Donnerstag, Juni 11, 2009

Kontroverse Presse für "Der entsorgte Vater" (4)

"Kino-Zeit" bespricht den Film (der dort übrigens auf Platz 1 der Lesercharts steht) auf sehr positive Weise:

Erschreckend daran sind nicht nur die einzelnen Schicksale, sondern auch, dass dies anscheinend weitaus häufiger vorkommt, als man glauben mag. Und dass es erst eines Films wie "Der Entsorgte Vater" bedarf, um das Problem ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu hieven. (…) Dass sich an der dahinter durchscheinenden impliziten Rollenverteilung auch im 21. Jahrhundert und in einer aufgeklärten Gesellschaft wie der unseren trotz etlicher gesetzlicher Initiativen nichts geändert hat, darin liegt die Sprengkraft dieses Film, der neben persönlichen Schicksalen auch eines der wenigen noch verbliebenen Tabus aufzeigt.

Douglas Wolfsperger Film "Der Entsorgte Vater" könnte gerade wegen seiner gnadenlosen und niemals verschleierten Subjektivität ein wichtiger Impuls werden, sich mit diesem Tabu näher auseinander zu setzen und Maßnahmen zu ergreifen, die endlich einmal darauf abzielen, getrennt lebenden Eltern – gleich welchen Geschlechts – einen regelmäßigen Umgang mit ihren eigenen Kindern zu ermöglichen. Es wäre – auch wenn manche Gerichte genau dies negieren – insbesondere für die weitere Entwicklung der Kinder ein längst überfälliger Schritt.


"Filmstarts.de" stellt die Dokumentation in einen größeren politischen Zusammenhang:

Anfang der 70er Jahre etablierte sich eine Männerbewegung, die in ihren Anliegen ähnlich heterogen war wie die parallel aufkommende Frauenbewegung. Während im Zuge der Gleichberechtigung viele politische und rechtliche Werkzeuge (etwa die Frauenquote) eingeführt wurden, um Frauen Chancengleichheit einzuräumen, bemängelte die Gegenseite, dass für ins Hintertreffen geratene Männer nichts getan würde. Mit dem Namen des Spiegel-Kolumnisten Matthias Matussek verbindet sich die wohl öffentlichkeitswirksamste Episode der Bewegung: In einem polemischen Artikel, aus dessen Überschrift auch der Titel von Wolfspergers Dokumentation zurückgeht, prangerte Matussek 1997 die Missstände des deutschen Rechtssystems an und forderte Veränderungen. Wolfspergers Film zeichnet ein aktualisiertes Bild der Lage, das aussagt: „Viel hat sich in den vergangenen zwölf Jahren nicht geändert.“


Mit dem Film selbst kann sich diese Website aber nicht so recht anfreunden:

Fazit: „Der entsorgte Vater“ will betroffen machen und seine Zuschauer für die Einzelschicksale sensibilisieren, die hinter der Statistik stehen. Dieses Bestreben wird mit allen Mitteln verfolgt, was sich etwa beim Umgang mit einlullender, sentimentaler Musik allzu plump zeigt. Streckenweise schafft es der Film aber trotz der mitunter manipulativen Methoden noch nicht einmal, tatsächlich zu berühren.


Die Kinozeitschrift "epd.film" befindet hingegen:

Dieser Film ist ein wütendes, hilfloses und todtrauriges Pamphlet von vier »entsorgten Vätern«, die vom Beginn einer Liebe erzählen, durchaus selbstkritisch von ihrer allmählichen Auflösung und von ihrer Sehnsucht nach den Kindern, die sie gegen ihren Willen nur selten und zum Teil viele Jahre gar nicht mehr sehen durften. (…) Als Zuschauer sehnt man sich bald nach der Ausgewogenheit eines Dokumentarfilms, der beide Seiten zu Wort kommen lässt, man sehnt sich danach, auch die andere Seite zu hören."


Dem unbenommen kann dieser Rezensent mit den Vätern, deren Schicksale gezeigt werden, durchaus sympathisieren:

Und wenn ganz am Ende der regieführende Vater seiner Hoffnung Ausdruck verleiht, seiner Tochter wieder zu begegnen, sie kennenzulernen, und wenn er ihr signalisiert, dass er immer für sie da sein wird, dann kann man nur hoffen, dass dieses Mädchen den Film irgendwann zu sehen bekommt. Zugleich ist der Film ein kraftvoller Appell an die Gesetzgeber, den verantwortungsvollen Vätern, die für ihre Kinder da sein wollen, dieses Recht nicht zu verweigern.

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