Dienstag, September 09, 2008

TV-Warnung für heute: ARTE droht mit Themenabend "Männer"

So bewirbt der Sender ARTE den heutigen Themenabend "Männer" auf seiner Website:

Der Macho und der Softie sind nicht mehr die einzigen Männer-Rollen in unserer Gesellschaft. Dennoch müssen sich Männer weiterhin zwischen diesen Extremen positionieren. ARTE gibt ihnen das Wort.

Warum zur Abwechslung nicht mal auf die Männer hören? Nach den Vagina-Monologen die Penis-Monologe? Die Männer sind desorientiert, zornig, aufgebracht, entrüstet, frustriert, ironisch, kastriert und wer weiß was noch alles. In diesem Themenabend kommen sie zu Wort, die sich an einem Kreuzweg ihrer Geschichte befinden: Sie müssen sich neu definieren, ein neues Modell für sich erfinden. Sie mögen schmollen, aber damit verfolgen sie nur ein Ziel: sich den Frauen anzunähern und für Frauen wieder attraktiv zu sein.


Dieser unsägliche Schmonz über "schmollende Männer in der Krise" statt über konkrete und politisch gewollte Benachteiligungen stimmt einen nicht gerade zuversichtlich. Vor allem, wenn man weiß, dass ARTE in einem früheren auf Männer fokussiertenen Themenabend die Väterbewegung als Ku-Klux-Klan darstellte, wofür der Sender die "Lila Kröte" für den männerfeindlichsten Unfug des Jahres verliehen bekam (Genderama berichtete). Selbst die feministische "taz" schrieb damals von einem "gefühligen Rückgriff auf ein Opfer-Täter-Stereotyp: Der ewig böse Mann, die qua Natur gute Frau. Das aber hilft nicht den Müttern und schon gar nicht den Kindern. Sondern höchstens der Einschaltquote."

Einer der von ARTE in dem damaligen Beitrag Verunglimpften war der Väterrechtler und SPIEGEL-Redakteur Matthias Matussek. Er schildert im Vorwort der Neuauflage 2006 seines Klassikers "Die vaterlose Gesellschaft", wie manipulativ und verantwortungslos die ARTE-Journalistinnen vorgingen:

"Im letzten Jahr erhielt ich in London, wo ich mit meiner Familie lebte, Besuch von einer Redakteurin des 'arte'-Kanals, die einen Film über Väter-Initiativen und Aktivisten drehen wollte, und mich als den 'Missionar der deutschen Männerbewegung', als der ich von 'Stuttgarter Zeitung' einst tituliert wurde, befragen wollte.
Sie wollte, wie sie sagte, auch den Männern und ihren Anliegen einmal Gehör verschaffen, ganz fair. Mir gefiel das.
Meine Frau bewirtete sie und ihr Team mit Kaffee und Kuchen, und mein Sohn stellte einige aufgeregte Fragen, die die Redakteurin allerdings eher unwirsch beantwortete. Sie konnte nicht so mit Kindern. Und sie legte Wert darauf, daß er bei der anschließenden Filmerei nicht zu sehen war, nicht er, nicht meine Frau.
Sie wollte mich allein. Sie wollte mich grimmig, vor meinem Computer. Dann fragte sie nach den militanten Väter-Aktivisten in London, nach der Wirkung meines Buches in Deutschland, nach meinen Lesereisen, nach den Männern, die meine Lesungen besuchten, nach wütenden Männern in der Situation kompletter Ohnmacht - ich hatte auf meinen Lesereisen mit Hunderten von ihnen Kontakt.
Ich antwortete ihr, ich erklärte, ich plädierte leidenschaftlich für mehr Gerechtigkeit, und ihr Nicken sah aus, als nicke sie aus Mitgefühl.
Drei Monate später lief der Film. Er lief unter dem Titel: 'Wenn Väter sich rächen'. Er zeigte ein Sammelsurium von Männern, die als vereinsamt, neurotisch oder als schlechte Verlierer charakterisiert wurden, und ich war ihr Einpeitscher. Die Interviews wechselten immer wieder mit düsteren Szenen ab, in denen ein Mann ein Mädchen verführt und anschließend vergewaltigt. Die Botschaft war klar: Die in dem Film gezeigten Männer wurden als Gewalttäter vorgeführt, besonders die, die in Scheidung und im Streit mit ihren Ex-Frauen lebten.
Man muss sich das vorstellen: Für dieses plumpe, verhetzte Machwerk war der öffentlich rechtliche Sender 'arte' bereit, ein Produktionsteam nicht nur nach London, sondern nach Paris, ja sogar nach Kanada reisen zu lassen, wo es sich Interviews von Väter-Aktivisten erschlich, die in dem Beitrag dann verleumdet wurden.
Ich schrieb an die Intendanten und schilderte den Fall. Sie hatten den Film nicht gesehen und machten mir klar, daß sie auch nicht gedächten, das zu tun. Sie hätten meinen Brief an die Chefredaktion weitergeleitet. Die Redakteurin, fügten sie noch zu, sei Mitglied dieser Chefredaktion.
Die Chefredaktion meldete sich nie.
Stattdessen erhielt ich in jenen Tagen einen anonymen Brief, der in Berlin aufgegeben worden war. In diesem Brief wurde ich als Gewalttäter beschimpft. Er schließt mit den Worten: 'Auch wenn Du dich in London versteckst - wir werden dich finden.'
Meine Frau hatte Angst um mich. Auch mir wurde mulmig. Ich gab den Brief an die Polizei weiter und schrieb noch einmal an die 'arte'-Intendanz. Ich gab eine Kopie des Drohbriefes bei, um zu dokumentieren, dass derartige Filme nicht folgenlos bleiben.
Bis heute habe ich keine Antwort darauf erhalten."


