Sonntag, März 06, 2016

Lesermail (AfD Baden-Württemberg)

Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Hallo Herr Hoffmann,

zur Zeit befasse ich mich mit den Wahlprogrammen wegen der nahenden Landtagswahl Baden-Württemberg (was mich persönlich betrifft) und bin dabei beim Parteiprogramm der AfD auf eine interessante Stelle gestoßen. Hier ein Auszug:

"Dass derzeit mehr als jede dritte Ehe in Deutschland geschieden wird, ist nicht akzeptabel. Von den Betroffenen wird eine Scheidung oft als persönliche Katastrophe erlebt. Zum finanziellen Ruin kommen der Verlust des Selbstwertgefühls, Depressionen, Krankheit und Arbeitsunfähigkeit. Manche werden vollständig aus der Bahn geworfen, obdachlos oder begehen Suizid.

[Anmerkung: Auch wenn es nicht dasteht – dies sind genau die Probleme von denen hauptsächlich Männer betroffen sind.]

Neben den Erwachsenen sind ihre minderjährigen Kinder Opfer dieser Entwicklung. Ihre schulische Leistungsfähigkeit wird beeinträchtigt, oft sind sie nachhaltig traumatisiert. Auf Grund der Rechtsprechung der Familiengerichte werden die Kinder in aller Regel den Müttern zugesprochen – der Verlust des Kontakts zu den Kindern trifft zu 95% die Väter. Ist eine Scheidung nicht zu vermeiden, bedarf es der gleichberechtigten Teilhabe am Sorgerecht und am Umgang z.B. durch das Wechselmodell. Für eine gesunde Entwicklung brauchen Kinder die Nähe und Zuneigung ihrer Väter genauso wie die ihrer Mütter.

Dem Schutz der Ehe muss durch Gesetzgeber und Justiz angemessen Rechnung getragen werden. Statt des reinen Zerrüttungsprinzips muss die Ursache des Scheiterns wieder berücksichtigt werden. Eine Ehescheidung darf für keinen der Ehepartner zum finanziellen Ruin führen. Gerichtsverfahren, die sich bis zu zehn Jahre hinziehen und fünf- bis sechsstellige Beträge verschlingen, sind unzumutbar und müssen verhindert werden."


Bisher konnte ich eine so konkrete und zutreffende Darstellung der Scheidungsproblematik in keinem Wahlprogramm einer anderen Partei finden, aber vielleicht habe ich nur nicht gründlich genug gesucht.

Stattdessen (vornehmlich bei Parteien wie die Grünen, SPD, die Linke und auch die CDU) nur die ewige Leier, man müsse diesen ominösen Genderpay-Gap noch stärker bekämpfen, gegen Gewalt gegen Frauen (als ob Männer kein solches Problem hätten) müsse man noch mehr tun und dann die zahlreichen Versprechungen, Quoten in MINT-Fächern, Firmenspitzen und der Politik noch verstärkter einzuführen, weil das Patriachat immer noch Frauen unterdrückerisch daran hindere, sich dort vermehrt einzubringen.

Also nichts Neues.

Auch wenn sich die (vornehmlich sächsische) AfD nicht gerade mit Ruhm bekleckert, so hat mich zumindest die AfD in Baden-Württemberg mit solchen Aussagen einigermaßen beeindruckt. Auch deren deutliche Ablehnung des Gendermainstreaming ergibt für mich einen weiteren Pluspunkt.

Natürlich kann ich in meinem näheren Umfeld niemandem sagen, ich würde einiges, was die AfD sagt, durchaus gut finden. Ich würde sofort als rechtsradikal gelten.


Genderama berichtet selbstverstädlich über männerpolitisch konstruktive Ansätze sämtlicher demokratischer Parteien, ob wie bisher FDP und Die Linke oder in diesem Fall die AfD. Wer die AfD als Gesamtpaket für inakzeptabel hält, kann ihr am besten das Wasser abgraben, indem er geschlechterpolitische Einseitigkeit und männerfeindlichen Sexismus in den etablierten Parteien abzuschaffen hilft.

Bei der weiteren Lektüre des Wahlprogramms der AfD Baden-Württemberg entdecke ich übrigens auch diese Passagen:

Jungen sind schon seit vielen Jahren die großen Verlierer unserer Gesellschaft. Kindergarten und Schule sind auf Mädchen zugeschnitten, Jungen erfahren eine strukturelle Benachteiligung. Dem ist entschlossen entgegenzuwirken. Zukünftige Familien brauchen nicht nur starke Frauen, sondern auch starke Männer.


sowie

Die an allen baden-württembergischen Universitäten und Hochschulen per Gesetz installierten sogenannten Gleichstellungsbeauftragten sollen angeblich die Chancengleichheit von Frauen und Männern garantieren. In Wahrheit führen sie – im Verein mit dem Instrument der Frauenquote – regelmäßig zur Diskriminierung von männlichen Stellenbewerbern. Die AfD fordert ihre ersatzlose Abschaffung.

Die AfD bekennt sich zum Grundsatz der Gleichberechtigung von Mann und Frau, wie er im deutschen Grundgesetz festgeschrieben ist. Dass dieser Grundsatz vom baden-württembergischen Hochschulrecht in grober Weise missachtet wird, zeigt schon § 4 des Landeshochschulgesetzes, wonach die Gleichstellungsbeauftragten ausschließlich von den weiblichen Mitgliedern der Hochschule gewählt werden. Die Frauenquote tut ein Übriges, um regelmäßig männliche Bewerber aus rein geschlechtsspezifischen Gründen zu diskriminieren. Die AfD verlangt mit Nachdruck eine Beendigung dieser Praxis sowie die ersatzlose Streichung aller entsprechenden Gesetze und Paragraphen. Sie tritt auch der geplanten Überarbeitung des Landesgleichstellungsgesetzes und der Einführung von Quoten in das Landeswahlgesetz strikt entgegen. Wie in der Wirtschaft so darf die Stellenvergabe auch in der Wissenschaft allein nach Leistung und fachlicher Eignung erfolgen. Erst dann herrscht auch wieder Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern.


Kennt einer der Leser ähnlich klare Passagen in dem Wahlprogramm einer anderen Partei?

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