Sonntag, September 11, 2016

WELT AM SONNTAG berichtet über MANNdat-Erkenntnisse zur häuslichen Gewalt

"Fast jedes dritte Prügel-Opfer im Haushalt ist ein Mann" ist ein Artikel Anette Dowideits in der Welt am Sonntag überschrieben. Dabei bezieht sich diese Zahl allein auf das in der Kriminalstatistik erfasste Hellfeld: 27 Prozent aller Anzeigen wegen häuslicher Gewalt wurden dem Bundeskriminalamt (BKA) zufolge von Männern gestellt – vor fünf Jahren waren es noch drei Prozenztpunkte weniger. Wer meine Veröffentlichungen seit längerem liest, weiß, dass hunderte anonymisierter Befragungen und in Fachzeitschriften veröffentlichte Studien seit Anfang der achtziger Jahre sogar auf eine Gleichverteilung der Opfer zwischen beiden Geschlechtern hinweisen. Laut der EKD-Studie des Anti-Diskriminierungsforschers Dr. Peter Döge beispielsweise haben 45 Prozent der befragten Männer und 40 Prozent der befragten Frauen häusliche Gewalt erlitten. Die Dunkelziffer dürfte nicht zuletzt dank unserer Aufklärungsarbeit über die Häufigkeit der Betroffenen aufweichen, weshalb es für Männer weit weniger beschämend ist als früher, sich nach solchen Vorfällen an die Polizei zu wenden.

Die Welt am Sonntag berichtet darüber, mit welchen Hindernissen das allerdings noch immer oft verbunden ist:

Beratungsstellen für Gewalt gegen Männer beklagen, dass Betroffenen, die sich trauen, ihre gewalttätige Partnerin anzuzeigen, häufig bei der Polizei nicht geglaubt werde. Drei von vier Männern, die sich an ihn und seine Kollegen wenden, hätten sich von den Ermittlungsbehörden in die Täterrolle gedrängt gefühlt, sagt etwa Arne Hoffmann von der Beratungsstelle MANNdat. Das Bundesinnenministerium und das NRW-Innenministerium antworteten auf Fragen der "Welt am Sonntag" nicht, ob dort das Phänomen einer Benachteiligung männlicher Anzeigesteller bekannt sei.


Ohne Antwort blieb bereits 2007 ein Offener Brief den MANNdat wegen dieser Problematik an den nordrhein-westfälischen Innenminister gesandt hatte und in dem Beispiele problematischen Verhaltens der Behörden genannt wurden.

Auch in unserem Ratgeber an männliche Opfer lassen wir Betroffene über ihre Erfahrungen berichten. Ein Beispiel:

"Am xx.xx.2010 wurde ich von der Noch-Ehefrau mit einer Tontasse verprügelt und danach mit einem Küchenmesser angegriffen. Es gelang mir, ihre Angriffe abzuwehren, sie zu Boden drücken und auf dem Boden zu fixieren, bis die Polizei eintraf. Doch die Polizistin xxxx und der Polizist yyyy erklärten mich zum Täter. Die Beweisstücke wurden nicht gesichert, Aufnahmen nicht gemacht. Stattdessen wurde ich durch die Beamtin misshandelt, sodass ich mit dem Kopf auf dem Boden aufschlug. Ohne ärztliche Einweisung wurde ich in eine geschlossene psychiatrische Abteilung eingewiesen. Per Gerichtsbeschluss darf ich bis November 2011 mich nicht einmal meinem Haus nähern. Mein ganzer Besitz liegt darin. Ich habe zweimal gegen die Wegweisung geklagt. Vergebens. Das Landgericht geht davon aus, dass in der Regel Männer Frauen schlagen."


Auch der Soziologe Ludger Jungnitz, der an der Pilotstudie "Gewalt gegen Männer" vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mitgearbeitet hat, schildert dieses Problem:

"Es gibt fast keine Anlaufstellen, keine Netzwerke", so Jungnitz. Wende sich ein geprügelter Ehemann an Freunde oder sogar die Polizei, werde ihm oft nicht geglaubt. "Ich habe von Fällen gehört, wo Betroffene ausgelacht wurden oder es nicht geschafft haben, eine Anzeige zu erstatten", berichtet Jungnitz. Auch der oft misshandelte Holger Siefers (Name der Redaktion bekannt) berichtet, dass er vor lauter Angst vor seiner betrunkenen Ehefrau die Polizei gerufen habe. Doch als die Beamten ankamen, führten sie den bereits am Kopf blutenden Mann ab. Seine Frau hatte ihn mit einer schweren Vase attaktiert. "Für die Polizisten war ich sofort der Täter", so Siefers bittere Erfahrung.


Wie viele Probleme, die mit der Diskriminierung von Männern zu tun haben, besteht auch dieses international. Im Januar dieses Jahres etwa berichtete die britische Presse darüber.

Es muss sich vor allem politisch etwas ändern, damit auch männliche Opfer endlich die Hilfe erhalten, die sie benötigen. Daran arbeiten MANNdat und andere Männerrechtler mit Hochdruck. Extrem erschwert wird unsere Arbeit allerdings durch das feministische Lager bis hin zum "Bundesforum Männer", das seinerseits engagiert daran arbeitet, unsere Menschenrechtsbewegung zu diffamieren. Zu Schaden kommen dabei nicht zuletzt etliche Opfer häuslicher Gewalt, denen die nötige Hilfe noch immer häufig verwehrt bleibt. Wir für unseren Teil werden weiter an diesem wichtigen Thema dran bleiben – sämtlichen Anfeindungen, die wir dafür erhalten, zum Trotz.

Nachtrag: Anette Dowideits Artikel ist in der gedruckten Ausgabe der "Welt am Sonntag" noch wesentlich umfangreicher. Darüber berichte ich hier.

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