Mittwoch, Juni 22, 2016

Vermischtes vom 22. Juni 2016

1. Manuela Schwesigs "Bundesforum Männer" hat wenig Lust, sich für die große Brandbreite von Männeranliegen so engagiert einzusetzen, wie das viele der von diesem Bundesforum verunglimpften Mänerrechtler unentgeltlich tun. Wenn es allerdings darum geht, sich für die Interessen von Frauen einzusetzen, dann ist das Bundesforum plötzlich hochgradig engagiert. In einem Offenen Brief, erstellt zusammen mit der Bundesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros und Gleichstellungsstellen und dem Deutschen Frauenrat, fordert das Bundesforum Bundeskanzlerin Angela Merkel auf, die "Entgeltlücke von rund 21 %" zu Lasten von Frauen endlich zu beseitigen. Vergleichbare Brandbriefe, was selbst schlimmste Menschenrechtsverletzungen zu Lasten von Jungen und Männern angeht, fehlen, seit dieses Bundesforum existiert.

Der Väteraufbruch für Kinder, ironischerweise selbst Mitglied des Bundesforums, kommentiert dessen aktuellen Ausfall treffend unter der Überschrift Peinlich, peinlich, peinlich!!!



2. Zum Fall Gina-Lisa Lohfink und seiner politischen Instrumentalisierung äußert sich jetzt auch Bettina Hammer in einem ausführlichen, gründlich recherchierten Artikel. Ein Auszug:

Ob hier strafbare Handlungen stattgefunden haben, darüber hat die Richterin entschieden und sie hat sich dagegen entschieden - wobei ihr noch eine Langversion des Videos vorlag. Sie sah das mehrfach geäußerte "hör auf" nicht als etwas, was sich auf den Sexualverkehr an sich bezogen haben müsse, vielmehr könne es auch um eine direkte sexuelle Handlung gegangen sein, die dann eben nicht stattfand. Ein Detail, was insbesondere die Politik derzeit bei ihren Forderungen dezent unter den Tisch fallen lässt. Egal wie man zu dem Spruch der Richterin steht und wie man die Gesamtangelegenheit bewertet, für eines eignet sich diese nicht: als Beschleuniger für die "nein heißt nein"-Kampagne zu dienen, die seit langem stattfindet. Dies hindert die Politiker aber nicht daran, sie dafür zu nutzen.


Bettina Hammer erwähnt Manuela Schwesig (SPD), Gesine Agena (Grüne) und Katja Dörner (Grüne) als Beispiele für diesen Populismus und macht darauf aufmerksam, dass in deren Auslassungen nie "auch auf die juristischen und gesellschaftlichen Aspekte des 'nein heißt nein' hingewiesen" werde. Dabei seien diese Politikerinnen aber "in ihrer Instrumentalisierung der Frau Lohfink nicht allein", befindet Bettina Hammer und verweist auf Nora Schareika und Anne Wizorek. Zuletzt gelangt sie zu dem Fazit:

Eine Abkehr von diesem Gedanken, dass im Verfahren alle Aspekte berücksichtigt werden müssen - insbesondere wenn keine stichhaltigen Beweise vorliegen - wäre eine Abkehr vom rechtsstaatlichen Prinzip, das ein faires Verfahren für alle vorsieht. Diejenigen, die Frau Lohfink und ihre Geschichte nutzen, um "nein heißt nein" voranzutreiben, benutzen einen Menschen, demgegenüber sie vorgeben, ihm Mitgefühl und Solidarität entgegenzubringen, für ihre eigene Agenda. Einen Menschen so zu instrumentalisieren ist letztendlich auch eine Objektivierung. Dass diese gerade auch von der Politik vorgenommen wird, ist beschämend.




3. Wir bleiben beim Fall Gina-Lisa Lohfink: Bundesrichter Thomas Fischer liest auf den Seiten der ZEIT verschiedenen Akteuren die Leviten. Die erste Gelegenheit dazu gibt ihm die Zeitschrift BRIGITTE, von der ich ja gelegentlich anmerke, dass sie aus irgendwelchen Gründen die EMMA in Sachen Radikalfeminismus übertrumpfen möchte. Fischer zerlegt einen entsprechenden, namentlich nicht gekennzeichneten Online- Artikel:

