Mittwoch, März 09, 2016

Vermischtes vom 9. März 2016

1. Auf Telepolis befaßt sich Stephan Schleim in seinem Artikel "Wem nutzt die Frauenquote? - Wie uns Arbeitspolitik als Feminismus verkauft wird" mit der schon häufiger geäußerten Vermutung, dass die Frauenquote wie überhaupt der vom Feminismus postulierte angebliche "Kampf der Geschlechter" in Wahrheit der Verschleierung knallharter Wirtschaftsinteressen diene. Schleim greift dabei mehrere sexistische Äußerungen von Familienministerin Schwesig auf und konfrontiert diese mit der Realität auf dem Arbeitsmarkt.

Der Artikel ist ein vernichtendes Urteil über die Frauenquote - aus linker Perspektive. Hier nur einige Sätze aus dem abschließenden Fazit:

Während auf der einen Seite so gut wie alle Frauen nichts von dem Gesetz haben, weil sie ohnehin nicht für eine solche Führungsposition infrage kommen und dies wahrscheinlich auch gar nicht anstreben, fallen auf der anderen Seite einige wahrscheinlich sehr hart arbeitende Männer herunter. Neben dem Geschlecht bleiben außerdem noch viele andere Diskriminierungsgründe übrig.

Die Politik wird uns dies aber zweifellos als großen Erfolg verkaufen. Bei zukünftigen Weltfrauentagen wird sie wahrscheinlich darstellen, wie gut es um die Berufschancen der Frauen in der Bundesrepublik bestellt ist. (...)

Das Ziel der Gleichstellungspolitik ist nämlich auch dann erreicht, wenn (so gut wie) alle Menschen flexibel einsetzbare und möglichst billige Arbeitskräfte für das Kapital sind. Auch in einer Gesellschaft von Sklaven kann Gleichstellung erfolgreich umgesetzt werden. Genau dann, wenn sowohl Frauen als auch Männer gar keine Rechte mehr haben. Gerade deshalb ist Gleichstellung etwas ganz anderes als Emanzipation.

Das ist auch einigen Feministinnen der "dritten Welle" seit den 2000ern bewusst. Das Gros der Debatte konzentriert sich aber auf Gehaltsunterschiede und Führungspositionen. Sie werden des Rechnens und Vergleichens von Mittelwerten nicht müde. Die hierarchisch in ein immer kleiner werdendes Oben und ein immer größer werdendes Unten geteilte Gesellschaft wird aber nicht infrage gestellt.




2. Für Österreichs Standard hat David Pfarrhofer vom Market-Institut eine Einschätzung der Geschlechterverhältnisse erhoben:

So fragte Market: "Geht es in unserem Land alles in allem gerecht zu, also werden die Menschen alles in allem gerecht behandelt, oder ist das eher nicht der Fall?" Darauf antworteten 30 Prozent, dass es gerecht zuginge, 65 Prozent meinen, dass die Menschen ungerecht behandelt würden – wobei Männer etwas mehr Ungerechtigkeit wahrnehmen als Frauen.

Geht man nun von dieser allgemeinen Betrachtung ins Spezielle, so dreht sich die Wahrnehmung um. Auf die Frage: "Und wie ist das bei Ihnen persönlich, ich meine: in Ihrem eigenen Leben? Werden Sie alles in allem gerecht behandelt oder ist das eher nicht der Fall?" sagen 71 Prozent, dass sie persönlich sehr wohl gerecht behandelt würden. Und Frauen sagen das mit 81 Prozent deutlich überzeugter, als das Männer tun.

Dennoch stimmen dieselben Befragten in hohem Maße der Aussage zu, dass Frauen in unserer Gesellschaft noch immer benachteiligt seien. Dieser Ansicht sind 31 Prozent der befragten Frauen völlig, weitere 35 Prozent teilen die Ansicht überwiegend – obwohl das ihrem eigenen Erleben nicht wirklich entspricht. Männer sind viel weniger geneigt, eine Benachteiligung der Frauen einzuräumen.


