Sonntag, Dezember 29, 2013

Blogstöckchen der Erzählmirnixe immer noch gut unterwegs

In den letzten Tagen sind einige weitere Blogger dazu gekommen, die acht Fragen zum Maskulismus zu beantworten, die vor Weihnachten auf dem Blog Erzählmirnix online gestellt worden waren. Bemerkenswert: Sämtliche Blogger verorten sich entweder explizit als links oder grenzen sich vom rechten Rand der Bewegung zumindest nachdrücklich ab.

Elmar Diederichs etwa erläutert auf Jungs und Mädchen:

Mich nervt vor allem, daß sich einige Leute auf maskulistischen Blogs für die Abschaffung des Frauenwahlrechts stark machen und ähnlichen Hirsebrei: Da wird offen gegen Frauen gehetzt und hinterher wundern sie sich, daß sie nicht ernst genommen werden. Da wird unumwunden Schwulenfeindlichkeit praktiziert und dann wundern sich diese Leute, daß geschlossen wird, es gehe den Maskulisten nicht um Männerrechte. Mit diesen, auf diesem Blog als Radikale bezeichneten Leuten möchte ich nichts zu tun haben. All diejenigen, die zum generellen Emanzipationsprojekt der Gesellschaft nichts beitragen wollen, haben im Maskulismus nichts verloren.


Als problematisch empfindet Diederichs darüber hinaus die noch fehlende praktische Unterstützung für Männer in Not (außer für Väter), mangelnde Kritik an den Fehlern von Männern sowie ein fehlendes Theoriegebäude des Maskulismus:

Mir persönlich ist es peinlich, sagen zu müssen: Ja, DEN Maskulismus gibt es nicht. Das liegt aber nicht wie beim Feminismus an einem Märchen über inkommensurable Meinungsvielfalt, sondern daran, daß der Maskulismus immer noch irgendwo zwischen sozialer Empörungsbewegung und Menschenrechtsbewegung mit einem besonderen Fokus auf Männer vor sich hin dümpelt. Zwar gibt es vor allem für entrechtete Väter recht präzise Forderungen, aber es fehlt an einer generellen sozialpolitischen Vision. Männer, Männerrechtler und Maskulisten sind aufgerufen, das zu ändern, aber es sind kaum Ansätze dazu sichtbar, theoretisches Rüstzeug vorzulegen, das es erlauben würde, die soziale und rechtliche Realität von Männern zu beschreiben, zu analysieren oder Forderungen mit dem Hinweis auf Gerechtigkeitsverletzungen zu erheben.


Der Verfasser des Pelzblog betont die Bedeutung des Maskulismus für seine eigene persönliche Entwicklung:

Mein Maskulismus ist aus der Not geboren, als ich erkannt habe, wie sehr die Rechte von Männern mittlerweile mit Füßen getreten werden. Dafür musste ich allerdings erst alleinerziehend werden. Vorher war ich genauso beeinflusst von einer extrem feministischen Pädagogik und Gehirnwäsche durch die Medien, dass ich selbst schon männerfeindlich geworden war.

(...) Am brutalsten finde ich es, wie mein Sohn bereits im Kindergarten und jetzt in der Schule sozialisiert wird: Er wird praktisch so sozialisiert, dass seine natürliche Männlichkeit nichts wert und sogar schlecht ist. Das erschrickt mich sehr. Das hat etwas von "Rassentheorien".


Dass er für sein Engagement für Männerrechte permanent beschimpft werde, bringt diesen Blogger dazu, sich, gerade um dagegen Widerstand zu leisten, als Maskulist zu bezeichnen. Dem unbenommen möchte er die Diskriminierungserfahrungen von Frauen nicht völlig aus den Augen verlieren.

