Mittwoch, Januar 30, 2008

"Frauen und Technik"

Die Arbeitsmarktforscherin Franziska Schreyer beklagt in einem aktuellen Interview mit der "Zeit", wie wenig Chancen auf eine berufliche Karriere Frauen in technischen Feldern wie den Ingenieurswissenschaften haben. Schreyer zufolge liegt das Problem nicht an den Frauen, die mangelnde Qualifikationen und Bereitschaft für die Jobs mitbringen, die sie besetzen möchten, sondern bei den Firmen, die ihre Jobangebote nicht so zuschneidern, dass sie zu den arbeitssuchenden Frauen passen:

Die Frage zum Beispiel, wie Beruf und Familie zu vereinbaren sind, haben die Unternehmen dort lange ignoriert, sie brauchten sie sich schließlich nicht zu stellen. Das Ethos überlanger Arbeitszeiten ist verbreitet, Teilzeit oft ein Fremdwort: 2006 arbeiteten nur vier Prozent der Ingenieure und Ingenieurinnen Teilzeit, das ist weit unter dem Durchschnitt. Man braucht »den ganzen Kerl«, das ist eine verbreitete Einstellung. Bei Frauen, die eine Babypause machen oder auch nur theoretisch machen könnten, wird geargwöhnt, dass sie aufgrund des schnellen technischen Wandels den Anschluss verlieren.


Genderama-Leser P.K., der in diesem Feld tätig ist, hat zu diesem Interview die eine oder andere Anmerkung zu machen:

Ich wollte mir mal eigentlich einen Kommentar zum Thema Frauen und Technikstudiengänge verkneifen, aber ich halte es dann doch nicht aus.

Vielleicht sollte man Männern einfach das Studium im Allgemeinen und das Ingenieursstudium im Besonderen verbieten und Frauen qua Geschlecht auf Spitzenposten in Industrie und Wissenschaft heben.

Der Kernsatz "man braucht den ganzen Kerl" - d.h. als Ingenieur ackert man tatsächlich wie verrückt - sagt es aus: Der Beruf ist hart, und Viertelzeitingenieure haben es in der Tat (und zu Recht) schwer, am Ball zu bleiben. Dass Pausen bzw. längerer Urlaub nicht unbedingt zu einer höheren Qualifikation führen, dürfte kein Geheimnis sein. Das liegt aber nicht an den bösen männlichen Kollegen, sondern eben am wissenschaftlichen und technischen Wissen, das explosionsartig steigt. Okay, insofern liegt es DOCH wieder an den Männern ...

Interessanterweise sitzen in den ganz hohen Etagen der Industrie relativ wenig IngenieurInnen, sondern vor allem JuristInnen und BetriebswirtschaftlerInnen, mit denen Frauen, wie auch der Artikel selbst aussagt, keine Berührungsängste haben.

Sollte sich inzwischen auch bei Frauen die Erkenntnis durchgesetzt haben, dass so ein vergleichsweise einfaches Studium lohnender ist als das "Killerfach" (Zitat Spiegel) Ingenieurwissenschaft?

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