So kündigt ARTE den ersten Filmbeitrag des heutigen Themenabends ("Sag mir, wo die Frauen sind") an:

Der rote Faden des Films ist der Regisseur selbst: Cyril de Turckheim, 57 Jahre alt, er ist witzig und gutmütig, glücklich verheiratet und Vater zweier Kinder. Er beklagt sich nicht, ist weder verbittert noch Opfer. Seine männliche Identität hat sich mit dem Feminismus entwickelt, und das möchte er um keinen Preis missen. Aber um sich herum lassen sich die Paare reihenweise scheiden oder sie trennen sich, die Missverständnisse sind unüberwindbar.

Es lässt sich nicht leugnen: Die Frauen haben an Selbstbewusstsein, Macht und gesellschaftlichem Einfluss gewonnen, und das hat die Männer aus dem Gleichgewicht gebracht. Das erkennt auch der Regisseur an, aber er will sich nicht die Freiheit nehmen lassen, weiblichen Machtmissbrauch anzuprangern - und das tut er mit ebenso viel Humor wie Zuneigung.

Es geht nicht an, dass Männer oft alle Schuld auf sich laden. Es ist unerträglich, dass Frauen oft Ungleichheit mit Verschiedenheit verwechseln. Es kann nicht sein, dass Männer alles hinnehmen, nur weil sie Angst haben verlassen zu werden oder in Misskredit zu geraten. Es ist nicht zulässig, die Gerichte immer wieder sagen zu hören, die Männer seien schlechte Männer. Ganz zu schweigen von den Frauen, die behaupten, sie kämen ohne die Männer aus.
Alle Frauen wollen einen umsorgenden Vater, einen Mann, der präsent ist und das Geld verdient, und zugleich träumen sie alle nur vom echt virilen Macho-Supermann, der sie verführt und anmacht. Recht haben sie! Aber die Männer sind nicht auf der Höhe der Erwartungen.


Das klingt wirr. Präsentiert wird der Protagonist als der aus ARTE-Sicht offenbar ideale Mann: kein Opfer und voll auf der feministischen Linie. Die Männer insgesamt sind nach ARTE-Lesart nicht von politischen Benachteiligungen betroffen, sondern lediglich aus dem Gleichgewicht gebracht, weil die Frauen an Selbstbewusstsein gewonnen hätten. Im Fazit haben selbstverständlich die Frauen Recht und die Männer Schuld. Könnte exakt so auch in der EMMA stehen. Trotzdem scheint auch diesem linientreuen Mann zu dämmern, dass hier einiges im Geschlechterverhältnis aus den Fugen geraten ist. Der Beginn einer Entwicklung zur Einsicht? Macht ARTE jetzt alle drei Jahre einen kleinen Schritt nach vorne? Sorry, aber mir fehlt die Geduld für sowas. Ich glaube, ich habe heute Abend schon etwas anderes vor.

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