Mittwoch, Juni 17, 2015

Klare Worte an Volker Beck: "Sie nehmen Einschüchterung und Aggression als Mittel der politischen Auseinandersetzung in Kauf!"

"Plattform der Enthemmten – Woher kommt der Hass im Netz?" war gestern Nachmittag Diskussionsthema in der SWR2-Radiotalkshow "Forum":

Statt in der Vorlesung mit ihm zu streiten, mobben Studenten den Hochschullehrer Herfried Münkler anonym im Netz. Politikern, die sich wie Volker Beck für die Rechte von Homosexuellen oder wie Peter Tauber für Zuwanderer engagieren, schlägt auf Twitter oder Facebook blanker Hass entgegen. Aber auch, wer die Homo-Ehe ablehnt, gegen Windräder ist oder gerne Fleisch verzehrt, wird von Shitstorms und Rufmord getroffen. Die große Freiheit im Netz führt immer schneller zu hasserfüllten Schwarm-Attacken. Wie kommt es zu dieser Enthemmung? Wie verändert diese "Empörungsspirale" die politische Kultur? Lässt sich das digitale Schlachtfeld befrieden?

Es diskutieren:

Volker Beck, Bundestagsabgeordneter von Bündnis 90 / Grüne

Dr. Lutz Hachmeister, Filmemacher und Kommunikationswissenschaftler, Köln

Prof. Dr. Bernhard Pörksen, Medienwissenschaftler, Universität Tübingen


Da der öffentlich-rechtliche Rundfunk zu solchen "Streitgesprächen" nur noch Menschen einlädt, die weitgehend derselben Meinung sind, gerät das Geplauder über lange Strecken nicht wirklich kontrovers. Die Politiker sind gut, und im Netz herrscht der Pöbel. Erst als gegen Minute 30 das Thema "Shitstorm gegen Ronja von Rönne" (in den Beck selbst verwickelt war) eingebracht wird, kippt das Gespräch. Nachdem sich Volker Beck zuvor nämlich ausführlichst über den angeblichen Verfall der Gesprächskultur im Web empört hatte, rechtfertigte er nun den Shitstorm gegen Ronja von Rönne wegen ihres feminismuskritischen Artikels. Und da platzt seinem Gesprächspartner Professor Bernhard Pörksen doch ein wenig der Kragen – und er richtet klare Worte an Beck:

Die Frau hat Morddrohungen bekommen – also aus meiner Sicht: Es wundert mich, und ich muss es auch ehrlich sagen, Herr Beck, das ärgert mich etwas, mit welcher Nonchalance Sie, wenn es vermeintlich um eine gerechte Sache geht, hier die Einschüchterung und die Aggression als Mittel der politischen Auseinandersetzung in Kauf nehmen! Ich will es ganz klar sagen: Ich halte es für falsch. Es geht hier um die Frage: Hier hat jemand eine Meinung geäußert, die ich absolut nicht teile, um das ganz klar zu sagen, aber dass diese Frau öffentlich gewissermaßen im digitalen Universum misshandelt wurde, das steht für mich ebenso außer Frage.


Volker Beck war indes nicht wirklich davon zu überzeugen, dass Hate Speech auch dann Hate Speech ist, wenn sie von seinem Lager ausgeht.

kostenloser Counter