Donnerstag, April 30, 2009

Lesermail (Dekonstruktivismus)

Genderama-Leser S. mailt mir:

Auf der Dir sicher bekannten Seite dieStandard.at wurde vor einem Jahr dem Firefox Plugin "Binnen-I be gone" eine Zitrone verliehen. Das habe ich zum Anlass genommen, die Sache weiterzuführen, denn das Binnen-I ist ja nicht die einzige Sprachgrauslichkeit, die so im Net auftaucht. Als bereits fertige Lösung verwende ich Privoxy, einen lokal installierten Proxy, der alle Inhalte filtert, bevor sie vom Browser dargestellt werden. Damit kann man auch beliebige Worte oder Wortgruppen suchen und sie durch eigene Texte ersetzen. Neben dem Binnen-I habe ich mir folgenden Satz vorgenommen, der unter jedem Standardforum im Anschluss an einen Artikel zu finden ist:

"Die Kommentare von User und Userinnen geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder."

In Würdigung der visionären Monty Python steht bei mir nun folgender Satz:

"Die Kommentare von User und Userinnen und Loretta geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder."

Das wollte ich natürlich allen Lesern mitteilen, aber leider hat die DieStandard-Redaktion meine Postings gelöscht. Was genau der Grund war, weiß ich leider nicht. Vielleicht war es auch mein Vorschlag, Worten, die Gruppen von Menschen bezeichnen, in Klammern den Prozentsatz der dort vertretenen Frauen anzufügen, z. B. "Feuerwehrleute (5%w)". Damit würde die Wirklichkeit in der Sprache reflektiert werden und nicht umgekehrt mit einer Art ideologisch-sprachmagischem Schreiben die Wirklichkeit vorgeschrieben.

Oder die haben einfach keinen Humor.

Es gibt mit dieser Filtertechnik allerhand lustige Möglichkeiten. So kann jeder, der entsprechende Ideen hat, einen Filter nur für z. B dieStandard oder Emma zum Download bereitstellen, oder auch einen eigenen nur für einen bestimmten Artikel. Bei Emma-Artikeln würde ich beispielsweise "Macho" durch "Frauenliebling" ersetzen oder "Powerfrau" durch "Arbeitet-wie-ein-Mann". Damit verlieren die Ideologen an Kontrolle, weil sie nie genau wissen, wie ihre Botschaft bei den Lesern ankommt, und diese können den Stereotypenstrom elegant umschiffen.

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