Dienstag, März 31, 2009

EU will "sexistische Wörter" vermeiden

Genderama berichtete bereits vor zwei Wochen darüber – jetzt hat auch "Die Welt" den neuesten Irrsinn aus dem Europaparlament entdeckt.

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Genderama beendet Schwerpunktthema Jungen

Inhaltlich war der Monat März 2009 zwischen Amoklauf und Männerhass mal wieder von sehr unschönen Themen bestimmt, journalistisch allerdings war es für mich durchaus reizvoll, mich einmal über längere Zeit einem Schwerpunkt inerhalb der Geschlechterdebatte zu widmen, statt von einem Thema zum anderen zu springen. Nach einem Monat ist es allerdings auch mal gut. Damit kehrt Genderama zur gewohnten Inhaltsstruktur zurück – was natürlich nicht heißt, dass die Benachteiligung von Jungen hier in Zukunft übergangen werden soll. Im Gegenteil: Auch wenn es nach der Medienwelle der letzten Wochen zu diesem Problem gerade wieder etwas stiller wird, hoffe ich doch, dass seine Lösung weiter auf der Tagesordnung steht. Wir Männerrechtler werden unseren Teil dazu beitragen.

"Jungen und Mädchen gehen ritterlich miteinander um"

Sabine Vikum schaut zufrieden in das Getümmel und sagt: „Sie schlagen sich ganz gut.“ Die Lehrerin der zehnten Klasse der allgemeinen Förderschule Jüterbog weiß nur zu gut, dass Auseinandersetzungen zwischen ihren Schülern auch schon mal per Handgreiflichkeiten und Faust ausgetragen werden. Hier stehen sie sich nun am Donnerstag und Freitag der vorigen Woche mit Schwertern gegenüber und alles läuft nach genau besprochenen Regeln ab. Die Schwerter wurden vorher aus Rundhölzern, Klebeband und Schnur gemeinsam gebaut.


Die "Märkische Allgemeine" berichtet über einen der neuen Ansätze in der Jungenpädagogik.

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Und was war sonst so los? (4)

Ein letztes Mal gibt es hier eine gebündelte Zusammenfassung interessante Meldungen zur Geschlechterdebatte aus der vergangenen Woche. Sehr viele sind es diesmal nicht.

Das "Handelsblatt" enthüllt Olaf Scholz Forderung, Frauen sollten "gleiche Gehälter" einklagen können, als offenbar wahltaktische Augenwischerei: "Gleicher Lohn für Frauen" gilt bereits.

Das Blog "Täterin-Täterinnen" prangert zu Recht an, wie der Weiße Ring Märchen erzählt und sie die Presse, wie gewohnt, unkritisch übernimmt.

Spiegel-Online gehört zu den Medien, die die "Musterungslotterie" zum Thema machen, was Kriegsminister Jung kühl damit kontert, dass man in Zukunft alle tauglich Gemusterten einziehen werde. Da Sexismus zu Lasten von Männern in unserer Gesellschaft konsequent ausgeblendet wird, erscheint dies als "Wehrgerechtigkeit".

Zuletzt wieder ein Blick ins Ausland. Auch Cathy Young ist besorgt darüber, dass Barack Obama explizit für Mädchen- und Frauenanliegen ein Regierungsamt einrichtete. In ihrem Artikel schreibt sie:

While the Council's role is likely to be more symbolic than practical, its creation, and the accompanying rhetoric, suggests that the Obama White House is bringing a blinkered, outdated approach to gender issues - one that, far from transcending ideological divisions, takes us back to a narrow and dogmatic feminist ideology. (…) Indeed, one might ask why the only gender-specific issues that seem to deserve federal attention are ones that affect women. Why not look at the fact that men account for 80 percent of suicides and 90 percent of workplace fatalities (as well as 70 percent of nonfatal on-the-job injuries)? What about the troubling trend of boys and young men lagging substantially behind their female peers in education, with women earning nearly 60 percent of college degrees at a time when a college diploma is increasingly essential in the job market? Why not talk about the marginalization of fatherhood and the fact that many men who want to be involved in their children's lives are denied that chance?


Weitere internationale News: In Korea gibt es die ersten Frauenparkplätze und in Neuseeland einen neuen Trend unter jungen Frauen: No dating, just sex:

Dating culture is dead - instead, young New Zealand women are regularly getting drunk and cruising around in packs looking for men to have sex with.

That's one of the findings of a TVNZ Sunday investigation into the sexual behaviour of New Zealand women. The programme makers did the story after Kiwi women last year topped the Durex Sexual Wellbeing Global Survey as the world's most promiscuous.

They are reported to have an average of 20 sexual partners, double that of their Australian and British counterparts and almost three times the global average of seven.


Bevor ihr aber alle euren nächsten Urlaubsflug umbucht, sei auf den Schlussatz des Artikels verwiesen:

The Sunday Star-Times' Being a Bloke survey last year found that 29% of the 5000 men surveyed felt they had been pressured into having sex or had had sex unwillingly.

Montag, März 30, 2009

Jungenschule stößt auf großes Interesse

Die Schwäbische Zeitung berichtet.

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Sonntag, März 29, 2009

Washington Post: Debatte über Ruhigstell-Drogen flammt wieder auf

Der Washington Post zufolge werfen aktuelle Erkenntnisse ein zweifelhaftes Licht auf Medikamente wie Ritalin, mit denen weit überwiegend Jungen ruhiggestellt werden, bei denen ADHS (das sogenannte "Zappelphilipp-Syndrom") diagnostiziert wurde:

New data from a large federal study have reignited a debate over the effectiveness of long-term drug treatment of children with hyperactivity or attention-deficit disorder, and have drawn accusations that some members of the research team have sought to play down evidence that medications do little good beyond 24 months.

The study also indicated that long-term use of the drugs can stunt children's growth.

The latest data paint a very different picture than the study's positive initial results, reported in 1999. (…)

"The stance the group took in the first paper was so strong that the people are embarrassed to say they were wrong and we led the whole field astray," said Pelham, of the State University of New York at Buffalo. Pelham said the drugs, including Adderall and Concerta, are among the medications most frequently prescribed for American children, adding: "If 5 percent of families in the country are giving a medication to their children, and they don't realize it does not have long-term benefits but might have long-term risks, why should they not be told?"


Hier findet man den vollständigen Artikel.

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Indien: "Jungen häufiger missbraucht als Mädchen"

Wieder einmal ein aktueller Artikel von der anderen Seite des Erdballs:

Mumbai: While the recent Mira Road rape cases have brought to light sexual crimes against girls in society, the fact is that boys are even more victimised than girls.

"In our experience, we found that boys were more sexually abused than girls. And they were even more reluctant to report it than girls," said Pooja Taparia, founder-CEO, Arpan, a non-governmental organisation which works to prevent child sexual abuse and heal those who have been affected by it.

Taparia said the effect of child sexual abuse on a boy or a girl stays through the victim's lifetime. When it comes to child sexual abuse, there are several myths: the first one being boys are not at risk.


Hier geht es weiter.

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Freitag, März 27, 2009

Benachteiligung von Jungen seit über zehn Jahren bekannt

Ein aufmerksamer Leser von "Rettet meine Söhne" weist mich darauf hin, dass mein Buch strenggenommen irreführend und gegenüber der Untätigkeit unserer Politiker noch zu gutwillig ist. So heißt es in meinem Buch auf Seite 104

(…) dass Jungen, wie schon erwähnt, für dieselbe Leistung schlechtere Noten erhalten als Mädchen. Bereits 2007 wurde eine Studie des österreichischen Erziehungswissenschaftlers Ferdinand Eder veröffentlicht, die dies belegte. Als mögliche Gründe gab Eder als Grund für diese ungleiche Notenverteilung seitens der Lehrer eine versteckte "Rache" für schlechtes Benehmen der sozial weniger anpassungsfähigen Jungen an, und das wiederum hätte etwas damit zu tun, dass das Erziehungswesen mittlerweile von Frauen dominiert werde.

[Ende 2007] stellte das Bundesministerium für Bildung und Forschung eine Untersuchung mit dem Titel "Bildungs(Miss)erfolge von Jungen und Berufswahlverhalten bei Jungen/männlichen Jugendlichen" online, die die Erkenntnisse aus dem Nachbarland bestätigte. In ihr finden sich so aussagekräftige Sätze wie: "Für den Übergang in weiterführenden Schulen hat die Lern-Ausgangs-Untersuchung (LAU) in Hamburg herausgefunden, dass Jungen nicht nur generell seltener eine Gymnasialempfehlung erhalten, auch bei gleichen Noten werden sie seltener von den Lehrkräften für gymnasialgeeignet angesehen als Mädchen." Oder auch: "In allen Fächern erhalten Jungen auch bei gleichen Kompetenzen schlechtere Noten."


Diese Passage erweckt den Eindruck: Davon, dass Jungen für dieselbe Leistung schlechtere Noten erhalten als Mädchen, wisse man erst seit 2007 bzw. erst seit der IGLU-Studie von 2005.

Tatsächlich stammt die vom Bildungsministerium 2007 angeführte Hamburger Lern-Ausgangs-Untersuchung (LAU) aber aus den Jahren 1996! Und sie steht sogar online. Hier findet man das entsprechende Kapitel. Einige der Kernsätze darin lauten:

Das negative Vorzeichen beim weiblichen Geschlecht zeigt an, daß Mädchen unter sonst gleichen Voraussetzungen die besseren Noten bekommen, womit die vorhandenen Leistungsunterschiede für das Fach Deutsch in der Zensurenverteilung noch verstärkt werden


Ebenfalls verdient es Erwähnung, daß wiederum Mädchen (wie übrigens auch Migrantenkinder, wenn auch in schwächerem Maße) etwas besser zensiert werden, als es ihre mathematischen Testleistungen nahelegen.


In der Geschlechterfrage zeigt sich, daß die wesentlich häufigere Empfehlung von Mädchen für das Gymnasium ausweislich der Testergebnisse allenfalls teilweise durch ein höheres Leistungsniveau begründet werden kann. Von einer Benachteiligung kann jedenfalls nicht die Rede sein, und zwar auch dann nicht, wenn man weitere denkbare Einflüsse in die statistische Analyse einbezieht.


Ende der neunziger Jahre war, wenn es um Schule und Geschlecht ging, allerdings nur von eben jener vermeintlichen Benachteiligung der Mädchen die Rede. Politikerinnen wie Gabriele Behler, damals Ministerin für Schule und Weiterbildung in Nordrhein-Westfalen, sprachen gar von einem "heimlichen Lehrplan", demzufolge Lehrkräfte Jungen unbewusst förderten. Die tatsächlich vorliegenden Forschungsergebnisse wurden im Überschwang des Zeitgeistes komplett ignoriert.

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Donnerstag, März 26, 2009

Bewegt sich "Neue Wege für Jungs"?

Christine berichtet in ihrem FemokratieBlog.

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Leserinnenmails (Jungen)

Nach der Veröffentlichung des Artikels über "Rettet meine Söhne" in der Münchner "Abendzeitung" habe ich verstärkt Feedback von Frauen erhalten, die sich für dieses Thema interessieren. Eine von ihnen erwägt gerade eine Zusammenarbeit mit MANNdat, die Mails zwei anderer Frauen möchte ich hier veröffentlichen.

B.P. aus München mailt mir:

Sehr geehrter Herr Hoffmann,
ich habe das Interview mit Ihnen in der Abendzeitung gelesen und bin froh, dass dieses Thema mal öffentlich gemacht wird. Ich teile - als Frau und Mutter von Söhnen und Tochter - ihre Meinung und sehe mit Grausen, was dieses systematische Niedermachen des Männlichen noch alles bewirken wird. Buben sind heute doch fast ausschließlich Frauen ausgesetzt. - Alleinerziehende Mütter, Kindergärtnerinnen, Lehrerinnen, Freundinnen von Müttern...usw. Wir Frauen haben uns Männer erzogen, die wir dann am Schluss so nicht wollen - ohne auch nur leise anzuerkennen, dass wir, die Frauen, in einem völlig überzogenen Emanzipationsdrang das zerstören, was das Leben am schönsten macht: Gemeinschaft mit dem anderen Geschlecht in einer Anerkennung und Förderung der Unterschiede.
Bleiben Sie dran.