Das ist die Karikatur von seriösem Journalismus. Es ist das Betätigen einer polemisch-suggestiven Verdrehungsmaschine (wie sie auch von Pegida und der AfD betrieben wird) und der glatte Missbrauch von journalistischer Macht: Schuld und Unschuld, Täter und Opfer stehen für diese Art von Presse schon lange vor der Ermittlung fest. Woraus sich das der Journalistin mit solcher Evidenz erschließt, dass die primitivsten Regeln ihres Berufs und die simpelsten Einsichten des Verstands bei ihr nicht mehr wirken, ist unbekannt. (...) Die Anzeigeerstatterin eines Sexualdelikts heißt selbstverständlich "Opfer"; das Opfer einer Falschverdächtigung hingegen heißt "Peiniger" – und ist deshalb erst Recht "Täter": Der Beschuldigte eines Strafverfahrens wird so gleich vorab zum Doppeltäter ernannt. Man mag das kaum "Journalismus" nennen. Es sollte heißen, was es ist: Hetze.


Kaum besser weg kommt die Berliner Rechtsanwältin Christina Clemm, Mitglied der "Expertenkommission" zur Reform des Sexualstrafrechts:

So gab etwa am 18. Januar 2016 Rechtsanwältin Clemm auf ZEIT ONLINE zu Protokoll: "Von einer feministischen Nation sind wir weit entfernt, sonst würde über sexualisierte Gewalt und deren Wurzeln öffentlich gesprochen." Das meinte sie vermutlich ernst: In Deutschland werde über sexualisierte Gewalt und deren Wurzeln "nicht öffentlich gesprochen". Es handelt sich danach um eines jener "Tabus", das nun "endlich" einmal gebrochen werden muss. Nun wird man sagen dürfen, dass – außer vielleicht über terroristische Gewalt – in den letzten zwanzig Jahren in Deutschland über kein Thema so viel, so permanent und so öffentlich gesprochen wurde wie über das Sexualstrafrecht, die sexuelle Gewalt und den sexuellen Missbrauch. Wie gelangen vernünftige Menschen zu solch bemerkenswert abwegigen Ansichten über die Realität?


Fischer blickt mit Besorgnis in die Zukunft:

Auch das ganz neue Recht, das soeben durchgepeitscht wird, ist ja nur ein Vorläufiges, ja nur ein erster (!) Schritt: Im Herbst kommt das "Experten-Gutachten"! Heissa! Und dann die "grundlegende Neukonzeption". Und dann erst das Neue Paradigma! (...) Die Opferanwältin Clemm und sämtliche Lesben- und Frauenvereine und alle aus ungeklärten Gründen weinend Gefilmten werden so lange nicht den Zustand der strafrechtlichen Glückseligkeit erlangt haben und daher auch keine Ruhe geben, wie nicht 1. die Fahrlässigkeits-Strafbarkeit für Sexualdelikte (einen vielversprechenden Ansatz finden wir im "Eckpunktepapier" vom 16. Juni 2016:"... gegen den erkennbaren Willen"), und 2. die Beweislastumkehr erreicht sind. Bis dahin werden die deutschen Richterinnen und Richter, so ist zu befürchten, leider weiter versuchen, an den zivilisatorischen Grundprinzipien unseres Strafrechts festzuhalten: Zweifelssatz; Aufklärungsgebot; Fairness.




4. Ein weiterer Kommentar Lucas Schoppes verdeutlicht, warum all diese Machenschaften letzten Endes auch für Frauen verheerend sind. (Sorry für das Dauerzitieren von Schoppe, aber dieser Punkt ist für die Debatte nun mal wichtig.) Schoppe nimmt darauf Bezug, dass sich Manuela Schwesig, Anne Wizorek & Co. in der Debatte um Gina-Lisa Lohfink einem "Team Lisa" zuordnen:

Ein Aspekt der Rede vom „Team“ ist wohl – neben der Betonung eines eigenen inneren Zusammenhalts – die Unterstellung, dass diejenigen, die die Situation anders betrachten, dafür nur einen einzigen Grund haben können: Sie gehören eben zum anderen TEAM, zum Team von Vergewaltigern, und daher können sie schon aus moralischen Gründen nicht im Recht sein.

Dass es tatsächlich anders sein könnte – dass Staatsanwaltschaft (...) und Gericht ergebnisoffen und ohne Teamzugehörigkeit zu dem Schluss gekommen sein könnten, dass ein hinreichender Tatverdacht für eine falsche Beschuldigung bestünde; das wird weder von der Bundesministerin Schwesig, noch von der "Rechtsexpertin" Bayram auch nur ein einziges Mal erwogen. Das heißt: Schwesig, Wizorek u.a. unterstellen die eigene Voreingemommenheit so selbstverständlich anderen, dass sie sich gar nicht mehr vorstellen können, diese anderen könnten seriös agiert haben.

