Sonntag, Juni 26, 2016

Vermischtes vom 26. Juni 2016

1. Unter dem Titel Nicht ohne meine Kinder - Wie Väter um Sorge und Umgang kämpfen strahlte der Deutschlandfunk gestern morgen eine ungewöhnlich faire Sendung zu diesem Thema aus, die von Claudia Hennen produziert wurde. Der Leser, der mich auf diesen Ausnahmefall aufmerksam machte, war von der Qualität dieser Sendung so angetan, dass er ein Protokoll ihres Ablaufs erstellte:

Beginn der Sendung: Väterdemo in Köln. VAfK, mit Hadmut Wolters.

Gesetze haben sich geändert, aber nicht die Rechtsprechung. Wenn ein Elternteil die Kooperation verweigert, wird kein gemeinsames Sorgerecht erteilt. Wenn die Kinder gezwungen werden, zu kooperieren, dann funktioniert das auch, Beispiel Schweden. Auch Passanten fair ausgewählt. Fast alle zeigen Verständnis.

Weiter (immer kurz Musik dazwischen) 09:20 min

Abendessen bei Markus Müller (Pseudonym). Hat zwei Söhne eine Woche zu den Osterferien bei sich. Basteln. Osterhase mit Laubsäge und anmalen. Hat vor Gericht die Hälfte der Ferienzeit erreicht, erweiterter Umgang. Viele Väter träumen davon. Er hofft aber auf das Wechselmodell. Beide Häuser liegen etwa gleich weit vom Kindergarten. Aber Mutter sperrt sich, und deshalb zieht Gericht nicht mit. Vater hat doppelte Kosten zu tragen, Zimmer für die Kinder, die nicht auf Unterhalt angerechnet werden. Richterin betätigte sich als Hobbypsychologin und sieht Loyalitätskonflikt bei Kind. Kinder reden anders, nach seinen Worten.

Jetzt wird geschnitzt.

Weiter 18:45

Haribert Schöller, Ex-Richter am Amtsgericht, jetzt Anwalt informiert.

Was beim Gericht passiert, ist nur die Spitze des Eisbergs, Psychologen und Gutachten.

Weiter 22:55

Peter Kees, Film "Vaterlandschaften". Den Film gibts natürlich nicht in der Wikiprawda, wohl "fehlende Relevanzkriterien" ;-) oder ähnliche Ausreden. Du hattest mal zu einem Artikel am 30.03.2016 von Daniela Martens im Tagesspiegel verlinkt.

Vater (Kees) ruft im Krankenhaus an. Bekommt telefonisch keine Auskunft. Will wissen, ob seine Tochter schon geboren ist. Film ist auch eigene Bewältigungsstrategie. Denkt, er hat damit Tochter etwas hinterlassen, was sie mal sehen kann, wenn sie will. Nach dem Film setzt Mutter vor Gericht Umgang ab. Hatte vorher auch nur begleiteten Umgang. Hat jetzt aufgehört. Staat kann diese Probleme nicht lösen. Hofft, dass Tochter später auf ihn zugeht. Fürchtet auch, dass sie fragen könnte: "Wo warst du denn?"

Weiter 31:15

Janet Hagen, Buch "Die verletzte Tochter. Wie Vaterentbehrung das Leben prägt". Heute (40) Mutter dreier Kinder. "Wenn der leibliche Vater aus dem Leben eines Kindes verschwindet, oder herausgedrängt wird, hinterlässt er eine Wunde, die niemand schließen kann." Litt sehr unter Vaterentbehrung in ihrer Kindheit. Ist aber wohl so ein Beispiel, dass der Vater nicht wollte. Stellt sich die Frage "War ich es nicht wert?" Immerhin, sie sagt immer auch "oder herausgedrängt wird". Folgen können sein: Abneigung gegen Männer oder dass sie sich ein Idealbild von dem Vater machen, den sie nicht kennen und dem kein Mann entsprechen kann. Kommt auch sehr darauf an, wie Mutter über den Vater spricht. Viele wiederholen "das Drama des Verlassenwerdens", suchen sich Männer, die das bieten. Hat das auch erlebt, dann aber bearbeitet. Für sie war das eine Befreiung.

Weiter 36:25

Franzjörg Krieg beim Vatertag. Mit Kindern in die Falkensteiner Höhle. (Wassehöhle auf der Schwäbischen Alb). Führt eine Gruppe von Vätern mit ihren Kindern. Abenteuer pur für die Kinder. Alle haben Neoprenanzüge an, gegen Wasser und Kälte. Er ist wohl Höhlenforscher. als Hobby. Väter gehen anders mit Kindern um als Mütter. Auf der einen Seite mehr das Behütete, auf der anderen Beiß-dich-durch. Ich denke, beides sind wichtige Sachen, die einfach zusammengehören. Ein Kind bestätigt das in seinen Worten. Auf dem Rückweg zum Auto bleibt die Höhle Gespräch bei den Kindern: "Erzählst du dass alles eigentlich dann zu Hause der Mama?" – "Nö, besser gar nicht!"

Ein Vater hat bis heute früh nicht gewusst, ob er seine Kinder am Vatertag treffen darf. Seit vier Jahren wurden immer wieder Treffen im letzten Moment von der Mutter abgesagt. "Umgangsvereitelung" kommt ihm trotzdem nicht über die Lippen. Freut sich, dass es diesmal geklappt hat.

Nach einigen Stunden kehrt auch Franzjörg Krieg mit dem letzten Trupp aus der Höhle zurück. Wird näher vorgestellt. Hat Kindern Grenzerfahrung und unvergessliches Erlebnis geboten.

Schlussansage Claudia Hennen: "Der Streit um die Sorge der Kinder bleibt der Ausnahmefall. Bei fast allen Scheidungen bleibt das Sorgerecht_ bei beiden. Anders sieht es beim Umgangs- und Unterhaltsrecht aus. Die Zahl der Streitigkeiten vor Gericht steigt dort seit Jahren. Immer mehr Väter wollen den Kontakt zu Kindern nicht abreißen lassen."


Hier kann man sich die Sendung anhören.



2. Das medienkritische Blog Übermedien beschäftigt sich mit dem von einigen Blättern aktuell wieder befeuerten Gerücht von einer "Verschwulung" der Kinder in der Schule.



3. Warum sollten Männer gezwungen werden, fremde Frauen anzufassen? fragt Jost-Müller Neuhof im Berliner "Tagesspiegel".



4. Christian Schmidt stellt anlässlich der "Nein-heißt-"Nein"-Debatte ein Interview der ZEIT mit dem Paarforscher und Sexualtherapeuten Ulrich Clement zum Thema "Verführung" vor.



5. Das Magazin Forbes berichtet über eine neue Studie, der zufolge Jungen in der Schule schlechter behandelt werden als Mädchen, wenn sie Verhaltensstörungen aufweisen. Den Forschern zufolge erkläre schon dieser unterschiedliche Umgang mit schwierigen Schülern die Hälfte des "Gender Gaps" zu Lasten von Jungen in unserem Erziehungssystem: Die Schule wird für viele Jungen so zunehmend zu einer negativen Erfahrung, was sich auf ihre Lernmotivation auswirkt.

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