Und A.H. aus Thüringen mailt mir anlässlich des Amoklaufs in Winnenden:

Sehr geehrter Herr Hoffmann,
sicher wundern Sie sich, daß ich Ihnen wegen dieses traurigen Geschehens schreibe. Aber ich muß diese Gedanken einmal loswerden.
Bekannt wurden Sie mir durch Ihr Buch "Der Fall Eva Herman". Ich fand es großartig und einen absoluten Volltreffer.
Infolgedessen wurde ich auch auf Ihr Buch "Männerbeben" aufmerksam. Ich las es noch nicht, werde es aber demnächst tun.
So, nun schlage ich einen Bogen zu dieser Tragödie.
Ich verfolgte die Medien täglich. Ich hörte und sah, wie sich Heerscharen von mehr oder weniger hochdotierten Psychologen, Psychiatern, Kriminologen, Soziologen, Politkern, kirchl. Würdenträgern etc. dazu äußerten, nach Ursachen suchten und manchmal glaubten, die richtigen gefunden zu haben. Sicherlich haben und hatten sie in vielem Recht. Aber leider hörte ich nicht ein einziges Mal, nicht mal ansatzweise, daß dieser junge Mann sich vielleicht nicht angenommen fühlte, nicht geachtet oder beachtet, schlicht nicht geliebt und überflüssig? Wurde ihm evtl. zu Hause die jüngere Schwester ständig als Vorbild hingestellt, in der Schule die Mitschülerinnen? Das gleiche Szenario wie bei R. Steinhäuser. Dieser Aspekt wurde gar nicht beleuchtet. Nicht, daß ich wüßte. Wo stammt dieser tödliche Haß her, der sich fast ausschließlich gegen Mädchen und Frauen richtete?
Ich muß an die Worte von Hajo Schuhmacher denken, der kurz vor Ende der Sendung mit Anne Will ähnliche Gedanken offenbarte, auf die keiner groß einging.
Da merkte ich sofort, daß ich mit meinen Gedanken nicht ganz falsch liege.
Natürlich hatte der Mann recht und es war das Beste, was an diesem Abend gesagt wurde. Nämlich, daß unsere jungen Männer wieder mehr Aufmerksamkeit brauchen. Nicht nur im Elternhaus, sondern auch in der Schule. Etwas labile Jungen bekommen doch bei diesem Jahrzehnte andauernden überbordenden Feminismuswahn totale Minderwertigkeitskomplexe. Und diese können im allerschlimmsten Fall in so einem Amoklauf enden.
So, das war es, was ich Ihnen nur mal sagen wollte. Danke, wenn Sie es lesen.


Diese Mails sollen nur noch einmal als weitere Illustration dafür dienen, dass unsere Gedanken auch immer mehr vom weiblichen Geschlecht wahrgenommen und verstanden werden. Die radikalen Feministinnen in Medien, Internetforen, Politik und Ämtern haben zwar augenblicklich die Macht inne, stehen aber bei weitem nicht stellvertretend für alle Frauen.

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"Deutschland, deine Söhne"

In der Zwischenzeit gibt es eine ganz neue Bewegung - den Maskulinismus. Beim ersten Lesen hat mich der Begriff ziemlich erheitert - aber bei jedem weiteren Mal, bei dem ich Genderama lese, frage ich mich, was an Schlagzeilen wie "Männer lassen Jungen im Stich" oder Parolen wie "Rettet unsere Söhne" wirklich dran ist. Sind Jungs in unserem Land die heimlich benachteiligte Gruppe? Geht es ihnen schlechter als den vermeintlich diskriminierten Mädchen? Und warum ist das so?


Susanne Reindke setzt sich auf den Seiten des "Freitag" mit der Jungenkrise (und meinem Blog) auseinander.

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Deutscher Bundestag: Behinderte Frauen und Mädchen vor Gewalt schützen

Behinderte Frauen und Mädchen müssen besser vor Gewalt geschützt werden. Darin waren sich alle Fraktionen während der Sitzung des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend am Mittwochmorgen einig. Mit den Stimmen von CDU/CSU, SPD und Die Linke nahmen sie einen entsprechenden Antrag der Koalitionsfraktion (16/11775) an. Bündnis 90/Die Grünen und FDP enthielten sich.


Hier geht es weiter. Es scheint sich tatsächlich keine einzige Bundestagspartei daran gestört zu haben, dass dieser Antrag durch und durch sexistisch ist. Behinderte Jungen und Männer haben offenbar kein Recht auf Schutz vor Gewalt, sie werden nicht einmal erwähnt.

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Mittwoch, März 25, 2009

TV: "Kulturzeit" interviewt Wolfgang Bergmann und mich zur Benachteiligung von Jungen

Die 3sat-Sendung "Kulturzeit" vertritt normalerweise die Richtlinien der politischen (einschließlich feministischen) Korrektheit. Dem unbenommen soll heute Abend um 19:20 Uhr unter der Überschrift "Das benachteiligte Geschlecht" auch ein ca. sechsminütiger Beitrag zur Benachteiligung von Jungen als Folge eines überbordenden Feminismus ausgestrahlt werden. Für diesen Beitrag wurden bereits letzte Woche der Diplom-Pädagoge Wolfgang Bergmann und ich selbst interviewt.

Wer Wolfgang Bergmann noch nicht kennt, kann über dieses Video einen ersten Eindruck von ihm erhalten. Dort äußert sich Bergmann deutlich zu den, so seine Wortverwendung, "Skurillitäten" der Gender-Forschung und der Erziehung von Jungen an Kindergärten und Schulen.

Das Interview mit mir fand auf dem Campus der Mainzer Uni statt (ja, das ist die mit der berüchtigten Frauenbibliothek, die erst kürzlich in einem Männerforum wieder Thema war).

Ich bin gespannt, wie die "Kulturzeit" mit unseren Thesen umgehen wird. Erst letzte Woche erreichte mich folgende Mail von einem regelmäßigen "Kulturzeit"-Zuaschauer (und Genderama-Leser):

Die Anne Will-Sendung am Sonntag habe ich nicht gesehen. Allerdings wurde zu Beginn der Kulturzeit vom Montag ein Ausschnitt gezeigt und von der Moderatorin Tina Mendelsohn kommentiert. In dem Ausschnitt kam Hajo Schumacher zu Wort, der demzufolge die Situation von Jungen an deutschen Schulen angesprochen hatte. An den genauen Wortlaut des Kommentars kann ich mich nicht mehr erinnern, aber Frau Mendelsohn fragte dem Sinn nach hämisch "Sind also wir Frauen schuld daran, wenn Jungen Amok laufen, weil wir sie angeblich in der Schule schlechter behandeln und bewerten? Das erscheint doch sehr fragwürdig."


Jetzt bin ich natürlich gespannt, wie der heutige Sendebeitrag von der Moderation umrahmt werden wird. Die Zusammenarbeit mit dem "Kulturzeit"-Redakteur für das Interview lief jedenfalls sehr gut. So hatte er "Rettet unsere Söhne" vor unserem Gespräch wirklich gründlich gelesen und sich mehrere Seiten Notizen gemacht, die er gemeinsam mit mir durchging. Auch er hat einen 15jährigen Sohn.

Auch sonst bleibt 3sat am Thema: So wird es in der heute ab 18:30 Uhr ausgestrahlten Sendung "nano" einen Beitrag über benachteiligte Jungen geben, ab 00:35 Uhr geht es um die Situation insbesondere an Schweizer Schulen nach dem jüngsten Amoklauf (siehe hier) und morgen dreht sich die Sendung "scobel" um 21:00 Uhr um "Jungen – das neue schwache Geschlecht" (unter anderem mit Allan Guggenbühl als Gast).

Nachtrag am Nachmittag: Wer heute Abend nicht extra den Fernseher anwerfen will, für den steht der "Kulturzeit"-Beitrag mittlerweile auch online. Da der Text auf der Website in der Regel dicht am gesprochenen Text in der Sendung ist, bedeutet das wohl, dass mit Wolfgang Bergmann und mir einmal mehr ein längeres Interview geführt wurde, um dann ein bis zwei Sätze davon zu senden. Das ist aber bei Büchern zu anderen Themen auch so.

Nachtrag nach der Sendung: Ich sehe, diesmal war der Beitrag doch länger als der online gestellte Text - und kam sogar ohne jeden schnippischen Kommentar der Moderatorin aus.

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Selbst Die Linke sieht ein: Jungen werden in der Schule benachteiligt

Der Sohn von Katja Wolf ist acht Jahre alt und geht in die Grundschule. Einen Mann, sagt die Linken-Politikerin aus Eisenach, habe er in der Schule noch nicht gesehen. Im Kindergarten zuvor sei das nicht anders gewesen. Dabei kennt die Gleichstellungspolitikerin Studien aus Schweden, die genau darin das Problem sehen: Demnach reden Kindergärtnerinnen fünf Mal weniger mit Jungen als mit Mädchen.

Erwächst auf diese Weise eine neue Ungleichheit? Mussten sich Frauen mühsam die Gleichberechtigung erkämpfen, damit diese nun ins Gegenteil umkippt? Denn es sind „verheerende Ergebnisse“, die Katja Wolf aus der neuen Studie „Geschlechterdifferenzen im Bildungssystem“ herausliest.

Hier geht es weiter.

In einer Pressemitteilung fordert Die Linke jetzt bessere Bildungschancen für Jungen.

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Und was war sonst so los? (3)

Ich unterbreche das Jungenthema noch einmal kurz für einen Überblick über andere News aus der Geschlechterdebatte.

Arbeitsminister Olaf Scholz fordert: Frauen sollen höhere Gehälter einklagen. Je mehr ich davon lese, desto eher gelange ich zu dem Schluss, dass dieses Heckmeck eigentlich kein Thema der Männerbewegung sein kann. Die deutschen Unternehmer sind die eigentlich Betroffenen, und diese haben einen wesentlich besseren Zugang zu den Medien als wir. Die nötigen Argumente sind mittlerweile ja nun wirklich leicht zu recherchieren. Eine sachliche Erörterung darüber, warum Männer im Schnitt mehr verdienen als Frauen, liefern so etwa Julia Löhr und Henrike Roßbach in der Frankfurter Allgemeinen.

Das Bundesfrauenministerium hat eine neue "Studie" über die deutschen Männer herausgegeben, in der erstaunlicherweise alle Männer, die den politischen Vorgaben des Ministeriums folgen, als "modern" gelobt werden. Ich sehe nicht ein, diesen Quatsch hier auch noch zu verlinken (ging ja eh durch alle Zeitungen), und bin Dr. Eugen Maus von MANNdat sehr dankbar, dass er hier erklärt, warum der wissenschaftliche Wert dieser Studie nicht mal dem Papier entpricht, auf dem sie gedruckt wurde. Das spart mir die Zeit, die ich sonst in einen ähnlich vernichtenden Kommentar hätte investieren müssen, und noch dazu ist Eugen Maus im Gegensatz zu mir, was diesen Wissenschaftsbereich angeht, vom Fach.

Noch ein lesenswerter Kommentar aus den eigenen Reihen ist Christine Hamprechts Analyse zum vielfach gefeierten Unterhaltsurteil von letzter Woche: Ein Desaster für Väter.

Der "Wochenspiegel" widmet sich in einer etwas tapsigen, aber sicherlich gut gemeinten Weise dem Thema häuslicher Gewalt gegen Männer. Als Überbrückungslösung für Männer, die "von ihrer Parterin rausgeworfen wurden", bietet eine Hotelkette jetzt "Männerzimmer" an.

Die vermeintliche "Prügel-Attacke auf Rihanna", bei der sich ihr Partner neueren Erkenntnissen zufolge nur gegen Angriffe der Pop-Sängerin zur Wehr setzte (Genderama berichtete), ging jetzt in ein "Video zu Lehrzwecken" ein.

Die wohl bizarrste Meldung dieser Woche: Im US-Bundesstaat Ohio wurde ein elfjähriges Mädchen der Vergewaltigung bezichtigt.

In Australien hingegen gab es einen besonders pikanten Fall von "Dumm gelaufen":

A woman demanded police search a computer for evidence her ex-boyfriend had looked at child porn - instead they found videos of her having sex with a dog.


Die Frauenzeitschrift "Brigitte" lobte Politiker eingehend wegen ihrer erotischen Ausstrahlung – in einer Weise, bei der man Männern, täten sie dasselbe, vorwerfen würde, sie reduzierten Frauen auf "Sexobjekte". Kurioserweise wirft die Hamburger SPD der "Brigitte" nun nicht Männer-, sondern Frauenfeindlichkeit vor. Darüber wundert sich selbst die taz:

Schreiben männliche Journalisten über das Dekolleté der deutschen Kanzlerin oder über die Oberarme der amerikanischen Präsidentengattin, ist das frauenfeindlich. Schreiben allerdings Frauen über männliche Politiker mit Sex-Appeal ist das - auch frauenfeindlich.