Der Verfasser des Maskulinistblog wirft dem Feminismus vor, dass seine Behauptung, für "Geschlechtergerechtigkeit" zu streiten, mit der Wirklichkeit wenig zu tun habe: Die Bedürfnisse und Anliegen von Männern würden in dieser Ideologie übergangen. Vor allem während seines Studiums sei ihm diese Einseitigkeit aufgefallen:

An der Uni habe ich gemerkt, dass überall die Gleichstellungsbeauftragten aus dem Boden zu schießen begannen – natürlich waren und sind diese Leute de facto nur für Frauen da. Daneben gibt es dann noch diverse Kursangebote nur für Frauen – ob Bewerbungstraining oder Excel-Kurs: für Mädels gibt es mehr und mehr eine Extrawurst. Und wenn mal eine mündliche Prüfung nicht so gut lief, rennt frau zur Gleichstellungsbeauftragten, heult etwas von wegen "Sexismus" und "Diskriminierung" vor und schon hat die Dame eine bessere Note bzw. einen weiteren Versuch, die Prüfung abzulegen. Auch auf diversen Prüfungsämtern wird gerne mal ein "Frauenbonus" gewährt. Soviel zum Thema "Gleichberechtigung".


Dieser Feminismus sei aber auch für Frauen kein Segen:

Was nützt es der einfachen Arbeiterfrau, wenn Professorin xyz eine schöne C4-Professur für Gender Studies an der Uni bekommt? Was nützt es ihr, wenn in nepotistischen Aktionen Frauenreferate und Gleichstellungsbeauftragte mit handverlesenen Frauen besetzt werden? Über die Quote in Aufsichtsräten müssen wir gar nicht erst reden. Ich denke, dass der Maskulinismus den Frauen die Möglichkeit geben kann, ihr Leben abseits von feministischen Zwangsvorstellungen gesellschaftlich akzeptiert voll auszugestalten. Keine Frau sollte sich schämen müssen, wenn sie "nur" Hausfrau ist – das gilt aber auch für Männer, die sich diese Rolle geben möchten. Und welche Frau möchte schon z.B. von einer Ärztin behandelt werden, die nicht aufgrund ihres Könnens, sondern aufgrund einer feministisch induzierten Quote diesen Beruf ausüben darf?


Auch dieser Blogger betrachtet den rechten Rand der maskulistischen Bewegung als problematisch und gehört vor diesem Hintergrund zu den vielen, die das Blogstöckchen der Erzählmirnixe aufgefangen haben und einen "maskulistischen Staat" als ebenso gruselig empfinden wie den derzeit herrschenden radikalen Feminismus:

Ich habe im "gelben Forum" gesehen, welch unschöne Szenarien ein radikaler Maskulinismus heraufbeschwören kann; dass dieser mindestens genauso schlimm sein kann wie der Vulgär- und Staatsfeminismus es bereits ist, steht für mich außer Frage und ist somit für mich persönlich völlig inakzeptabel.


Lucas Schoppe pflichtet bei:

Ein Maskulismus als Krieg des Mannes gegen die Frau, analog zum im Deutschland vorherrschenden misandrischen Feminismus à la Alice Schwarzer, #aufschrei oder bei den Femen, wäre sinn- und chancenlos.

Maskulismus erfüllt eine gute Funktion als Ausbalancieren eines Ungleichgewichts, das durch feministische Einseitigkeiten und ihre fortgesetzte Institutionalisierung entstanden ist. Insofern ist der Orientierungspunkt vieler Maskulisten, auch meiner, eigentlich ein Humanismus.


Auch Lucas Schoppe stieß über die Einseitigkeit, mit der das Geschlechterthema während seines Studiums behandelt wurde, erstmals auf die verschwiegenen Anliegen von Männern. Und auch er argumentiert, dass auch Frauen ein Maskulismus, der sich um beide Geschlechter kümmere, eher hülfe als die derzeit betriebene "Politik, die Frauen allüberall als Opfer männlicher Herrschaft behandelt", was Frauen eher schade. Im Maskulismus hingegen kritisiert Schoppe den frauenfeindlichen Tonfall einiger Akteure, deren "klischeehafte Grobheiten" und "undemokratischen Forderungen" (etwa nach Abschaffung des Frauenwahlrechts). Gleichzeitig kann er die Duldsamkeit vieler Männer gegenüber unterschiedlichen Diffamierungen und Diskriminierungen nicht nachvollziehen. Wenn er über unbegrenzte öffentliche Mittel verfüge, würde Schoppe eine Stiftung "Menschenrechte sind unteilbar" ins Leben rufen, in der hauptamtliche Mitarbeiter "politisch Verantwortlichen die Möglichkeit zu nehmen, Verletzungen von Jungen- und Männerrechten weiterhin als Kleinigkeiten zu behandeln oder ganz zu ignorieren."

