Montag, Juli 27, 2009

Lesermail (Flatrate-Bordelle)

Ein Genderama-Leser mailt mir:

Zur Ergänzung deines Artikels über den Fellbacher Flatrate-Puff: Nachdem gestern anscheinend bundesweit eine Razzia stattgefunden hat, meldete heute die Stuttgarter Zeitung, dass der Fellbacher Pussy-Club geschlossen wurde.

Es war unglaublich, was hier in Fellbach in den letzten Wochen für Stimmung gegen den Club gemacht wurde! Es lagen Unterschriftslisten aus, in denen "besorgte Stadträtinnen" im "Aktionsbündnis gegen Sex-Flatrates", das auch anderes Gelichter der Feminstinnenszene vereint, die Bürger aufriefen, aktiv zu werden.

Es fehlte freilich an jeder Begründung. Nach einer Schilderung, dass die Kundschaft für eine Zahlung von 70 bis 100 Euronen den ganzen Tag in Club verbringen konnte, kam der flammende Apell, den "betroffenen Frauen" zu helfen.

Denn die katholischen Ordensschwestern, bekanntermaßen Spezialistinnen in Sachen Sexualtiät und Sinnlichkeit, wussten genau, das Flatrates "ein Zeichen von absoluten Machtmissbrauch sind". Es ist erstaunlich, dass offensichtlich alles in Ordung ist, wenn es nur mehr kostet. Wenn allerdings Männer nicht mehr so über den Tisch gezogen werden, dann ist es auf einmal Machtmissbrauch.

Und natürlich sollte einmal mehr wieder die Nachfrage unter Strafe gestellt werden, denn das eigentlich Schmutzige und Bedrohliche an der Sache ist ja der Mann bzw. die männliche Sexualität.

Dass es Frauen durchaus gefallen kann, Sex auch mit Männern zu haben, sogar Spaß dabei haben und so fasziniert davon sind, dass sie dies als Beruf wählen - das gefährdet so eklatant das Weltbild dieser Leute, dass sie es mit allen Mitteln verteidigen müssen.

Die Prostituierten selbst freilich wollten gar keine Hilfe und fühlten sich auch nicht ausgebeutet, wie es ja aus etlichen Interviews im Club hervorging. Goll allerdings sah das Selbstbestimmungerecht der Frau verletzt. Was Selbstbestimmung ist, entscheidet jetzt ja die Politik. Und konsequenterweise wurde auch die Meinung vertreten, dass der Staat Menschen davor schützen müssen, gegen ihre eigene Menschenwürde zu verstoßen.

Es ist schon kurios: Sämtliche Genehmigungsverfahren, Untersuchungen, Befragungen gaben keinen Anlass zu irgendwelchen Beschwerden. Da der Kopulationsfähigkeit der Männer auch natürliche Grenzen gesetzt sind (*seufz*), ist natürlich auch die Belastung der Mädels nicht höher als sonst. Und da manche Kunden den ganzen Tag im Club verbringen, ist eigentlich viel besser sichergestellt, dass die Mädels auch gut behandelt werden.

Alle sind zufrieden. Und das passt einigen unserer feminisitischen Tugendwächterinnen nicht: dass männliche Sexualtiät nicht dämonisiert wird, sondern als ganz normales Bedürfnis gesehen wird, das, wie andere Bedürfnisse in der Wirtschaft auch, gegen Entgelt befriedigt wird und eben auch unterschiedlichen Geschäftsmodellen unterliegt. Und dass die Anbieterinnen genauso wenig darunter leiden, diese Dienstleistung anzubieten, wie die Putzkolonne, die Firmen reinigen, oder die Verkäuferin, die Geld für Waren kassiert.


Ich sehe, ich muss wohl doch den Solwodi-Button von meiner Homepage entfernen lassen. Gegen Zwangsprostitution einzutreten ist ehrenwert, aber die freiwillige Entscheidung einer Frau anzugreifen, wie sie über ihren Körper verfügen und welche Verträge sie abschließen möchte, halte ich für unmoralisch. Von der Kriminalisierung männlicher Sexualität ganz zu schweigen.

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