Der Vorwurf der Hamburger SPD hat indes schon seinen Grund: Der "Brigitte"-Artikel zerstört das Bild von der Frau als besserem Menschen. Auch das begreift die taz:

Deshalb kritisiert die Hamburger SPD an dem Starschnitt-Vergleich auch nicht die oberflächliche Sichtweise und die Reduktion auf den männlichen Körper. Sie stört sich vielmehr daran, dass das weibliche Auge als genauso lustbetont und eindimensional wie das männliche dargestellt wird. Das gerne - auch von Feministinnen - propagierte Frauenbild aber sieht anders aus. Demnach seien Frauen tiefgründiger und weniger sexorientiert als Männer.


Und zuletzt widmet sich die Schweizer "Weltwoche" der feministischen Verunstaltung unserer Sprache ("Studierende" statt "Studenten" usw.) Ein Auszug:

Natürlich ist das komplett falsches Deutsch, denn das Partizip Präsens drückt, wie es sein Name bereits sagt, eine momentane und abschliessende Tätigkeit aus. Genau darum heisst es ja auch: Die Polizei stellte den Flüchtenden. Und eine Gebärende ist eben keine Gebärerin, denn aus einer solchen würden pausenlos Babys herausploppen. Ein Studierender ist demnach einer, der einen Prospekt studiert oder einfach so vor sich hin – dafür muss man aber nicht an einer Universität immatrikuliert sein. Ein Mitarbeitender indes ist einer, der gerade an einer Sache mitwirkt, was ihn aber noch lange nicht zu einem Angestellten macht. Kurz: Ein Studierender ist schlichtweg kein Student.

Wie kommt man also dazu, einer Zeitform eine völlig sachfremde Zweitfunktion anzuheften? Ganz einfach: weil man es leid ist, dauernd von gehässigen Weibern belästigt zu werden. Ein Grafiker, der im Auftrag der Stadtpolizei Zürich einen Informationsflyer gestaltet hatte, welcher sich "an die Velofahrenden" richtete, erklärte auf Anfrage: «Ich muss es so schreiben, sonst bekomme ich nachher wieder tausend böse Mails» – er kannte das offenbar bereits. Auch der Tages-Anzeiger, der konsequent von "Mitarbeitenden" schreibt, teilt mit: "Bis zu einer definitiven Regelung benützen wir diese Form, auch wenn sie nicht korrekt ist." (…) Es handelt sich also gleichsam um eine Kapitulation, ähnlich wie damals bei den Mohammed-Karikaturen, die man lieber nicht nachdrucken wollte – schliesslich könnten die Fanatiker ja wieder ausflippen. In derselben Rückgratlosigkeit opfern wir bereitwillig unsere Sprache, bloss damit die Emanzen endlich wieder Ruhe geben.

Dienstag, März 24, 2009

"Sind Sie ein Mann oder eine Frau?"

In Grossbritannien läuft seit Monaten eine Debatte, wie Jungen wieder mehr für die Schule begeistert werden können. Der am häufigsten vertretene Vorschlag: Die Schulen müssen die Buben in spielerische Wettkämpfe verwickeln, um ihren Ehrgeiz und Enthusiasmus zu wecken. Jetzt hat sich eine bekannte Neuropsychologin in die Diskussion eingeschaltet, wie die «Times» schreibt. Anne Moir ist spezialisiert auf die Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Gehirnen. Sie schlägt vor, mit jedem Kind einen einfachen Test zu machen – er soll zeigen, ob das Kind eher ein männliches oder ein weibliches Gehirn hat.


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Hessische Ministerin: Nach Geschlechtern getrennter Unterricht denkbar

Die hessische Kultusministerin Dorothea Henzler (FDP) kann sich einen zumindest zeitweise nach Geschlechtern getrennten Unterricht in den naturwissenschaftlichen Fächern und in Mathematik vorstellen. Eine solche Regelung könne dazu beitragen, dass sich Mädchen mehr engagierten und von Jungen nicht in den Hintergrund gedrängt würden. Henzler war aufgefallen, dass zu den 60 Teilnehmern am Landesfinale von "Jugend forscht" nur 16 junge Frauen gehörten.


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Montag, März 23, 2009

Münchner "Abendzeitung" interviewt mich zur Jungenkrise

Ich saß eigentlich schon im Feierabend und schaute Günter Jauch, als ich in einer Werbepause durch Postings im gelben Forum darauf aufmerksam gemacht wurde, dass eines der Interviews, die ich letzte Woche gegeben habe, mittlerweile online steht.

Bemerkenswert finde ich daran aus medienwissenschaftlicher Sicht, dass so ein Interview viel mehr ein Kunstprodukt ist als das dokumentarische Abbild eines Gesprächs, wie es sich die meisten Laien vorstellen dürften. Natürlich beginnt ein professionelles Interview nicht wirklich damit, dass die Journalistin dem Befragten ironisch ihr Beileid ausspricht; und wenn ich eh nur wenig Platz habe, um meine Thesen vorzustellen, gehe ich auch nicht auf Exotenfragen wie "Männerrollentrends zwischen Care Man und Lad" ein. Im Prinzip wurden für dieses Interview meine Aussagen am Telefon und Inhalte aus meinem Buch kombiniert. Das ist für mich aber weitgehend unproblematisch und deshalb habe ich die fertige Fassung dieses Interviews auch so abgenickt: Die "Abendzeitung" ist eine Boulevardzeitung, die Leute zum Beispiel auf dem Weg zur Arbeit lesen – da braucht man eher etwas Eingängiges, leicht Lesbares als intellektuelle Nüchternheit.

Die Journalistin, die mich interviewte, interessierte sich für das Thema, weil sie selbst einen 15jährigen Sohn hat. Das ist überhaupt etwas, was ich gerade auch im Bekanntenkreis erlebe: Frauen, die keinen Sohn haben, weisen es häufig weit von sich, auch nur darüber nachzudenken, ob Jungen bei uns benachteiligt sein könnten. Sobald Frauen aber Mütter eines Jungen sind, sieht das plötzlich ganz anders aus …

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"Salvad a nuestros hijos"

Vermutlich lief das über die katalanische Achse: Der "Welt-am-Sonntag"-Artikel "Rettet unsere Söhne" wurde jetzt auch ins Spanische übersetzt.

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Sozialpädagoge: "Männer lassen Jungen im Stich"

Hohe Abbrecherquoten, schlechte Noten: Jungen sind nach einer Studie in der Mark benachteiligt. Peter Moser (43), Gründer des Potsdamer Vereins Manne e.V. , befasst sich seit Jahren mit diesem Phänomen.


In dem folgenden Interview erläutert Moser seine Vorstellungen eines sinnvolleren Unterrichts, kann sich mit Jungenbeauftragten eher anfreunden als mit getrenntgeschlechtlichem Unterricht und befindet, dass Männer Jungen im Stich ließen.

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Londoner Times: "Schule ist besser ohne Jungs"

Die Studie, über die ich gestern berichtet hatte, führt zu den Schlagzeilen, die man danach erwarten durfte.

Dazu erreichte mich ein Hinweis von Wolfgang Wenger auf diesen Beitrag. Ihm zufolge machen umgekehrt auch Jungen, die ohne Mädchen unterrichtet werden, deutliche Fortschritte. (Das Bemerkenswerte an der britischen Studie war natürlich, dass selbst im Zeitalter der "Jungenkrise" wie selbstverständlich nur 700.000 Mädchen und offenbar keine Jungen dafür befragt wurden.)

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Michelle Obama lädt Mädchengruppen ins Weiße Haus ein

It felt like a high school prom at the White House Thursday night…minus the teenage boys and the spiked punch.

Michelle Obama hosted 110 high-school junior and senior girls from eleven Washington-area schools for dinner and music in the East Room. Sheryl Crow and Alicia Keys performed.

Scattered throughout the crowd were women who all marked “firsts” in their professions: Dominique Dawes, the first African-American to win an individual Olympic medal in rhythmic gymnastics, Gen. Ann Dunwoody, the first female four-star general, Dr. Mae Jemison, the first African-American woman to travel to space, Susan Rice, the first African-American woman to serve as Ambassador to the United Nations…oh “and then there’s me, the first lady,” Obama said as she finished ticking off the guest list. (…)

Obama assembled the group in honor of Women’s History Month. She told the group of girls to use the night for networking and to “poke and prod” the successful women in the room “to figure out how they got where they are.”


Hier findet man den vollständigen Artikel.

Währenddessen widmet sich Obamas Team der Bekämpfung von häuslicher Gewalt – natürlich ebenfalls geschlechtsspezifisch: "Domestic violence is still a major issue, not just for women but also for girls."

Von der Journalistin Kathleen Parker gibt es einen kritischen Kommentar zu diesem Sexismus: Bring the Boys Along

(Bei dieser Gelegenheit erklärt Parker auch noch mal, warum die auch von Obama aufgestellte Behauptung, Frauen würden einer beträchtlichen Lohndiskriminierung unterliegen, einfach nur großer Blödsinn ist, räumt aber ein, dass man mit solchen Erklärungen vermutlich nur tauben Ohren predige.)

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Sonntag, März 22, 2009

"Ohne Jungs lernen Mädchen besser"

Wer geglaubt hat, es würde mit dem permanenten Niedermachen von Jungen allmählich mal gut sein, hat sich getäuscht.

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Samstag, März 21, 2009

Ingenieur-Mangel in Deutschland eskaliert

Und auch das ist die Folge einer sexistischen Politik, die im Lauf der letzten beiden Jahrzehnte Jungen zu Bildungsverlierern machte:

Deutschland gehen die Ingenieure aus: Nach SPIEGEL-Informationen bekommen Unternehmen trotz Rezession vermehrt Probleme, frei werdende Stellen zu füllen - schon jetzt sind 50.000 Jobs unbesetzt.


Wie ich unsere Politikerinnen kenne, werden sie versuchen, das Problem zu lösen, indem sie den Girls Day und vergleichbarere Maßnahmen noch einmal tüchtig intensivieren.

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14 und 15 Jahre alte Mädchen kündigen Amoklauf an

Hier erfährt man mehr.

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USA: Zweierlei Maß bei Teenagersex

After a 17-year-old boy had sex with his 14-year-old girlfriend, he was charged with a felony for statutory rape. When a 17-year-old girl in the same town commited the same crime, she was charged with far less. Was the boy the victim of gender bias?

Alan Jepsen was playing videogames at his home in Sheboygan, Wisconsin, when the cops came knocking on his door. He was handcuffed in front of his sister and thrown in jail. In the words of his attorney, Jeffrey Purnell, “This child, this 17-year-old high-school kid, had to spend a week in jail—they locked him up and they put him in jail with grown-ups.”

His crime: Having sex with his 14-year-old girlfriend. And, perhaps, being a boy.


Hier geht es weiter.

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Freitag, März 20, 2009

Astrid von Friesen äußert sich zur Jungenkrise

Auch die Erziehungswissenschaftlerin und Therapeutin Astrid von Friesen hat heute in einem MDR-Beitrag zur Jungenkrise Stellung bezogen:

Alles wiederholt sich: In den 60er- und 70er-Jahren kämpften besonders die West-Feministinnen dafür, dass die Mädchen bessere Chancen in den Schulen und Ausbildungen bekamen, dass genauso viele Mädchen wie Jungen Abitur und einen Hochschulabschluss machen. Es war ein harter Kampf mit staatlichen Förderungen auf vielen Ebenen, mit Mädchen-Programmen, Mädchen-Informationstagen, mit viel Geld und klugen Gedanken. Dieses Ziel haben wir nicht nur erreicht, sondern überreichlich erfüllt. Super, einerseits, nur leider auf Kosten der nächsten Opfer, andererseits.


Hier geht es weiter.