Der von "Max Kuckucksvater" in der Kommentarspalte vertretenen Polemik, die Ausgrenzung radikaler Männerechtler solle gestoppt werden, hält Schoppe entgegen:

Wer Frauen zwanghaft als minderwertig hinstellt, ebenso zwanghaft Gaga-Diskussionen wie die um das Wahlrecht von Frauen führen will, beliebig gegen Schwule hetzt oder gern auch gleich gegen alle, die nicht wie erwünscht mitziehen – der weiß ganz genau, dass er andere beständig vor "Die oder ich!!"-Entscheidungen stellt. Und wenn diese anderen dann "Och, dann lieber die" antworten, soll er nicht jammern. Es ist albern, sich dann als ausgegrenzt zu präsentieren und die Verweigerung von Diskussionen zu beklagen. Ich bin überzeugt davon: Eine Durchschlagkraft wird die Männerbewegung nur bekommen, wenn sie solche destruktiven Spiele nicht mitspielt.


Die Equity-Feministin Robin Urban schließlich argumentiert:

Ich bin keine Maskulistin, aber einen Maskulismus, den ich für potentiell für unterstützenswert halte, ist politisch links und humanistisch. Er reflektiert die maskuline Rolle im Geschlechterdiskurs, spürt soziale Unbalancen zu Ungunsten des männlichen Geschlechts auf und versucht sie zu beseitigen, ohne sich dabei wie ein ekelhaft frauenverachtender Macker oder ein verdammter Nazi aufzuführen. Leider würde ich maximal drei mir bekannte Maskulisten so einordnen.


(Bei Formulierungen wie "maximal drei" kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Hyperbel bei Robin Urban ein beliebtes Stilmittel darstellt.)

Weiter heißt es in Robin Urbans Blog:

Mich stören vor allem diejenigen Maskulisten, die überhaupt gar keine sind (auch nach eigener Aussage nicht), aber den maskulistischen Diskurs mit ihrem Antifeminismus bestimmen. (...) Es ist anstrengend, den Maskulismus zu diskutieren, denn anders als im Feminismus gibt es einfach keine klar zuordbaren Strömungen, und dass, obwohl meiner Beobachtung nach das Spektrum weitaus breiter gestreut ist. Es fehlt jegliche Struktur. Und so kommt es, dass sich einerseits ein antisexistischer, antiklassistischer Humanist als Maskulist bezeichnet und ein homophobes, frauenhassendes, sich die familäre Struktur des 3. Reiches zurückwünschendes Arschloch steht daneben und nennt sich genauso. Ja, scheiße, ne. Da fällt es leider verdammt schwer, diese Bewegung zu verteidigen.


Ich bin mir nicht sicher, ob hier eine "Struktur" wirklich hilfreich wäre. Letzten Endes kann man auch dadurch keinen Rechtsradikalen davon abhalten, sich als "Maskulist" zu bezeichnen.

Ähnlich wie Warren Farrell oder auch ich selbst vertritt Robin Urban die Auffassung, "dass einige gesellschaftliche Umstände beide Geschlechter gleichermaßen diskriminieren und daher bei gewissen Themen sowohl Maskulismus als auch Feminismus Überschneidungen zeigen". Darüber hinaus legt Robin Urban eine furiose Verteidigung des Feminismus vor (auch wenn sie mich persönlich nicht überzeugt) und kritisiert den Maskulismus, ähnlich wie Elmard Diederichs das tut, wenn diese Weltsicht fehlerhaftes Verhalten von Männern übergehe. Ihre bevorzugte maskulistische Aktion wäre eine Kampagne gegen das (nicht nur) ihres Erachtens verfassungswidrige Beschneidungsgesetz.

Zusammenfassend kann man festhalten, dass Erzählmirnixens Blogstöckchen stark dazu beigetragen hat, die Unterschiede und die Übereinstimmungen vieler Blogger in diesem Bereich noch deutlicher werden zu lassen. Dafür ganz herzlichen Dank!

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