"Abspaltung und Projektion" nennt man das psychoanalytisch – die Anteile, die jemand an sich selbst nicht wahrhaben möchte, entdeckt er dann bei anderen.

(...) Dass die "Rechtsexpertin" Bayram zum Begehen einer Straftat aufruft, ja sogar das Nichtbegehen einer Straftat hier als Zeichen fehlender Ernsthaftigkeit wertet: Das setzt einer verrückten Situation tatsächlich noch einen drauf. Ich hab mich allerdings gefragt, was sie, Schwesig, Wizorek und ihr Team eigentlich wirklich erreichen wollen.

Denn es geht ihnen nicht darum, die Situation vergewaltigter Frauen zu verbessern oder Vergewaltigungen zu verhindern. Ganz im Gegenteil: Sie erwecken den irreführenden Eindruck, eine vergewaltigte Frau, die die Straftat anzeigt, müsse mit einem Strafbefehl wegen falscher Verdächtigung rechnen – wenn sie denn die Tat nicht auch beweisen kann. Hier im Strang hat ja "krams" schon gezeigt, wie falsch das ist: Für den Strafbefehl ist es Voraussetzung, dass eine Falschaussage wider besseres Wissen erfolgt.

Schwesig, Wizorek und ihr Team Gina Lisa nehmen also – um politischen Druck und Druck auf das Gericht erzeugen zu können – billigend in Kauf, dass sie Falschinformationen verbreiten, mit denen Frauen von der Anzeige einer Vergewaltigung ABGESCHRECKT werden.

Statt dessen unterstützen sie eine Frau, bei der zumindest Staatsanwaltschaft und Gericht einen hinreichenden Tatverdacht für eine wissentlich begangene Falschaussage festgestellt hatten – sonst hätte es nämlich (so zumindest mein juristisches Laienwissen) keinen Strafbefehl gegen sie gegeben. Lohfink hätte also damit zwei Männer für ein paar Jahre hinter Gitter bringen können – de facto eine Freiheitsberaubung, die manipulativ staatliche Gewalten zum Instrument eigener Gewaltbedürfnisse macht.

Ob das den Akteurinnen nun klar ist oder nicht: Was sie tun, trägt nicht dazu bei, vergewaltigten Frauen die Situation zu erleichtern oder Vergewaltigungen zu verhindern. Eher im Gegenteil. Die Zielrichtung ist, ganz im Unterschied dazu, eine Straffreiheit für falsche Verdächtigungen zu ertrotzen. Daher ist dann auch solch ein Druck auf Staatsanwaltschaft und Gericht notwendig – denn zu deren Aufgabe gehört es ja gerade zu überprüfen, ob eine Beschuldigung oder Verdächtigung falsch ist oder nicht.

Nur so jedenfalls ist es vernünftig zu erklären, warum Aktivistinnen und Politkerinnen ausgerechnet am Beispiel von Gina Lisa Lohfink, deren Aussagen für Staatsanwaltschaft und Gericht offenbar unglaubwürdig waren, ein Exempel für Verschärfungen des Sexualstrafrechts statuieren wollen.




5. Raul Rojas beschäftigt sich in seinem Artikel Oma wird nicht überfahren mit der ethischen Problematik von selbstfahrenden Autos:

Bei Vorträgen über die von meiner Gruppe entwickelten autonomen Fahrzeuge wird deswegen immer gefragt, welche Alternative das autonome Fahrzeug bei einem unvermeidlichen Unfall wählen würde, bei dem es nur die Entscheidung gäbe, in der einen Spur ein Kind oder in der Nachbarspur eine alte Frau zu überfahren. Anders gesagt: Kann das Fahrzeug ethische Entscheidungen treffen und sich womöglich für die Rettung des Kindes entscheiden, wodurch die alte Frau dran glauben würde? Kurioserweise ist bei solchen Fragen das Opfer immer weiblich, niemals ein älterer Herr (und meistens stellt ein Mann die Frage).


Wie Genderama-Leser wissen, ist das kein Zufall. Das Leben von Frauen gilt in unserer Kultur als höherwertig, ihr Leiden als schlimmer. Ein Mann wird leichtfertiger geopfert als eine Frau. Diese Sachverhalte konnten erst kürzlich wieder durch eine Reihe von Experimenten belegt werden. (Männerrechtler, die finden, dass man beiden Geschlechtern gleichermaßen helfen sollte, werden deshalb oft als "wehleidig" denunziert.)