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Teilnahmslosigkeit, Arroganz und Dummheit

Die FAZ berichtet über eine in den USA bereits sehr erfolgreiche Neuerscheinung auf dem deutschen Buchmarkt, in der es um den Selbstmord eines Mädchens geht. Der Autor des Artikels verknüpft dies mit dem Amoklauf in Winnenden und lässt sich von Alice Schwarzer auf eine falsche Spur führen:

Am Montag hat Alice Schwarzer, die Herausgeberin der Zeitschrift „Emma“, einen streitbaren Artikel über Winnenden veröffentlich. Sie hat den Amoklauf „das erste Massaker mit dem Motiv Frauenhass in Deutschland“ genannt - weil von den neunzehn toten und verletzten Opfern in der Albertville-Realschule achtzehn weiblich gewesen seien. Auf der Flucht habe der Täter dann wahllos und auch auf Männer geschossen. „Tim K. soll ,Depressionen' gehabt haben“, schreibt Alice Schwarzer. „Wir alle kennen depressive Frauen. Morden sie? Nein, höchstens sich selbst.“

Morden sie? In den Tagen seit den Ereignissen von Winnenden hat man zwei andere Fragen wieder und wieder gehört. Die eine lautet: Hätten wir die Warnsignale des Schulamokläufers rechtzeitig erkennen können? Und die andere: Warum sind es eigentlich immer Jungs oder junge Männer? Experten haben daraufhin erklärt, dass es sehr wohl Amokläuferinnen gibt, wenn ihre Zahl auch gering ist: Eine Studie aus dem Jahr 2006, die neunundneunzig Amokläufe an Schulen auf der ganzen Welt seit 1974 aufgeschlüsselt hat, zeigt, dass es viermal Täterinnen waren. Und obwohl die Gewaltbereitschaft junger Mädchen zuletzt gestiegen ist, was wiederum andere Studien belegen: Die Aggression psychisch belasteter Frauen, und das bringen Alice Schwarzers bittere Worte zum Ausdruck, scheint sich also eher nicht nach außen, sondern nach innen zu richten. Doch auch Jungen, dass darf man dabei nicht vergessen, begehen Selbstmord. Sie tun es sogar häufiger als Mädchen.


"Sogar häufiger" ist gut! Sie tun es nach offiziellen Statistiken siebenmal so häufig, rechnet man die "verdeckten", als Unfall ausgegebenen Selbstmorde mit, handelt es sich nach Schätzungen von Kinderärzten um eine zwölfmal so hohe Rate. Aber wenn die Jungen bei ihrem Selbstmord nicht viele andere Menschen mit sich in den Tod reißen, kümmert sich kaum jemand besonders darum. Auch nicht die FAZ. Warum nicht? Vielleicht gibt uns eine Zwischenüberschrift dieses FAZ-Artikels einen Hinweis: "Teilnahmslosigkeit, Arroganz und Dummheit".

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Lenz: Jungen auch als Opfer von Gewalt wahnehmen

Der Sozialwissenschaftler und Geschlechterforscher Hans-Joachim Lenz hat einen Mangel an Hilfseinrichtungen für Jungen beklagt. Unter Bezugnahme auf den Amoklauf des 17-jährigen Tim K. in der vergangenen Woche sagte Lenz, es gehe darum, Jungen in ihrer Verletzlichkeit ernst zu nehmen.


Hier geht es weiter.

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"Ein dringendes Menschenrechtsthema"

Der US-Schulinspektor Edward Hayes widmet sich der Frage, wieviel in den vergangenen Jahrzehnten international für Mädchen getan wurde, während die Jungen immer kürzer kamen. Ein Auszug:

In 1991, the prestigious, but goofy, American Association of University Women (AAUW) made a startling declaration: ‘Most girls emerge from adolescence with a poor self image.’ Researchers, all female, informed the body politic that the primary culprit here was the public school system in America. No one seemed to notice that at the time this assertion was loosed upon us that 85% of all public school teachers were women.

Consequently, after much ripping of garments and public self- flagellation, Congress passed the 1994 Gender Equity in Education Act which officially categorized girls as an ‘under-served-population,’ placing American womanhood on a par with other discriminated against minorities. Millions of dollars flowed into the coffers of thought-control institutions so they could look deeply into this heart-of-darkness. In 1995, at the UN 4th World Conference on Women, held in Beijing, the American delegation, chaired by Secretary of State Madelyn Albright, laid bare the educational and psychological deficits of American girls as a pressing human rights issue.


Man darf gespannt sein, ob und wann die Benachteiligung der Jungen genauso nachdrücklich angegangen wird.

Hier findet man den vollständigen Beitrag.

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Donnerstag, März 19, 2009

Schwarzer erneut korrigiert: Frauenhass kein Tatmotiv

Genderama-Leserin I.S. schickte mir einen Artikel von Seite 4 der heutigen "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (inzwischen auch online), wo es heißt:

Die Publizistin Alice Schwarzer legt Wert auf die Feststellung, dass durch die Formulierung in einem geringen Teil unserer Auflage, ihr Kommentar über den Amoklauf sei bei "den" Einwohnern Winnendens auf Empörung gestoßen, der falsche Eindruck erweckt wurde, alle oder mindestens eine Mehrheit der Einwohner habe sich empört. Die Journalistin hatte in einem Zeitungsbeitrag geschrieben, das Drama in Winnenden sei "das erste Massaker mit dem Motiv Frauenhass" in Deutschland gewesen. "Uns liegen in dieser Richtung keinerlei Erkenntnisse vor. Nach der ballistischen Untersuchung und ersten Zeugenvernehmungen gibt es keinerlei Anhaltspunkte, dass der Täter es ausschließlich auf weibliche Opfer abgesehen hatte", sagte ein Sprecher der Polizei Waiblingen. Die Opfer hätten in Türnähe gesessen. Es ist richtig, dass es in der Schule nur ein männliches Opfer gab, aber es sind fünf Frauen und vier Männer verletzt worden. "Auch aus den Vernehmungen haben wir keine Hinweise, dass Frauen gezielt getötet wurden." (F.A.Z.)

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Auch England beschäftigt die Jungenkrise

Die Jungenkrise ist ein internationales Problem. So setzt sich die Londoner "Times" damit auseinander.

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Mittwoch, März 18, 2009

Wofür mein Buch zu früh erschien

Schon am Montag wurde der folgende Blogeintrag Ellen Kositzas online gestellt (man kommt ja derzeit nicht mal mehr zum Ego-Googeln):

Mit Arne Hoffmann habe ich ein paar Jahre lang gemeinsam in den Hörsälen des Mainzers Philosophicums studiert. Da kannte ich ihn noch nicht und wußte nichts von seinem (erfolglosen) Kampf, das Angebot der universitären Frauenbibiliothek zu nutzen. Kennengelernt habe ich Hoffmann erst über eines seiner mittlerweile etwa 30 Bücher, das Mammutwerk Sind Frauen die besseren Menschen? Der Mann ist als Autor ein wahres Phänomen, seine Belletristik, Ratgeber und Sachbücher zu wahrhaft „extrem“ unterschiedlichen Themen veröffentlicht er abwechselnd in Kleinst- wie in renommierten Großverlagen. Nun ist bei der Piper-Tochter Pendo sein jüngstes Werk erschienen, es heißt Rettet unsere Söhne und widmet sich der gemutmaßten gesellschaftlichen und schulischen Diskriminierung von Jungen.


Hier geht es mit interessanten Beobachtungen weiter.

Ellen Kositza schreibt übrigens generell sehr lesenswerte Beiträge, die man sich auf dem Sezessions-Blog dank des Autorenlabels erfreulicherweise direkt nacheinander durchlesen kann (siehe etwa hier zur Hetze in der aktuellen "Emma").

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"Zeitbombe Männlichkeit?" Pädagoge korrigiert Alice Schwarzer

Genderama-Leser R.S. war so entnervt darüber, dass "Der Standard" das unwissenschaftliche Geschreibsel einer Alice Schwarzer veröffentlichte, dass er das Blatt in einer Mail auf deren Fehler hinwies. Die Redaktion musste dem Recht geben, verteidigte sich aber damit, dass Schwarzer doch eine "über die Grenzen ihres Landes hinaus renommierte Schreiberin" sei, so dass man darauf vertraut habe, "dass die Fakten, auf Grundlage derer sie argumentiert, unstrittig sind". Ja, so kann man sich irren.

Um seinen Fauxpas halbwegs wieder gut zu machen, veröffentlichte "Der Standard" nun eine Erwiderung des Erziehungswissenschaftlers Josef Christian Aigners auf Schwarzers Polemik. Der hält es zwar für verkürzt, den Amoklauf von Winnenden allein durch die Jungenkrise erklären zu wollen (und hat damit zweifellos Recht), liest aber dann Alice Schwarzer die Leviten:

Aber auch Frau Schwarzer verkürzt, und nicht nur das: Sie setzt auch auf "Belege", die einer "Galionsfigur der deutschen Frauenbewegung" eigentlich unwürdig sind - wie die des "Münchner Neuropsychologen Prof. Henner Ertel". Unter Berufung auf dessen fragwürdige Studien wird die Pornografie (wieder einmal) als eine zentrale Gewalt-Ursache bemüht, obwohl dazu nach wie vor keine annähernd eindeutigen Forschungsergebnisse vorliegen und zahlreiche Experten der Pornografie eher eine Kompensationsfunktion für frustrierte männliche Sexualität zuweisen. (…) Eine Berufung auf derart unseriöse Quellen diskreditiert das Anliegen, wirkliche Ursachenforschung gegen Männergewalt zu betreiben, fast schon von vornherein. Und auch die Bedeutung von Vorbildern für Jungen zum Abarbeiten ihrer männlichen Identitätsprobleme in Zweifel zu ziehen erscheint mehr als fragwürdig: Der Täter von Winnenden, weiß Schwarzer, habe durchaus solch ein Vorbild gehabt - nämlich einen "Waffennarren" von Vater mit 15 Schusswaffen zu Hause! Soll das ein Witz sein?


Hier geht es mit deutlichen Worten weiter.

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Sind mehr als 100 Prozent der Rechtsextremen 15 Jahre alt?

Eberhard Seidel wundert sich über Professor Pfeiffers Zahlenspiele.

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Und was war sonst so los? (2)

So wie letzten Mittwoch möchte ich auch heute das Genderama-Schwerpunktthema "Benachteiligung der Jungen" für andere aktuelle Meldungen aus der Geschlechterdebatte unterbrechen.

Der Daily Mail zufolge verbietet die Europäische Union in Zukunft Anreden wie "Miss" und "Mrs.", "Madame" und "Mademoiselle" sowie "Frau" und das ohnehin ausgestorbene "Fräulein", weil diese sexistisch seien. Und das ist erst der Anfang – viele weitere Ausdrücke, die auf das Geschlecht einer bezeichneten Person Bezug nehmen, werden ebenfalls verboten:

Scottish Tory MEP Struan Stevenson described the guidelines as 'political correctness gone mad'.

He said: 'This is frankly ludicrous. We've seen the EU institutions try to ban the bagpipes and dictate the shape of bananas, but now they seem determined to tell us which words we are entitled to use in our own language.

'Gender-neutrality is really the last straw. The Thought Police are now on the rampage in the European Parliament.

'We will soon be told that the use of the words "man" or "woman" has been banned in case it causes offence to those who consider 'gender neutrality' an essential part of life.'


Naja, ihr Eurokraten habt ja auch mit aller Macht zu diesem Irrwitz beigetragen.

Auch in Deutschland wird der Feminismus noch als Heilsbringer gesehen – zumindest für die stark gebeutelte SPD. So forderte, nach norwegischem Vorbild, Frank Müntefering eine Frauenquote für Aktiengesellschaften. Ab 2013 sollen in den Aufsichtsräten zu mindestens 40 Prozent Frauen sitzen – oder wie immer man diese Wesen dann nach EU-Recht bezeichnen wird.

Derweil mehren sich die Indizien, dass der schwächere berufliche Aufstieg von Frauen etwas mit deren eigenen Entscheidungen zu tun haben könnte. So berichtet der FOCUS, dass Frauen nach einer Auszeit nur ungern wieder in Berufe zurückkehren, die sie als unangenehm empfinden – eine Freiheit, die Männer als Familienernäher nicht haben:

Als besonders unattraktiv erweisen sich Berufe mit langen Arbeitszeiten, das heißt mit mehr als 46 Stunden pro Woche – zum Beispiel bei Friseurinnen -, oder mit einem körperlich anstrengenden oder monotonen Arbeitsalltag – zum Beispiel der von Gebäudereinigerinnen. So nehmen Friseurinnen erst nach durchschnittlich 170 Monaten beziehungsweise 14 Jahren wieder eine Beschäftigung auf, viele kehren überhaupt nicht mehr zurück in den Beruf.


