Donnerstag, Oktober 31, 2013

Proteste gegen Alice Schwarzer weiten sich aus: "Verharmlosung des Faschismus"

Der "Appell gegen Prostitution" von Alice Schwarzer, der von zahlreichen Prominenten unterstützt wird, ist auf entschiedene Ablehnung von Betroffenenverbänden gestoßen. "Eine Kriminalisierung der Prostitution führt nicht zu weniger Sexarbeit, sondern zu mehr Kriminalität", sagt Undine de Rivière, die Sprecherin des "Berufsverbandes erotische und sexuelle Dienstleistungen". (...) "Alice Schwarzer spricht uns das geistige Vermögen ab, dass wir selbst entscheiden, was wir tun", sagt Johanna Weber, die zwei Tage in der Woche in Berlin und zwei Tage in Hamburg als Prostituierte arbeitet. "In meinem alten Marketingjob habe ich mich mehr als Sklavin gefühlt als heute als Sexarbeiterin."

(...) Eine Sprecherin der Hurenvereinigung Hydra sagt (...), dass hier Dinge vermengt würden. Alles, was nicht freiwillig sei, sei auch jetzt verboten. Ein generelles Verbot der Prostitution sei insofern ausschließlich ein Verbot der freiwilligen Prostitution. Das sei ein Eingriff in die persönliche Freiheit der Frauen wie der Männer.

(...) "Wenn man genauer hinschaut, ist alles viel differenzierter, es gibt viele Motive", sagt die Berliner Sozialwissenschaftlerin Elfriede Steffan, die sich seit 20 Jahren mit dem Thema befasst und im letzten Jahr eine Studie zum Straßenstrich in Köln veröffentlichte, für die sie zusammen mit einer bulgarischen Kollegin 60 Prostituierte interviewt hat. Die Motive, für eine Phase des Lebens als Prostituierte zu arbeiten, seien sehr unterschiedlich. "Selbst wenn eine wirtschaftliche Notsituation das Motiv ist, ist das eine eigene Entscheidung." Steffan warnt vor einfachen Antworten, die die Handlungsfähigkeit von Menschen missachten.


Das berichten von Adelheid Müller-Lissner und Andreas Oswald für den Tagesspiegel. Noch deutlicher wird der Prostituiertenverband Dona Carmen in einem ausführlichen offenen Brief, in dem es unter anderem heißt:

"Ächtung und wenn nötig, auch Bestrafung der Freier", das fordert Schwarzer. Jede/r, die/der an eigenem Leib einmal erfahren hat, was gesellschaftliche Ächtung bedeutet, der zuckt unwillkürlich zusammen. Nicht so Frau Schwarzer. Nichts scheint ihr leichter von den Lippen zu gehen als die Forderung einer Ächtung von Männern, die sexuelle Dienstleistungen nachfragen und die sie als "Frauenkäufer" tituliert.

Nun ist es aber ein Unterschied, ob man etwa ein gesellschaftliches Verhältnis wie die Sklaverei oder aber den Einsatz bestimmter Waffensystem wie chemische oder atomare Waffen ächtet, oder ob man für die Ächtung rechtlich bereits diskriminierter Personengruppen eintritt. Hierbei geht es – wie einst im Mittelalter oder im Wilden Westen – darum, Personen rechtlos zu stellen, für vogelfrei zu erklären, zum Abschuss freizugeben. Die Forderung nach einer Ächtung und Kriminalisierung von Prostitutionskunden fällt in diese Kategorie. Die Ächtung von Prostitutionskunden ist nichts anderes als die verschämte Form der Ächtung von Sexarbeiterinnen, mithin der Ächtung gesellschaftlicher Minderheiten.

Die rote Linie diesbezüglich ist von Schwarzer längst überschritten. Ohne Hemmungen plädiert sie dafür, die Staatsmacht und deren repressives Handeln auf Menschen anzusetzen, deren Verhalten nicht in ihr eigenes Weltbild passt. Ein solches Verhalten Schwarzers ist äußerst bedenklich. Weckt es doch Assoziationen an die dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte.


In den folgenden Passagen ihres offenen Briefes wirkt Dona Carmen Schwarzer sowie der von Schwarzer ins Herz geschlossenen radikalfeministischen Gruppe Femen eine Verharmlosung des Faschismus und eine Banalisierung der Naziverbrechen vor.

Auch Cornelia Möhring, frauenpolitische Sprecherin und stellvertretende Vorsitzende, sowie Ulla Jelpke, innenpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag protestieren gegen Alice Schwarzer und ihren "falsch verstandenen Feminismus".

Unterstützung findet Schwarzer indessen bei der Freien Welt.

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