health, education and housing etc.


Diesen eklatanten Unterschied zwischen Feministinnen und Männerrechtlern sollte man sich in der Tat immer vor Augen halten.



5. Mal wieder ein Blick nach Indien: Dort machen Männerrechtler einem Polizeichef nach einer sexistischen Kampagne zur häuslichen Gewalt die Hölle heiß.



6. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir in Reaktion auf eine gestern veröffentlichte Zuschrift:

Ich las gerade wie sich einer deiner Leser darüber beschwert, dass bei ZEIT Online Kommentare, die feminismuskritisch sind, gelöscht bzw. erst gar nicht veröffentlicht werden. Nun ja, darüber rege ich mich schon gar nicht mehr auf, das geht ja seit Jahren so.

Ich möchte darauf hinweisen, dass man bei Spiegel-Online zu jedem Artikel auch "Feedback" geben kann (ZEIT Online hat leider keine solche Funktion glaube ich). Und das kann durchaus eine Möglichkeit sein eine Diskussion mit den Medien zu führen, sofern man auf einen echten Journalisten trifft, der wirklich an einem ehrlichen Gespräch interessiert ist. Man kann dort viele Statistiken und Argumentationsstränge vorbringen, die in einem Kommentar aufgrund Platzmangels, aber auch sonst untergehen würden. Kommentare unter Artikeln bringen meiner Meinung nach nichts, es gibt sowieso zu viele davon. Und die werden nur von irgendwelchen Zensoren gelesen - die anscheinend angehalten sind nur Kommentare zuzulassen, die auch dem Artikel zustimmen - aber nicht von den Verfassern des Artikels.

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