Derweil wird der Feminismus immer spleeniger: Im Libanon gibt es jetzt rosafarbene Taxis nur für Frauen. Und in Köln-Ehrenfeld Ampelmädchen.

Die kanadische National Post berichtet über eine neue Studie, die feststellte, dass in Sachen Sex inzwischen zweierlei Maß zu Lasten der Männer herrscht:

The study, published in the Canadian Journal of Human Sexuality, found that society accords men less "sexual latitude" than women, deeming it abnormal for a man to be disinterested in sex, to engage in homosexual fantasy, and to engage in submissive sexual acts.

"The double standard used to give men more sexual freedom than women, but these findings indicate that the dynamic is changing" said Alex McKay, research coordinator for the Sex Information and Education Council of Canada. "Men are forced to abide by a certain gender role, while women are today more free to be themselves. In this sense, the standard actually works against the man."


Unter der Schlagzeile Nach Scheidung muss jeder für sich selbst sorgen sieht Spiegel-Online ein "wegweisendes Urteil" des Bundesgerichtshofs in Sachen Unterhaltsrecht voraus.

Der Freitag thematisiert mit einem japanischen Brauch als Aufhänger das anhaltende Geschlechtergefälle beim Dating. Ein Auszug:

Die britische Webseite Top Table will herausgefunden haben, dass bei 85 Prozent der Rendezvous, die in einem Restaurant stattfinden, der Mann heimlich oder offen die Rechnung bezahlt - egal ob das Date gut verlief oder nicht. Nur ein Drittel der Frauen gab an, von sich aus vorzuschlagen, die Rechnung getrennt zu begleichen. Eine europaweit durchgeführte Studie von SAB Miller kam zu dem Ergebnis, dass 81 Prozent der Männer davon ausgehen, bei der ersten Verabredung mit einer Frau die Drinks zu bezahlen.

Dabei scheint es sich keineswegs bloß um ein Gebaren zum Umwerben einer möglichen Künftigen zu handeln. Auch in festen Beziehungen lassen Männer sich Geschenke mehr kosten. Recherchen der Internetseite Money Supermarket haben ergeben, dass britische Männer am Valentinstag 48, Frauen hingegen nur 22 Pfund ausgeben.

Halten Männer um die Hand einer Frau an, gilt in angelsächsischen Ländern die Faustregel, dass der Verlobungsring den Gegenwert von drei Monatsgehältern hat - was übrigens auch ein „Brauch“ ist, der auf die Initiative eines Unternehmens zurück geht: in diesem Fall der Diamantenfirma DeBeers.


Die "taz" meldet, dass "die 11- bis 17-jährigen Mädchen gerade den deutschen Buchmarkt bestimmen". Das erklärt einiges.

Für von prominenten Frauen begangene Gewaltakte stehen inzwischen nicht nur Rihanna und Amy Winehouse, sondern auch Angelina Jolie, die Brad Pitt "mit einer Tracht Prügel aus dem Haus" gejagt haben soll. Oder war es doch "nur" eine Ohrfeige? Viel interessanter als die Antwort auf diese Frage ist, dass für unsere Medien häusliche Gewalt durch Frauen kein Problem, sondern noch immer ein Schenkelklopfer ist: "Prügelina packt die Peitsche aus" betitelt so etwa der Schweizer "Blick" einen launigen Artikel.

Auch das Ex-Model Kelly Bensimon macht auf diese Weise Schlagzeilen :

Laut mehreren US-Medienberichten soll die temperamentvolle Promi-Frau ihren 30-jährigen Verlobten Nicholas Stefanov verprügelt haben. Resultat: Stefanov hat ein blaues Auge und eine tiefe Schnittwunde auf der linken Wange.

Ein Bericht der Fox-News schildert die Vorkommnisse: «Stefanov floh am Dienstagmorgen aus Bensimons Appartment an der Centre Street in New York und zeigte die zweifache Mutter danach auf dem nächsten Polizeiposten an.» Bensimon stellte sich erst zwei Tage später der Polizei und wurde wegen Körperverletzung angeklagt. Am 31. März findet ihre Gerichtsverhandlung statt.


Bemerkenswert ist einmal mehr die hilflose Reaktion, die das männliche Opfer mittlerweile zeigt:

Ganz anders tönt das von dem 30-jährigen Stefanov: «Sie ist ein grossartiges Mädchen. Ich will über das Geschehene wieder hinwegkommen. Aber was soll man machen, wenn einen ein Mädchen schlägt? Einfach nur stillhalten wie ein Punching-Bag?»

Ausserdem meinte der Geschlagene, dass er jetzt wohl im Gefängnis sässe, hätte er zurückgeschlagen. Und: Es sei nicht das erste Mal gewesen, dass Bensimon ihn geschlagen habe.

Stefanov nimmt seine Peinigerin fast schon in Schutz, wenn er erklärt, wie «anständig» sie sich bei der Prügelei verhalten habe: «Sie war wenigstens so höflich und zog vor dem ersten Schlag den Verlobungsring aus.» Ausserdem sei sie am Abend des gleichen Tages noch zu ihm zurückgekehrt, wie er hinzufügt.


Eine Gruppe von Frauen, die den Ex-Musicstar Salome Clausen zusammengeschlagen haben, wurden inzwischen von der Polizei gefasst.

Und zuletzt mal wieder eine TV-Warnung: Die Phoenix-Talkrunde diskutiert heute Abend ein in den letzten Monaten auch in diversen Presseartikeln vorkommendes Thema, bei dem das weibliche Geschlecht mal wieder zum besseren Menschen phantasiert wird: "Die Wirtschaftskrise – Frauen wäre das nicht passiert?"

Unmittelbar nach meinem letzten Genderama-Wochenrückblick kam es zu einem Amoklauf, der Dutzende weitere derartige Gewaltdrohungen nach sich zog (schließlich sogar von einem Mädchen). Gleichzeitig und leider wohl auch dadurch bedingt hat das Jungenthema in den Medien einen großen Schritt nach vorne gemacht. Ich hoffe, dass die nächste Woche friedlicher wird und das Thema trotzdem in den Medien bleibt.

Lesermail (Erwiderung auf Buchkritik)

Zu dieser Buchkritik von "Rettet unsere Söhne" habe ich gestern zwei Leserzuschriften erhalten. Genderama-Leserin D.A. schreibt mir:

Meine persönliche Beobachtung ist: Man läßt den Kindern zuviel durchgehen, ohne daß es spürbare Konsquenzen hat. Kinder brauchen klare Linien, Grenzen und eine "harte Hand"- damit meine ich nicht Schläge, sondern Gradlinigkeit der Lehrkräfte, kein Könnte-wäre-vielleicht- Geeier, sondern ein So-ist-es, So-wird-es-gemacht und Herzensstrenge.

Im Chaos kann man nicht lernen.

Ich wurde 1970 eingeschult. Da wurden neue Methoden ausprobiert, und als ich 1974 auf das Gymnasium kam, war über Hälfte der Lehrer nicht mehr imstande, in den Klassen für Ruhe zu sorgen. Ich litt unter dem ständigen Krach in der Klasse. Die alten Maßnahmen durften nicht mehr angewandt werden, die neuen funktionierten (noch) nicht. Ich empfinde uns im Rückblick als Versuchskaninchen. Ich erinnere mich an einen Moment, als Schulbücher verteilt wurden: Der Stempel im Buch, "Mädchengymnasium Altona", machte mir bewußt, daß Jungen und Mädchen nicht immer schon gemeinsam unterrichtet wurden, und es gab Fächer, da hätte ich es begrüßt, wenn der Unterricht getrennt ablaufen würde. Ich war da zwölf, ein Alter, in dem man noch nicht in der Lage ist und nicht den Mut hat, solche Gedanken zu äußern.

Zudem fühlte ich, daß ich damit angeeckt, ausgelacht worden wäre. Ein stilles häufig in sich gekehrtes Mädchen, das oft darunter litt, das Gefühl zu haben, daß Mathe, Naturwissenschaften, Mannschaftssportarten mehr "wert" waren, Schüchternheit und Vorsicht, Scheu etwas Lächerliches - dass man wie Jungs sein müsse, um zu bestehen.

Oft wünschte ich mir heimlich das Mädchengymnasium zurück. Ich glaubte, es müsse besser gewesen sein.

Die Berufswahl und alle weiteren Entscheidungen traf ich aufgrund meiner typisch weiblichen Talente. Ab da ging es mir gut, ich konnte mich entfalten.

So, wie es offensichtlich jetzt geschieht, dass für Jungen bestimmte Mädcheneigenschaften als Maßstab hergenommen werden, ist es wie eine Umkehrung dessen, was ich damals empfand. Also schlecht für die Jungen, da es ihrem Wesen nicht gerecht wird.

Auf Berndts Frage: "Was war noch anders, als Jungen gute Schulabschlüsse machten?" würde ich antworten: Autorität statt Endlosdiskussion. Wenn Zeit damit vertan wird, in Diskussionen zu versuchen, unter einen Hut zu bringen, wer denn nun was wie gern hätte, damit die armen Schüler auch ja alle berücksichtigt werden, bleibt weniger Zeit zum Lernen.

Es gibt Dinge, die sind ein MUSS, nicht ein KÖNNTE.

Und es gibt Erfolgserlebnisse durch Fleiß. Fleiß als Wert. Schule ist kein Ort für seichte Unterhaltung, die Lehrkräfte sind keine Entertainer.

Was hat sich geändert?

Was den Bewegungsdrang von Jungen betrifft, sollte man nicht nur die Zeit IN der Schule ansprechen, sondern gerade auch die Zeit NACH dem Unterricht. Wer nach der Schule Raum findet, sich auszutoben, kann sich in der Schule besser konzentrieren. Diese Freiräume wurden im Verlauf der Jahrzehnte zugebaut und zugeparkt. Würde ich eine Stadtteilführung zu dem Thema machen, könnte ich die Beobachtungen mehrerer hier aufgewachsener Generationen einbeziehen und Fläche für Fläche zeigen, wieviel Frei-und Spielraum verschwunden ist. Endergebnis: Kinder in "Käfighaltung". Fakt ist, ich sehe kaum noch Kinder in den Straßen unterwegs.

Ein Beispiel sei genannt: Am Bahndamm bei unserer Schule gab es weite leicht hügelige Grünflächen. Dort konnte gerannt, getobt, Schlitten gefahren werden, dort waren wir oft. Das Gelände wurde ab Ende der 60er Quadratmeter für Quadratmeter zugebaut, ein letzter Grünstreifen bietet null Platz zum Spielen. Schlitten fahren kann man nirgends mehr.

Wir spielten in der Straße, da war Platz. Jetzt sind nur noch die Bürgersteige seitlich "frei", für Gruppenspiele und Gerenne nicht ausreichend, alles mit Autos zugestellt, die Kinder haben keine freie Sicht. Diese Entwicklung zu bedauern nützt uns nichts, sie läßt sich ohnehin nicht rückgängig machen.

Alternativen wurden für die Kinder nicht geschaffen.

Nein, ich jammere nicht vermeintlich "guten alten Zeiten" hinterher. Ich sehe nur deutlich, daß nicht alles schlecht war, was als zu hart, zuviel Druck, spießig, altmodisch verworfen wurde.

Ich bin Mutter zweier Söhne und hatte in der Grundschule einen männlichen Klassenlehrer vom "alten Schlag". Er hat auch Fehler gemacht, sicher, aber er war imstande für Ruhe zu sorgen. Er hatte die Klasse "im Griff".

Ein solcher Lehrer wäre das richtige für meine Kinder gewesen.


Und Genderama-Leser M.K. merkt an:

Ich kann die Frage beantworten, was sich geändert hat in den Schulen: die Einstellung der Lehrer zu sich selbst und vor allem zu den Schülern. Natürlich mussten früher die Jungen auch stillsitzen und haben trotzdem hervorragende Leistungen erbracht - nur war es früher auch den Lehrern klar, dass es den Jungen schwerer fällt als den Mädchen, es wurde akzeptiert und nicht negiert, wenn Jungen die geforderte Disziplin verletzten. Von Jungen wurde ein höhere Selbstdisziplin verlangt, weil schließlich auch von Ihnen erwartet wurde, dass sie Verantwortung übernahmen, als Soldaten für Vaterland und Frau und Kind in den Krieg zogen, Familien zu ernähren hatten, den Schwachen zu Hilfe eilten etc. Natürlich wurden Übertretungen auch geahndet - aber dahinter stand trotzdem ein positives Jungen- und Männerbild, eine Förderung des Potenzials und keine Ablehnung des Männlichen wie heute (dass es natürlich auch SadistInnen gab und so mancherlei Schindluder getrieben wurde, steht auf einem anderen Blatt).

