Freitag, April 25, 2014

"Game of Thrones": Feministischer Aufschrei wegen Gewalt gegen Frauen

(Eine kleine Vorwarnung an alle "Game-of-Thrones"-Fans: Die Links in dem folgenden Blogbeitrag enthalten Spoiler zu den aktuellen Episoden.)

In den USA gibt es mal wieder einen #Aufschrei: In einer Folge des Fantasy-Epos "Game of Thrones" wurde aktuell eine Vergewaltigung gezeigt. Davon hier zu berichten halte ich noch nicht für einen Spoiler, denn massive Gewalt bis hin zu drastisch in Szene gesetzter Folter und Verstümmelung ist in dieser Serie durchgehend Usus. In der vorangegangenen, dritten Staffel der Serie beispielsweise wurde über mehrere Folgen hinweg sehr ausführlich die (auch sexuelle) Folter einer der männlichen Figuren gezeigt. Einer anderen männlichen Figur wurde die Hand mit dem Schwert abgeschlagen. Manche finden diese Gewaltgeilheit der Serie überzogen, aber regelrechte Proteste gab es dagegen nie. Bis eine der weiblichen Figuren zu einem Sexakt gedrängt wird, dem sie sich anfangs verweigert, an dem sie dann aber Gefallen findet. (Die von ihr gelebte Sexualität ist auch sonst eher ... ungewöhnlich.)

"Game of Thrones" glamorizes rape: That was not consent, and rape is not a narrative device empört sich beispielsweise Roxane Gay. (Ich erwähne diesen Artikel eher zufällig, weil ich gestern auf Facebook darüber gestolpert bin; es gibt bestimmt noch dämlichere Beiträge zu dieser Folge.) Seit wann bitte ist Vergewaltigung weniger ein erzählerisches Mittel als Mord und Totschlag? Gay führt weiter aus:

Plenty of smart people are talking about the episode and the show’s overall treatment of women as disposable objects onto whom physical and emotional violence are relentlessly enacted.


Mit gefällt es wirklich, dass dieser heuchlerische Sexismus ausgerechnet bei "Game of Thrones" ausbricht, denn wohl keine Serie geht gnadenloser mit Figuren beiderlei Geschlechts um. Warum also ist es Feministinnen schnuppe, solange nur Männer "disposable objects" darstellen? Wieder einmal ist der #Aufschrei verräterisch selektiv.

Immerhin gelangt die Basler Zeitung in dem Beitrag Bitte keine Gender-Debatte in Westeros zu einem vernünftigeren Urteil zur umstrittenen Vergewaltigungsszene:

In Amerika hat diese Szene bereits für feministischen Protest gesorgt. Dies weil die Szene so nicht im Buch stand. Bloss: Was hat das schon zu sagen? Dass die TV-Serie frauenfeindlicher ist als das Buch? Kommt schon, Leute, in Westeros herrscht allenthalben Mord und Schändung – was soll der Aufschrei? "Game of Thrones" ist inhaltlich und ästhetisch derart weit von der Realität entfernt, dass man wirklich keine Gender-Debatte lancieren muss.

kostenloser Counter