Freitag, Februar 13, 2015

Kann die Männerbewegung das übernehmen, wobei die Universitäten versagen?

Der Gymnasiallehrer Lucas Schoppe beendete beendete aktuell eine vierteilige Erörterung von Christoph Kucklicks bei Suhrkamp erschienenem Forschungsband über die Männerfeindlichkeit unserer Gesellschaft seit etwa dem Jahr 1800. Diese Analyse schließt Schoppe mit den folgenden Absätzen:

Für Kucklick steht seine Dissertationsschrift "im Umfeld neuere Werke der Gender-Studies". Seine Pointe ist jedoch nicht allein, dass sich in negativen Männlichkeitsbildern jahrhundertealte Klischees ausdrücken – sondern auch, dass diese Klischees besonders nachdrücklich und unreflektiert eben gerade dort transportiert werden, wo die Beteiligten eigentlich den Anspruch erheben, Geschlechterverhältnisse zu reflektieren und zu analysieren.

Die Gender Studies waren offenkundig nicht bereit oder nicht in der Lage, auf diese Provokation zu reagieren – es gibt kaum eine Auseinandersetzung mit Kucklick, in eine akadamische Karriere mündete er mit seiner Dissertation nicht ein.

Dass akademische Institutionen so weiträumig und offenbar vorsätzlich versagen, hat Konsequenzen auch für Debatten im Netz und anderswo. Einer Geschlechterdebatte, die Perspektiven von Männern und Frauen, Mädchen und Jungen gleichwertig berücksichtigt, fehlt gleichsam das Hinterland. Diejenigen, die das Privileg und die Aufgabe haben, mit Zeit, Distanz und Überblick zu Geschlechter-Themen zu arbeiten, verweigern sich dieser Aufgabe durchaus konsequent.

Im Netz und in Massenmedien hingegen bannen immer neue, schnell hochgepushte und schnell wieder verschwundene Aufregungen die Aufmerksamkeit auf den Moment: "Maskus belagern Anne Wizoreks Buch! Eine Frau geht durch New York und wird permanent belästigt! Der Uni-Campus ist ein Hort der Rape Culture! Ein Forscher trägt ein sexistisches Hemd!"

Das lässt sich bis ins Unendliche so weiter führen. Auch und gerade dann, wenn Männer dagegen halten, fixieren diese momentanen Aufregungen den Blick und sorgen dafür, dass er sich nicht weiten kann.

(...) Im Blog Maskulismus für Anfänger gibt es ja schon eine Plattform, auf der in ruhigem Ton verfasste Überblicksartikel stehen. Bei Alles Evolution erscheinen jeden Tag neue Texte, aber immer wieder auch zusammenfassende Analysen und Überblicke.

Vielleicht können Texte auch einmal gemeinsam, etwa in einer Neu-Auflage der Blogparaden, besprochen und analysiert werden. Arne Hoffmanns "Plädoyer für eine linke Männerpolitik" ist in meinen Augen sehr gut geeignet dafür – die Teilnehmer könnten sich einfach auf Schwerpunktkapitel verständigen. Ähnliches gilt für Warren Farrells "The Myth of Male Power", das vor Kurzem mit neuem Vorwort neu als E-Book aufgelegt wurde.

Wichtig ist in meinen Augen auch, sich stärker – und stärker fordernd – an Diskussionen in Institutionen zu beteiligen, beispielsweise das Bundesforum Männer oder Gender Studies-Veranstaltungen nicht ruhig im eigenen Saft schwimmen zu lassen.


Einerseits wäre das in der Tat ein reizvolles Unterfangen. Andererseits frage ich mich, ob damit nicht Kräfte damit gebunden werden, dass man sich in der maskulistischen Filterbubble nur weiter mit sich selbst beschäftigt, statt endlich die Allgemeinheit zu erreichen. Die Zahl der tatsächlich in der Männerbewegung Aktiven ist nun mal ausgesprochen klein, und diese Leute arbeiten kontinuierlich am Limit. (Zahl derjenigen, die Genderama durch eine Sepnde unterstützt haben: sechs. Zahl der Anfragen, die ich bekomme, um für Leute neben meiner Vollzeitberufstätigkeit und meinem Bloggen noch irgendwelche Studien rauszusuchen, Hintergrundinformationen zu recherchieren, Leserbriefe an Genderama zu interpretieren, eigene Leserbriefe an Zeitungen gegenzulesen, Facebookdiskussionen mit Feministinnen zu analysieren etcetera etcetera: circa 1500 pro Jahr.) Ob die Männerrechtsbewegung "nebenher" noch eine gründliche Exegese zentraler maskulistischer Texte leisten kann, erscheint mir insofern zweifelhaft. (Andererseits: Während es in der Männerszene offenbar wenig Interesse an praktischen Tätigkeiten gibt, ist dort das Interesse, verschiedene Texte ausführlich zu diskutieren sehr hoch.)

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