Mit anderen Worten: Es stand der Mensch im Vordergrund, er wurde noch nicht auf sein Geschlecht reduziert und dieses dann wieder auf die Rolle und "die Rolle" war eben die Vorbereitung auf das, was einen Jungen in der Erwachsenenwelt erwartete. Was also früher der "Lausbub" war, wird heute als Macho, Chauvi etc. gewertet. Das Männerbild wird bewusst negativ belegt, auch in der Selbstinzenierung so mancher männlichen Lehrkraft, sodass die Jungen nicht nur in ihrem Sein in Frage gestellt werden, sondern auch in der Entwicklung. Denn so wichtig die Jugendzeit auch sein mag - die meiste Zeit ihres Lebens (hoffentlich) verbringen sie dann doch als Erwachsene. Ich kann mich jedenfalls nicht aus meiner Schulzeit entsinnen, dass das Sein der Frauen jemals so negiert wurde wie das der Männer - man mag über das Frauenbild der Vergangenheit diskutieren, aber niemals wurde das Wesen der Frau in Frage gestellt. Bei den Jungen heutzutage wird dies getan - mit entsprechenden Folgen für uns alle.

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Dienstag, März 17, 2009

Rechte sammeln junge Männer ein

Hunderte von Zeitungen berichten, ich zitiere mal die Financial Times Deutschland:

Erschreckender Befund: Rechtsextreme Einstellungen sind unter Jugendlichen weit verbreitet - vor allem Jungen sind anfällig für ausländerfeindliche Parolen. Die Anziehungskraft der demokratischen Parteien ist dagegen sehr gering.


Gut, dass ich nicht zu nervigen Kommentaren wie "Ich hab's ja gesagt" neige. :-/

Woran das bloß liegen könnte, dass die demokratischen Parteien für junge Männer nicht sehr anziehend sind ..?

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"Alles klar mit den Jungs?"

Was ist mit unseren Jungs los? Früher hat man sich auf dem Schulhof geprügelt, heißt es oft. Heute kommt den auffälligen Jungs mit verschiedenen Maßnahmen bei: restriktiven wie einem Trainingsraum für Störer oder einfach Pausenverbot. Auf der anderen Seite gibt es viele Schulen mit gezielten Angeboten für Jungs: Sportangebote, Arbeitskreise nur für Jungen, gezielte Berufswahlangebote. Und doch scheint Schule eine bestimmte Gruppe von Jungen zunehmend zu entgleiten, von Klasse 1 bis 13. Es gibt eine unbändige Sehnsucht nach neuen Initiationsriten, um zu zeigen, dass man kein Kind mehr ist. Klautouren im Supermarkt gehören dazu, schmerzhafte Jump-Aktionen auf Geländern und immer wieder Computerspiele. Wer hart ist und ein Mann sein will, ballert seine virtuellen Feinde ab. Offenbar reagieren viele Jungs besonders sensibel auf die Verwerfungen unserer modernen Welt, die sich in der Schule wie unter einer Lupe zeigen.


Auch die "taz" hat die Jungenkrise entdeckt und widmet sich ihr auf ihre Art.

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Lesermail (Buchkritik 2)

Heute bin ich wegen einem Interview unterwegs und komme deshalb nicht zum Recherchieren neuer Artikel zur Jungenkrise. Damit ihr trotzdem was zum Lesen habt, folgt hier ein sehr ausführlicher Leserbrief eines MANNdat-Mitarbeiters, der sich kritisch mit "Rettet unsere Söhne" auseinandersetzt.

Lieber Arne,

ich will mal versuchen, konstruktive Anmerkungen zu Deinem Buch zunächst auf diese Weise zu machen. Man kann dann sehen, was davon schließlich ins interne MANNdat-Forum gehört, was vielleicht Baustein zu einer Rezension sein kann. Ich habe schon geschrieben, daß ich das Buch für sehr gelungen halte. Eine gerechte Rezension müßte daher völlig anders gewichtet sein als das, was ich jetzt hier zur Diskussion stellen möchte und was sich hauptsächlich mit dem aufhält, das mir bei der Lektüre Bauchschmerzen bereitet.

Als Aufhänger wähle ich den vorletzten Absatz auf der S. 54: „Wenn es darum geht, bücherweise Wissen in sich hineinzustopfen, [...], um es dann bei jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit begeistert abzuspulen – bei welchem Geschlecht erleben Sie diese Neigung mehr? Bei Jungen oder bei Mädchen?“ Dazu die Fußnote: „’Während Mädchen bessere Noten in der Schule bekommen, zeigen Jungen durchgehend, daß sie mehr Fakten wiedergeben können’“ Das ist ein interessanter Ansatz! Über den „Wissensdurst von Jungen“ (S. 55) hätte ich daher gerne mehr erfahren, und zwar vor allem verknüpft mit der Frage:

Welchen Stellenwert hat Wissen (von Fakten) heute in der Schule noch?

Ich glaube, hier wären wir in der Ursachenforschung auf dem richtigen Wege. Doch wird nun diese „Begabung“ der Jungs leider nicht weiter untersucht und dann in der folgenden Ursachenforschung vornehmlich auf andere Aspekte eingegangen.

Wissen aber wird in der Schule schon lange nicht mehr wirklich geschätzt. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, hat ganz zurecht bemängelt: "Ein [...] Irrweg war und ist es, daß in vielen Bundesländern seit mehr als drei Jahrzehnten eine Aversion gegen konkretes Wissen und gegen jeden Fächerkanon gepflegt wird." (J. Kraus: Der PISA Schwindel, Wien 2005, S. 216) Schulbildung, das ist - oder soll sein – reformpädagogisch „Kompetenzenerwerb“, soll, in der Grundschule etwa, „Methodenkompetenzen“ und „Primärstrategien“ vermitteln und dergleichen mehr. Über nichts rümpfen Pädagogen inzwischen so sehr die Nase als über Faktenkenntnisse (etwa historischer Daten im Geschichtsunterricht). „Moderner“ Unterricht soll anders sein: „Wir wollen nicht Wissen sondern Können!“ Damit summierte am Tag der Offenen Tür ein Vizedirektor die Idee seines Gymnasiums. Können ist prima, doch frage ich mich da natürlich: welches Können kann es ohne Wissen geben? Aber einerlei, Fakt ist, was Du als besondere Begabung von Jungs herausstellst, stellt einfach pädagogisch keinen Wert mehr dar.

Dieser Weg aber wäre nun unbedingt noch weiter zu verfolgen gewesen. Es stellen sich da doch wichtige Fragen, nämlich:

Ist der reformpädagogische Einfluß auf die Gestaltung des Unterrichts vielleicht – völlig unabhängig möglicherweise von einer gewollt einseitigen Mädchenförderung – ursächlich mit der Jungenkrise verbunden? Und müßte man dann nicht viel grundsätzlicher argumentieren als manche Männer- und Jungenforscher das heute tun? Also pointiert und etwas polemisch formuliert: Statt zu sagen: Was Jungs Spaß macht, werde nicht stark genug berücksichtigt (vgl. S. 59 unten) und deswegen bräuchten wir mehr Spaß für Jungen in der Schule, vielmehr zu erwägen, ob nicht diese Spaßpädagogik als solche Jungen schadet und Mädchen begünstigt.

Natürlich hättest Du dazu keine gesicherten Thesen vertreten können, da wohl keinerlei Untersuchungen dazu vorliegen. (Eine Kritik der Reformpädagogik ist genausowenig politisch gewollt wie eine Kritik der Mädchenförderung. Nicht auszudenken, wenn sich auch noch gleich beides als Irrweg erwiese!) Aber da sich diese Frage doch notwendig stellt, darf der Verweis darauf nicht fehlen. Es ist nun einmal so, daß die Frage nach der Jungenkrise in der Schule für sich schon vielschichtig ist, sie aber dann auch noch vielfach mit der allgemeinen Bildungskrise, die seit PISA diskutiert wird, verflochten ist.

Ich will auf diesem Weg noch ein wenig weiter gehen. Ab S. 56 betreibst Du Ursachenforschung: „Unsere Schulen sind vielfach auf Jungen als Zielgruppe nicht mehr ausgerichtet.“ Nicht mehr, das heißt für mich: Sie waren es aber einmal! Dieser Gegensatz wird aber nicht wirklich ins Zentrum der Fragestellung gerückt; denn zwar wird zunächst das bekannte Argument von der zunehmenden Verweiblichung des Lehrkörpers gebracht – ganz richtig! -, dann aber stoße ich plötzlich auf: „Das gesamte System Schule scheint eher der weiblichen als der männlichen Frühentwicklung gerecht zu werden.“ (S. 58) Aber gerade DA hat sich doch seit Jahrhunderten nichts geändert. Wenn man aber zurecht anmerkt, daß es in den letzten Jahrzehnten eine Entwicklung gegeben hat („nicht mehr“!), die zunehmend Jungen Mädchen gegenüber benachteiligt, dann kann man als Argument nicht einen Zustand schildern, der nie einer Veränderung unterlegen hat. Das gilt in noch stärkerem Maße für das Argument vieler Männerforscher, in der Schule würde dem Bewegungsdrang der Jungen nicht ausreichend Rechnung getragen, als hätten Jungen nicht über Jahrtausende hinweg in der Schule stillsitzen, aufmerken und sich konzentrieren müssen - und zwar mit bestem Bildungserfolg! Deswegen ist solchen Vorschlägen und Erklärungsmustern mit Skepsis zu begegnen und einmal mehr ganz explizit zu fragen: WAS hat sich denn wirklich in den letzten Jahren verändert. Was ist nicht mehr so wie zu der Zeit, als Jungen die Mädchen noch überflügelten? Wohlgemerkt: in der Schule. Auf gesellschaftlichem Gebiet stellst Du ja genau diese Frage und gehst ihr auch gezielt nach.

In der Schule hat sich aber nicht nur die Besetzung des Lehrerzimmers nach Geschlechtsanteil verändert. Darauf aufmerksam zu machen ist wichtig; wäre es aber nicht nötig gewesen, auch darauf hinzuweisen, daß es möglicherweise noch viel mehr um „die Haltung und Arbeitsweise aller Lehrkräfte, unabhängig vom Geschlecht“ geht, wie Guggenbühl wohl nicht ganz zu unrecht anmerkt? Dann nämlich drängt sich geradezu auf: „Die Verweiblichung der Schule betrifft vor allem die Pädagogiken, nach denen sich die Schule ausrichtet. Unterrichts- und Erziehungsformen wurden eingeführt, die tendenziell den Mädchen entsprechen.“ Die „Verweiblichung“ kann folglich auch kaum bei denjenigen Tatsachen des Schulalltags zu suchen sein, die noch nie anders waren. Was, so wird man demnach fragen müssen, wurde an den Schulen denn neu „eingeführt“? Womit sich der Kreis wieder schließt: Wäre dies nicht also vielleicht dasjenige, was Josef Kraus, ein exzellenter Kenner der Schulwirklichkeit wie der zugehörigen pädagogischen Theoriebildung und Bildungspolitik, einst despektierlich als „Spaßpädagogik“ bezeichnet und untersucht hat? Für Martin von Crefeld übrigens ist dies eine ausgemachte Sache: „Je weniger anspruchsvoll und fordernd eine Schule ist, desto besser sind die Mädchen im Vergleich zu den Jungen.“ Dem wäre wenigstens einmal nachzugehen. Doch fürchtet man sich hier womöglich vor den Ergebnissen. Jedenfalls weist die Tatsache, daß die Leistungsdifferenz offenbar am Gymnasium noch am geringsten ist, in diese Richtung.

Wir brauchen jedenfalls eine nicht nur synchrone Untersuchung von Bildung, Schulalltag und zugehöriger Pädagogik, sondern müssen unser Augenmerk viel mehr auf diachrone Aspekte, also auf die jüngsten Entwicklungen in diesen Bereichen richten: Was war noch anders als Jungen gute Schulabschlüsse machten? Diese Untersuchungen liegen nicht vor. Man will sich möglicherweise davor hüten. Aber um die Notwendigkeit einer solchen Fragestellung einzusehen, dazu muß man kein Fachmann sein.