6. Österreichs Grüne fordern einen radikalen Perspektivenwechsel in der Frauenpolitik:

Es müsse etwa Maßnahmen gegen die bestehenden Einkommensunterschiede, ein Vorgehen gegen "Hass im Netz" und die gerechte Verteilung der unbezahlten Arbeit in der Familie geben.




7. In der Neuen Zürcher Zeitung berichtet Andrea Köhler, welche Folgen die Hexenjagden an US-amerikanischen Universitäten auf die Studenten dort haben:

«Eine Campus-Kultur, die die Sprache zensiert, ist dazu angetan, Denkmuster zu befördern, die von Verhaltenstherapeuten als typisch für Angststörungen und Depressionen identifiziert worden sind», schreiben Greg Lukianoff und Jonathan Haidt unter dem Titel «The Coddling of the American Mind» in der Zeitschrift «The Atlantic». In der Tat sind die Angststörungen auf dem Campus in den letzten Jahren massiv gestiegen. Eine Studie der American College Health Association von 2014 hat ergeben, dass 54 Prozent der College-Studenten erklärten, in den letzten zwölf Monaten «überwältigende Angstgefühle» gehabt zu haben.

Die Verhaltenstherapie basiert darauf, das kritische Denken zu stärken, um irrationale Verhaltensmuster und Ängste einer fundierten Realitätsprüfung unterziehen zu können. Das gegenwärtige Campus-Klima aber bestärkt die Studierenden darin, ihre subjektiven Empfindlichkeiten als objektive Verletzungen zu bewerten. Zu sagen, man fühle sich beleidigt, bekommt so den Charakter eines unwiderlegbaren Faktums, das nach Strafe oder zumindest nach einer Entschuldigung ruft.

(...) Im Unterschied zur ersten Political-Correctness-Welle, die in den 80er und 90er Jahren den historischen und literarischen Kanon herausforderte, geht es heute nicht mehr um die Diversifizierung des Lehrplans oder das Aufbegehren gegen die Diskriminierung marginalisierter Minderheiten, sondern um das emotionale Wohlbefinden einer Generation, die als verwöhnt und übersensibel gilt. Mit diesem aus dem Ruder gelaufenen Kinderschutz wird den Studierenden eine psychische Fragilität attestiert, der der kleinste Dissens als «traumatisierend» gilt.


Stimme aus dem Off: "Aber ... aber ... Sie können doch Opfern nicht die Definitionsmacht über Ihre Opfererfahrungen absprechen!! Das ist eine unsägliche Trivialsierung von traumatisierender Gewalt! Ganz enorm viele Frauen haben doch schon große Angst, überhaupt nur auf die Straße zu gehen! Da müssen Männer nachts halt mal auf die andere Straßenseite wechseln oder eine Frau zügig überholen, um ihr diese Angst zu nehmen!"

Mann, bin ich froh, dass es diese Psychosen, die an amerikanischen Unis herrschen soll, nicht auch in Deutschland gibt ... Stellen Sie sich mal vor, wie das wäre, wenn deutsche Leitmedien und deutsche Politiker diese Irrationalität auch noch verstärken würden. In was für einem verrückten Land wir dann leben könnten ...



8. Hadmut Danisch kommentiert sarkastisch eine aktuelle Studie, die sämtlichen bisherigen Erkenntnissen über Männergesundheit widerspricht.



9. Das Schweizer Migros-Magazin, das seinem Impressum zufolge eine Leserschaft von knapp 2.4 Millionen Menschen erreicht, widmete sich Anfang Juni auf sieben Seiten (inklusive Anreißer auf der Titelseite) Geschichten von Männern, die Opfer von häuslicher Gewalt wurden. Dazu tritt ein Interview mit Oliver Hunziker, dem Gründer des bislang einzigen Männerhauses der Schweiz "Zwüschehalt" ("Zwischenhalt").



10. Eine aktuelle Form des feministischen Widerstands gegen das unterdrückerische Patriarchat besteht darin, ohne BH zur Schule zu gehen. Ich persönlich finde das unterstützenswert, könnte mir aber vorstellen, dass nicht jeder Leser meine Einstellung dazu teilt. :-)



11. Feministische Vandalinnen verschandeln ein Haus in Seattle.



12. In Florida wird ein zweijähriger Junge vor den Augen seiner Eltern von einem Alligator gefressen. Die Reaktion aus dem feministischen Lager finden viele schockierend - was aus feministischer Sicht vermutlich nur zeigt, wie schlimm der antifeministische Backlash um sich greift.

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