Donnerstag, April 05, 2012

"Warum clevere Frauen ihre Karriere abbrechen"

Der Mainstream der Medien schreibt voneinander in der Regel kontinuierlich dieselben Deutungsmuster ab: Frauen werden demnach "auf Teilzeitarbeitsplätze verdrängt", wodurch sich die Lohnschere "weiter zu Lasten von Frauen öffne"; "gläserne Decken" hinderten Frauen am Aufstieg ins Management, weshalb es Quotenregelungen brauche undsoweiter undsofort. Motto: Skandlöse Frauendiskriminierung, wohin man schaut! Der Schweizer Tages-Anzeiger stellt dieser Gebetsmühle neue Daten und Fakten entgegen, die aktuell ein Report der Nachrichtenagentur Reuters auf der Grundlage von Forschungen zweier US-Ökonominnen lieferte. Deren Fazit: "Frauen machen es sich leicht – allzu leicht." Denn: "Immer mehr bestens ausgebildete Frauen haben Arbeit nicht nötig, weil ihr Mann eine Menge Geld verdient – und sie lassen dann den Job tatsächlich sausen."

So hundertprozentig passt dem stark feministisch orientierten Tages-Anzeiger diese Erkenntnis aber nicht in den Kram. Deshalb stellt er zum Abschluss seines Artikels die aus seiner Sicht wohl rhetorische Frage: "Denn sind nicht all diese Aussteigerinnen schlicht eine weitere Folge der Tatsache, dass Männer für dieselbe Arbeit mehr verdienen?"

Ein Blick in die Wikipedia hätte diesmal geholfen, diese Frage zu beantworten – und zwar mit Nein. Dort nämlich finden wir unter dem Eintrag Gender Wage Gap folgende hilfreiche Information:

Für die USA und Skandinavien liegen Studien vor, die die auf das Geschlecht bezogenen Lohnunterschiede in sowohl dem gleichen Beruf als auch dem gleichen Betrieb untersuchen. Der Unterschied beträgt in diesem Fall in den USA 1,4 %, und für Skandinavien ergeben sich ähnlich niedrige Werte. Wobei anzumerken ist, dass der Gender Pay Gap in den USA wie in Deutschland in den Jahren 2008, 2009 bei 23% lag. Der Wert von 1,4% scheint daher durch gründlichere und auf umfassenderem Datenmaterial beruhende Bereinigung erreicht worden zu sein.


Jetzt beschließe ich mal meinen Beitrag mit einer rhetorischen Frage: Liegt es wirklich an diesen 1,4 Prozent, dass Männer häufiger schuften und "clevere Frauen" sich lieber einen schönen Lenz machen – oder schlicht daran, dass es angenehmere Dinge gibt, seine Zeit zu verbringen, als mit Arbeit?

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