Einige Dinge gehören unbedingt in diesen Erwägungszusammenhang: Schule heute, das ist „die Förderung der Selbst- und Sozialkompetenz, der Kommunikation, das selbstgesteuerte Lernen, Partner- und Gruppenarbeit“ – alles wohl Eigenschaften, die Mädchen entgegenkommen. Zu unserer Zeit gab es: lehrerzentrierten Unterricht, Frontalunterricht, auf Wissenserwerb gerichtete Pädagogik, Autorität statt Endlosdiskussion und Zentrierung auf Bildungsinhalte ohne ideologische Verzweckung ganz gleich welcher Art: Bildung um der Bildung willen, nicht Ausbildung um des Berufes willen. Daß auch letztgenannte, prinzipiell verwertungszweckfreie Allgemeinbildung Jungen eher anspricht, ist meine persönliche Meinung, die sich aus Beobachtungen über Männer beim zwecklosen Spiel (Homo ludens) oder Wissen um des Wissens willen speist. All dies wäre natürlich nicht bloß zu behaupten, sondern zu untersuchen. Indessen behauptet wird ja nichts, sondern nur gesagt, welcher Weg beschritten werden muß und wonach zu suchen ist. Dazu braucht man kein Fachmann zu sein.

Es ist nun mal so, daß wir bei uns zwei große gesellschafts- bzw. bildungspolitische Veränderungen oder Entwicklungen beobachten können:

1. die zunehmende Etablierung der feministischen Ideologie als Staatsdoktrin mit ihrem Frauen- und Mädchenförderwahn etc. und

2. den radikalen Abbau der in der Welt einzigartigen und vielfach bewunderten deutschen Bildungstradition: weg von Humboldt, weg vom Bildungsideal der humanistischen deutschen Klassik, hin zur reinen Ausbildung für Berufs- und Wirtschaftszwecke, weg von Wissen und Erkenntnis hin zur bloßen Information, weg von einer soliden Erlernung der Muttersprache hin zu Englisch ab der ersten Klasse und vor allem weg von Lernen, Anstrengung, Freude am Wissen hin zu Spaß und Event und zu quantifizierbaren, evaluierbaren Ergebnissen. Diese Liste wäre fortzusetzen.

In beiden Punkten ist der Standpunkt der Kritiker unerwünscht. Gegen ihn wird mit ähnlichen Methoden von „Experten“, Politikern und Journalisten gekämpft bzw. geschwiegen. Das sind Paralleltendenzen. Ist diese Parallele Zufall oder nicht? Ein Zusammenhang ergibt sich nicht zwangsläufig; nach ihm aber zu forschen, muß im Interesse gerade der seriösen Kritiker liegen. Insbesondere dann, wenn man sich unter 1. spezifisch an das Jungen-Bildungs-Problem macht. Das drängt sich dann von selber auf. Freilich wird man dazu auf beiden Feldern gleichermaßen zu Hause sein müssen.

Egal nun, was an Erkenntnissen aus solchen Untersuchungen zu gewinnen wäre, eines scheint ganz offenkundig: Jungen müssen in der Schule andere Erfahrungen machen als Mädchen, sie müssen anders angepackt werden, und möglicherweise, nein höchstwahrscheinlich brauchen sie Unterricht nach einem anderen pädagogischen Paradigma, welches auch immer das sei. Dies aber ist unter der Voraussetzung von Koedukation kaum möglich. Deshalb glaube ich, daß Deine dahingehende Position auf S. 162 nicht hinreichend durchdacht ist. Die Studie immerhin, die Du erwähnst, wird ganz sicher von gleichartiger pädagogischer Grundlage ausgehen. Dann ist natürlich mit getrenntgeschlechtlichem Unterricht nichts gewonnen. Nicht die physische Präsenz von Mädchen aber ist es, die Jungs davon abhält ihrem Niveau entsprechende Leistungen zu bringen, sondern eine Pädagogik und ein Curriculum – in Deutschland wird in der Bildungsdebatte viel zu wenig über Inhalte gesprochen! -, welche sich von ihnen, den Jungs, wegverändert haben. Ob aus feministischen oder reformpädagogischen Motiven, ist dabei letztlich zweitrangig.

Einen herzlichen Gruß
Berndt

Montag, März 16, 2009

"Ego-Shooter wie World of Warcraft"

Wenn es ein Beispiel dafür gibt, dass sich etliche Journalisten auch nach dem Amoklauf von Winnenden bestenfalls zum Schein dafür interessieren, was unsere Jungen so treiben und was nicht, dann ist es die aktuelle Debatte über "Killerspiele". Diese Diskussion kann ich zwar unmöglich auch noch vollumfassend in diesem Blog unterbringen, aber es reicht ja auch ein einziger taz-Artikel zur Veranschaulichung: "World of Bullshit".

Hübsch ist allerdings auch der Beitrag "Gibt es noch recherchierende Journalisten?", wo auch Alice Schwarzer noch mal ihr Fett abbekommt. Kein Wunder, dass Spötter ihr Blatt inzwischen "Omma" nennen - zur Lebensrealität junger Menschen herrscht da doch eine enorme Kluft.

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SWR-Sendung "Jungs auf der Kippe" auf 8. April verschoben

Die unter Mitwirkung von MANNdat gedrehte SWR-Sendung "betrifft: Jungs auf der Kippe - Die neuen Sorgenkinder der Nation", die letzte Woche wegen einer Sondersendung zum Amoklauf ausfallen musste, wird nun am 8. April 2009 um 20.15 Uhr zu sehen sein. Dies teilte mir der SWR gerade per Mail mit.

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"Unterdrückte junge Männer"

Professor Gerhard Amendt spricht in einem aktuellen Artikel für die "Welt" mal wieder Klartext. Ein Auszug:

Haben wir möglicherweise ein Schulsystem und eine Lehrerausbildung, in der die Abwertung der Jungen zum guten Ton selbst universitärer Seminare gehört? Haben wir eine Hasskultur, die sich nicht nur gegen Männer, sondern mittlerweile ebenso gegen Jungen richtet? Eine, die tonangebende Lehrerinnen vorgeben und zu der das Kollegium schweigt. Die Ermordeten sind mehrheitlich Mädchen gewesen. Wenn das gesagt wird, dann hört es sich nach der Vereinnahmung des Entsetzlichen in die gefühlsverrohte Mentalität an, die nur Frauen als Opfer erfreut verzeichnet. Nicht weil man um sie trauert, sondern weil ihre Ermordung eine Ideologie der allumfassenden Männergewalt zu bestätigen scheint.


Hier findet man den vollständigen Beitrag.

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Lesermail (Gute Jungen, böse Männer?)

Genderma-Leser R.S. teilt mir seine Wertschätzung für das in meinem Blog verfolgte Anliegen mit und fährt fort:

Ein Anliegen, das ich übrigens für eine höchst komplexe Angelegenheit halte. Diese Komplexität zeigt sich vielleicht auch in dem folgenden Einwand, den ich für ein folgenschweres Ungemach in der Dabatte halte! Dies bezieht sich auf den Blogbeitrag "Böse Jungs? Arme Jungs?", in welchem auf Statements von Herrn Prof. Ulf Preuss-Lausitz verwiesen wird.

Der werte Professor bringt dort eine auffällige Dualität zum Ausdruck indem er sagt: "Zudem werde in manchen Familien und auch von Lehrern die Jungenrolle zu sehr auf das Männliche und somit Schwierige verengt."

Das Männliche wird also hier mit dem Schwierigen konnotiert.

Eine solche Ausage halte ich für ungeheuerlich. Hier wird rigide zwischen Junge und Mann, und damit letztlich zwischen Kind und Erwachsenen ausgespielt. Der Junge taucht hier als eine Form des Männlichen auf, die gesellschaftlich idealisiert bzw. phantasmatisch überhöht wird. Der Mann, als Perspektive des Jungen, bleibt das Reich des Bösen. Der Mann ist aber letztlich die Zukunft eines Jungen. Sie wird ein immanenter Teil seiner Biographie werden.

Ich befürchte, das sich in solch einer Idealisierung eine regressiv narzisstische Pathologie zeigt, die auf eine Infantilisierung unserer Gesellschaft verweist. Ich sehe hier eine Gefahr, die in der ganzen Jungendebatte gefährlich unterschätzt wird.

Wer Jungen auf solch eine Weise von ihrem zukünftigen Mannsein abtrennt, stiehlt ihnen ihre Perspektive, Zukunft Entwicklung und Raum für ihre Emanzipation. Ihnen wird letztlich der Kernpunkt ihrer Gesundheit vorenthalten, nämlich Kohärenz.

In diesem Zusammenhang möchte ich noch auf ein gut eingeübtes Vorurteil der pädagogischen Rationalität eingehen. Ich möchte daher an dieser Stelle kurz erwähnen, dass ich als Kinderkrankenpfleger, der seit Jahrzehnten im klinisch sozialpädiatrischen Bereich arbeitet und für die Belange und das Wohlergehen der mir anvertrauten Kinder und Jugendlichen direkt und unmittelbar mit verantwortlich ist, nicht bestätigen kann, dass Jungen zu ihren Ängsten, Gefühlen und Befindlichkeiten keinen Bezug hätten und diese nicht zum Ausdruck bringen könnten. Ich halte diese Behauptung für eine perfide Lebenslüge einer feministisch orientierten pädagogischen Ideologie die sich in unserer Gesellschaft auf fatale Weise zementiert hat. Jungen haben wie auch die Mädchen einen außerordentlichen intensiven Bezug zu ihrem Körper, ihrem Geist und ihrer Seele. Man muss die Bereitschaft entwickeln, dies auf eine geschlechtsspezifische Weise erkennen zu wollen. Indem man Jungen sugeriert dass sie dies nicht beherrschen, stiehlt man ihnen vorsätzlich einen wesentlichen Teil ihrer persönlichen Integrität.

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"Schlaue Jungen braucht die Mark"

Auch der "Tagesspiegel" vertieft die Debatte zur Jungenkrise. Ein Auszug:

Brandenburgs Sozialdemokraten, die seit 1990 die Bildungspolitik in diesem Land verantworten, haben allen Grund, für die nächste Wahlperiode eine Bildungsoffensive zu versprechen. Mehr Lehrer und Erzieher an die Schulen und Kitas, eine bessere Frühförderung, ein individuelleres Eingehen auf besonders Schwache – alles ist richtig. Es ist sogar zwingend, wenn Brandenburg nicht in frühere Stagnation zurückfallen will. Mit Blick auf die benachteiligten Jungen ist zu ergänzen: Mehr Männer in Erzieherberufe, Unterricht, der kleine Rabauken anspricht, Texte im Lesebuch, in denen es auch mal um Autos, Fußball oder Computer geht.

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Sonntag, März 15, 2009

Wie die Medien männliche Teenager dämonisieren

Wie eine britische Studie herausgefunden hat, werden Jungen und junge Männer in den Medien inzwischen so sehr verteufelt, dass die männlichen Teenager bereits selbst Angst vor Geschlechtsgenossen ihres Alters bekommen:

The portrayal of teenage boys as "yobs" in the media has made the boys wary of other teenagers, according to new research.

Figures show more than half of the stories about teenage boys in national and regional newspapers in the past year (4,374 out of 8,629) were about crime. The word most commonly used to describe them was "yobs" (591 times), followed by "thugs" (254 times), "sick" (119 times) and "feral" (96 times). Other terms often used included "hoodie", "louts", "heartless", "evil" "frightening", "scum", "monsters", "inhuman" and "threatening".

The research – commissioned by Women in Journalism – showed the best chance a teenager had of receiving sympathetic coverage was if they died. "We found some news coverage where teen boys were described in glowing terms – 'model student', 'angel', 'altar boy' or 'every mother's perfect son'," the research concluded, "but sadly these were reserved for teenage boys who met a violent and untimely death." (…)

As a result of the negative press, 80 per cent felt adults were more wary of them now than they had been a year ago. However, the most striking finding, according to the research, was that many were now more wary of boys of their own age. "It seems the endless diet of media reports about 'yobs' and 'feral' youths is making them fearful of other teens," it said. "Nearly a third said they are 'always' or 'often' wary of teenage boys they don't know. (…)

Nearly three-quarters said they had changed their behaviour as a result of this wariness. The most common change, cited by 45.7 per cent, was boys avoiding places where teenagers hung around. Others included dressing differently (14.2 per cent), and changing who they were seen with (11.9 per cent). "For much of the press, there is no such thing as a good news story about teenagers," it added.