Frauen geben zu großer Zahl die feministische Dauerbeschallung der Medien wieder und überprüfen längst nicht mehr, ob diese Propaganda ihrer eigenen Lebenserfahrung überhaupt entspricht. "Alle" behaupten das, also muss es wohl stimmen. Selbst öffentlich-rechtliche Sender wie der ORF sehen offenkundig nicht das geringste Problem dabei, eine politische Ideologie zu übernehmen, solange es sich dabei um den Feminismus handelt. Bei jeder anderen Ideologie wäre das unvorstellbar.



3. Warum ich mich schämen muss, eine Feministin zu sein berichtet Vanessa Magri.



4. Claudia Klinger macht in der Abtreibungsdebatte, in der die Meinung des potentiellen Vaters bislang keine Rolle spielte, einen "Opt-In-Vorschlag für alle Geschlechter". Dabei bezeichnet sie die männerfeindlichen Einwände, die zuvor offenbar in einem feministischen Blog geäußert worden waren, als "intellektuell unredlich" und sucht nach echter Geschlechtergerechtigkeit in diesem Bereich.



5. Der SWR hat eine neue schlimme Benachteiligung von Frauen aufgetan: Sie bezahlen für das fast identische Produkt deutlich mehr als Männer.

Die Kopfhörer Beats Solo 2 in schwarz kosten bei Saturn im Online-Shop 139 Euro. Das gleiche Produkt in pink hingegen kostet 155,99 Euro. Weder beim Design noch bei den technischen Daten können wir Unterschiede entdecken.


Warum Frauen dann nicht einfach verdammt noch mal die schwarzen Kopfhörer kaufen, verrät uns der SWR leider nicht.



6. Eine Frau, die früher dem britischen Premierminister Reden schrieb, hält nichts von einer mehrere Länder und Aspekte übergreifenden Frauenpolitik. Das bedeutet leider nicht, dass sie eine besonders große Sensibilität für Männeranliegen entwickelt hat. Häusliche Gewalt und Genitalverstümmelung fordern bei ihr offenbar nur weibliche Opfer – und außerdem:

Try the male version and it becomes absurd. Would British working-class boys — who are struggling to make the same grades as the girls — be expected to feel kinship with child soldiers in the Democratic Republic of Congo or fathers earning for their families down mines?


Ja, das würden sie. Weil zum Beispiel alle drei Gruppen das Problem haben, dass ihr Leiden erst an zweiter Stelle, wenn überhaupt, in der Geschlechterpolitik Erwähnung findet und weil die Ursache dafür Strukturen sind, die allen Feldern zugleich zugrunde liegen. Darüber wurden in den vergangenen zwanzig Jahren ganze Regalreihen fetter Bücher geschrieben.



7. Der britische "Spectator" macht es richtig: Er veröffentlicht zum Weltfrauentag den Artikel Britain’s young men are falling further and further behind. Does anyone care?



8. Warum gibt es einen massiven Anstieg bei den Selbsttötungen von Männern? fragt "Jasmin" auf der australischen Plattform "Relating to Men":

On average, FORTY ONE men die each week in Australia, and yet no one is talking about the elephant in the room!

This image demonstrates the dramatic spike in male suicide between 2013 and 2014 and a frightening and continual trend since 2005.

(...) What I know from listening to thousands of fathers who have been suicidal is that the most common things they are fighting to survive are present in the systems and structures which should be working with them, not against them. Most notably, these are

* Family court

* Child support agencies

* Family violence

* Child protective services

And of course, the financial ruin, homelessness and helplessness they feel when everything is taken away from them.




9. Und schließlich: Die Knesset, das israelische Parlament, bewegt sich auf die Etablierung eines Männertages zu. Die Times of Israel berichtet über einen Vorstoß des Komiteevorsitzenden David Bitan:

"Men deserve to have a day dedicated to them, especially in a time when the discourse surrounding the Israeli man is non-existent," David Bitan said of the initiative.

"International Women’s Day is one of the most important days you can mark," says Bitan, adding that "we must promote gender equality and reduce gaps on the matter, but also on the way we must not forget about the men."

According to Bitan, a Likud MK, the government will observe the day in May with plenum discussions and special committee sessions dedicated to the well-being of men in Israel.

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