The research found that – for all the coverage of teenage issues – the boys' voices themselves were rarely heard in newspapers. Fewer than one in 10 articles about young people actually quoted young people or included their perspectives in the debate.


Im Independent findet man den vollständigen Artikel.

(Abschließend sollte ich vielleicht zumindest die weniger bekannten Vokabeln übersetzen, mit denen die jungen Männer in den Medien belegt werden. "Yobs" sind Rowdys oder Rabauken, "thugs" sind Schläger, "feral" bedeutet barbarisch oder verwildert, ein "hoodie" trägt einen Kapuzenpullover wie auf dem Foto des Artikels, ein "lout" ist ein Rüpel und "scum" bedeutet Abschaum.)

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"Böse Jungs? Arme Jungs?"

Sie sind aggressiv, anfällig für Computersucht und werden immer mehr zu den Bildungsverlierern: Jungen. Erziehungswissenschaftler fordern spezielle Angebote in Kindergärten und Grundschulen. 96 Prozent der Amokläufer weltweit sind männlich.


Hier geht es weiter.

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"Maybe we need a White House Council on Men and Boys"

Auch in den USA kommt man allmählich dahinter, dass die Amokläufer der letzten Woche etwas mit der Jungenkrise zu tun haben könnten:

We’ve seen that face before, though it was easy to forget. Young, pasty-faced, non-threatening, it might be the face of the underemployed young man still living with his parents down the street, or the student with no honors by his name in the class yearbook. Pretty girls pay little attention to faces like this.

It’s only when this generic underachiever blows away several people or someone famous, that we trouble ourselves to study that face, the face of Michael Kenneth McLendon, who killed 10 people in South Alabama Wednesday, or Tim Kretschmer, who killed 15 in Germany the same day. Young men like these seem to have tragic bad timing: Bereft of attention all their lives, they often do their killing on the same news cycle.

This is the face of Arthur Bremer, of John Hinckley, of Eric and Dylan, the Columbine boys, and dozens upon dozens of faces whose rampages have faded into memory.

We can’t presume to understand what hidden abuses might have caused any of these individuals to snap, or whether there was any particular reason at all. When a man systematically kills his mother, grandmother, uncle and cousin, it hints of some dark family secret. But McClendon killed people he didn’t know as well, and later stories from Alabama have shot down the earlier report that he kept a “hit list.”

There is, however, overwhelming evidence that underneath each specific case of hidden turmoil, there runs a deep current of humiliation and shame.

“Everyone laughs at me, nobody recognizes my potential,” Kretschmer, the German high school kid, wrote before his rampage.

Many people have similar feelings, but it’s the effect these emotions have specifically on young men with marginal sexual or financial prospects which has this murderous result, whether the gun laws are those of the state of Alabama or the Federal Republic of Germany.


Hier geht es weiter.

Wie furchtbar, dass es erst Dutzende von Toten brauchte, bis Journalisten das aufgreifen, was die Männerrechtsbewegung seit Jahren dringend empfiehlt.

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Mutter beklagt: Medien bieten Jungen keine männlichen Vorbilder mehr

The outrage my son felt during physical fitness testing a few years back was pretty typical — he was fuming that the girls had a shorter distance to run.

I asked, “Why?” — knowing of course there was a good reason.

He sighed heavily, and reluctantly said, “Their lungs are smaller.”

Ever since girls started their ongoing critique of boys, my son, who had gotten along well with them, went through a time where he denounced them as “evil.” He saw unfairness at every turn and perceived they got preferential treatment from teachers. Which could have happened.

When the girls’ ongoing critiques about the boys turned to outright cruelty, I began to be troubled myself, and even embarrassed that girls were being so mean.

Then he began to pick up on the bits and pieces of news he overheard. And he saw a troubling pattern: Men were quite often the ones connected to murder and violence, and it seemed to give him pause on how the world may not be tilted forever to favor girls.


Sharma Howard berichtet über die Probleme, ihren Sohn im männerfeindlichen Klima der Gegenwart zu einem selbstbewussten Menschen aufzuziehen.

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Samstag, März 14, 2009

"Barack Against the Boys"

Das von US-Präsident Barack Obama eingerichtete White House Council on Women and Girls sorgt in den Vereinigten Staaten weiter für Debatten.

Obama selbst nennt seine Erfahrungen mit weit überwiegend weiblichen Familienmitgliedern als Hintergrund für seine Ausrichtung und zitiert die altbekannten irreführenden Statistiken der Feministinnen:

Women earn just 78 cents for every dollar men make; 1 in 4 women still experiences domestic violence; women are 49 percent of the work force but only 3 percent of Fortune 500 chiefs.


Leiterin des Councils wurde die alleinerziehende Mutter Valerie Jarrett:

"The council is going to examine all the programs at the federal level that touch on women and girls and we're going to work to coordinate and make sure that each of those programs is doing everything that it could do to help support women and girls," Jarrett told NBC News after the event.


Konservative wenden ein, das Council diene dazu, Feminismus zum Regierungsprogramm zu machen.

Die Publizistin Ilana Mercer befindet in ihrem Artikel Barack against the boys, sofern hier kein gewaltiges Missverständnis vorliege, sei Obama verwirrt, übelwollend oder beides:

Barack, however, has it backward: It is boys, not girls, who lag behind – and have for decades. (…)

The facts from Newsweek, another Holy Order of Obama, suggest Obama might wish to reconsider his barmy order: "High-school boys are losing ground to girls on standardized writing tests. The number of boys who said they didn't like school rose 71 percent between 1980 and 2001, according to a University of Michigan study. Nowhere is the shift more evident than on college campuses. Thirty years ago men represented 58 percent of the undergraduate student body. Now they're a minority at 44 percent. … At many state universities the gender balance is already tilting 60-40 toward women."


Es ist gut möglich, dass im Weißen Haus nur ein Ideologe gegen einen anderen ausgetauscht wurde. Ähnlich wie Bush, wenn auch in ganz anderer Hinsicht, scheint Obama nicht wirklich im 21. Jahrhundert angekommen zu sein. Von Obamas Leitidee "Vereinigen statt spalten" ist geschlechterpolitisch jedenfalls wenig übrig geblieben.

Nachtrag: Eine weitere Journalistin zeigt sich durch Obamas sexistisches Council irritiert.

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Freitag, März 13, 2009

Koalitionsstreit in Brandenburg: Wer tut mehr für die Jungen?

Seit Jahren lautet eine Standardklage der Männerrechtsbewegung so: Politiker wetteifern immer wieder darin, wer am meisten für Frauen zuwege bringe, aber niemals darin, wer am meisten für Männer tue. In Brandenburg streiten sich Politiker jetzt immerhin darum, welche Partei sich am meisten für Jungen engagiert. Der "Tagesspiegel" berichtet.

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WDR 4: Wie Frauen Jungs dumm machen

Ungewohnt klare Worte vom Westdeutschen Rundfunk. Lesens- bzw. hörenswert!

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Erneute Bluttat gerade noch verhindert?

Spiegel-Online und Der Westen berichten.

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"Warum Jungen zu Schul-Killern werden"

Fast alle Amokläufer sind männlich. Dafür gibt es gute Gründe, erklärt der Soziologieprofessor Walter Hollstein. Bei Jungen zeigen sich dem Spezialisten für Geschlechterfragen zufolge viel häufiger Versagensängste und Frustration. Er erklärt, was passieren muss, damit aus aggressiven Jungs keine Killer werden.


Hier findet man das sehr gute Interview.

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Lesermail (Buchkritik)

Genderama-Leser Bernhard mailt mir zu meinem aktuellen Buch "Rettet unsere Söhne":

Als erstes fiel mir auf, daß das Buch relativ schlank ist, was ich sehr gut fand. Auch das Cover gefällt mir gut, obwohl es irgendwie etwas mainstreaming rüberkommt, anders als bei Deinen anderen Büchern.

Wie bei Dir gewohnt, wird das, was behauptet wird, auch belegt. Leider ist die Suche nach den Quellen hinten im Buch recht nervig, da die Quellen nicht fortlaufend numeriert sind, sondern nur jeweils innerhalb des jeweiligen Kapitels.

Äußerst prima fand ich, daß Du nicht nur auf die Benachteiligung von Jungen hinweist, sondern durchgehend auch auf die Benachteiligung von Männern. Jemand, der das Buch eigentlich nur kaufte, um sich über die Benachteiligung von Jungen zu informieren, wird so auch für die Benachteiligung von Männern sensibilisiert. Ein prima Schachzug, damit hatte ich nicht gerechnet.

Das Buch ist flüssig geschrieben, man kann es problemlos durchlesen. Inhaltlich ist alles drin, wobei dem regelmäßigen Genderama-Leser natürlich einige Passagen bekannt vorkommen. Höchst treffend fand ich auch die eingestreuten Zitate der Männer.

Folgende Ergänzungen hätte ich noch:

- Da Du auch auf PAS zu sprechen kommst, wäre ein Hinweis darauf angebracht gewesen, daß PAS in Deutschland offiziell ignoriert wird. Die Frauenministerin rät sogar den Anwalt einzuschalten, wenn eine Alleinerziehende mit PAS konfrontiert wird.

- Die Tätigkeit des Hausmanns wird im Buch recht negativ dargestellt, vermutlich zurecht, wenn man den entsprechenden Studien Glauben schenkt. Es wird jedoch vergessen, daß der Hausmann eine ganz neue Wahlfreiheit mit sich bringt. Als betreuender Hausmann hat man die Möglichkeit, quasi jederzeit aus einer Beziehung auszubrechen, als Hauptbezugsperson das Kind mitzunehmen und seine Unterhaltsansprüche geltend zu machen. Gerade wenn die Partnerin durch ihren Vollzeit-Ernährerjob vorzeitig altert, muß diese Möglichkeit nicht die schlechteste sein. ;-) Ansprüche sammeln, statt den Alleinverdiener zu geben, kann also auch ein attraktives Rollenmodell für Männer sein.

- Ein Widerspruch ist mir aufgefallen, als es um die Forderung nach mehr männlichem Personal im sozialen Bereich ging. Einerseits wird dies von Dir gefordert, hinten beim 10-Punkte-Plan, andererseits wird dies von Dir kritisiert, weil die Macherinnen von "Neue Wege für Jungs" dies den Jungs dort anbieten. Natürlich ist "Neue Wege für Jungs" eine komplette Frechheit, aber als Leser fragt man sich dann schon: Will er jetzt männliches Personal im sozialen Bereich oder doch nicht?

Als Laie, der sich über spezifische Benachteiligung von Jungen bisher nur über Genderama und MANNdat eingelesen hat, bin ich vom Buch wirklich sehr angetan.

Ich wünsche Dir viel Erfolg mit diesem Buch. Bei Amazon schwankt es seltsamerweise irgendwo zwischen Rang 2.000 und 12.000.


Ich weiß nicht, ob das Amazon-Ranking bei diesem Buch das beste Kriterium ist, um seine Verkaufszahlen festzustellen. Aufgrund des sehr speziellen Amazon-Katalogsystems wird es über Suchbegriffe wie "Jungen", "Schulen" oder "Bildung" nicht so leicht gefunden, da es das Wort "Jungen" nur im Untertitel trägt.

Dafür trudeln bei Amazon allmählich die ersten Leserrezensionen ein.

Was die Fragen zum Thema Hausmann und Männer in sozialen Berufen angeht: Solange das eine freiwillige und wohlinformiert getroffene Entscheidung ist, finde ich das wunderbar. Ich habe schon in "Männerbeben" eine größere Rollenfreiheit für Männer gefordert. Was ich kritisch sehe, ist, dass staatliche Stellen Männer in diese Richtung dirigieren, ohne ihnen auch die Schattenseiten dieser Rollenmodelle klarzumachen. Seltsamerweise werden Männer nicht für gutbezahlte Jobs begeistert, die bisher überwiegend von Frauen ausgeübt werden (etwa in den Bereichen Marketing und Personalwesen, Lebensmitteltechnik und Pharmazie). Bei dieser Form von "Frauen in den Beruf, Männer an den Herd" ist mir zu viel staatliche Manipulation im Spiel.

(Die Passage zu Amazon wurde von mir nachträglich geändert, nachdem mir vom Kundenservice des Unternehmens neue, überprüfbare Informationen vorliegen.)

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