Samstag, Dezember 08, 2007

"Emma": Schmutzkampagne gegen Männerrechtler nimmt Fahrt auf

Die aktuelle "Emma" ist nun schon seit einigen Wochen auf dem Markt, aber ich komme erst heute dazu, mich mit dieser Ausgabe zu beschäftigen. (Es gibt Wichtigeres.) Interessant allerdings ist, wie in einem Artikel von Susanne Patzelt Männerrechtler im Internet dargestellt werden. Ein Auszug:

Die Frauenhasser schleichen sich immer wieder ein. Mit System. Die Vertreter dieser kleinen, aber im Internet bestens vernetzten Subkultur nennen sich "Maskulisten" und geben vor, gegen Ungleichbehandlung der Männer in der Gesellschaft zu kämpfen. Die Maskulisten kämpfen jedoch nicht für Männer, sondern gegen Frauen. "Du Frau - ich Mann, du putzen - ich jobben, du Fresse halten - ich Reden schwingen." Eine beliebte Masche, um sich in feministische Foren einzuschleichen, ist die Opferrolle des liebevollen Vaters, dem die erzgemeine Exgattin die Kinder entreißt. So ergaunern sie sich Zuspruch und Verständnis. Wenn ihnen die Argumente ausgehen, klappen sie ihr Visier auf. Beiträge wie "Dir blöden Fotze sollte man ins Maul pissen" gehören noch zu den harmloseren. Die Website "Maskulisten-Information" beschreibt diese Leute als meist rechtskonservative, anachronistische Männer, die bisweilen ein großes Gewaltpotenzial haben, mit dem sie prahlen.


Weiter geht es mit einer Darstellung von Männerrechtlern als Stalkern und Telefonterroristen. (Putzig. Das einzige Mal, dass ich im Internet Stalking und Telefonterror erlebte, ging das von einer durchgeknallten Feministin aus.)

Nun kann man darauf erwidern: Meine Güte, es ist halt die "Emma". Wenn die darüber berichten würde, dass Männerrechtler in erster Linie für eine bessere Krebsvorsorge kämpfen, um den Kontakt von Scheidungsvätern zu ihren Kindern, eine weniger sexistische und vor allem sinnvollere Bekämpfung von häuslicher Gewalt, gegen die Männerfeindlichkeit in den Medien vom Kinderbuch bis zum Werbespot und vieles andere mehr, dann könnte zumindest die eine oder andere Leserin auf den Gedanken kommen, dass diese Forderungen so unsinnig nicht sind. Und wenn das "Emma"-Redaktionsteam sich auf der Sachebene damit auseinandersetzen würde, sähe es ziemlich alt aus. Insofern bleibt eben die Denunziation von Männerrechtlern als Frauenhassern und Kleinkriminellen.

Das mag auf einer "strategischen Ebene" so sein. Es mag auch stimmen, dass man insbesondere von der Boulevardpresse eigentlich schon Artikel gewöhnt sein sollte, die man mit etwas gutem Willen als "phantasievoll" beschreiben kann. Aber selbst beim Phantasievollen gibt es Grenzen. Wenn man als Journalistin noch ernst genommen werden will, sollte man vielleicht keine Artikel verfassen, die auf Leser, die sich bei diesem Thema auskennen, so wirken, als habe sich die Schreiberin zuvor ein paar halluzinogene Pilze einverleibt. Wenn Männerrechtler z.B. auf dem selben Niveau über die "Emma"-Redaktion schreiben würden wie Susanne Patzelt über Männerrechtler, dann müssten wir Geschichten von einer Alice Schwarzer erzählen, die auf ihrem Besen um den Kölner Frauenturm fliegt.

Es sind eine ganze Reihe journalistischer Grundfehler, die zu diesem hanebüchenen Beitrag geführt haben. Einer besteht darin, dass man sich zu scharfen Beschuldigungen die Darstellungen beider Seiten anhören sollte. Susanne Patzelt kann das schon deswegen nicht tun, weil sie eine andere Seite nicht klar in ihrem Artikel benennt: Alles bleibt im Diffusen und wird zugleich verallgemeinert: "Die Maskulisten" heißt es an einer Stelle, "eine Handvoll Frauenhasser" an einer anderen. Wo Feministinnen mit konkreten Namen benannt sind, fehlen diese bei denen, die zum Feindbild gemacht werden sollen. Sie werden zu einem ungreifbaren Phantom und zugleich zu einer anonymen Masse stilisiert, bei der offenbar alle gleich denken und gleichermaßen bösartig sind. So funktioniert politische Propaganda. Natürlich schützen solche nebulösen Formulierungen auch vor juristischen Konsequenzen. Wenn jemand z. B. mir persönlich von Frauenhass geprägte Äußerungen unterstellen würde, könnte ich rechtlich dagegen vorgehen. Bei angeblichen Beschimpfungen wie "Dir blöden Fotze sollte man ins Maul pissen", wo kein Autor genannt ist, aber "die Maskulisten" als Zielscheibe ausgemacht werden, ist das nicht möglich.

Wo der angebliche Frauenhass von Männerrechtlern unbelegt bleibt, habe umgekehrt ich keine Probleme damit, Alice Schwarzer mit der tatsächlichen Propagierung von Männerhass zu zitieren, ohne juristische Schritte befürchten zu müssen: "Das ist es wohl, was den Frauen, wie allen unterdrückten und gedemütigten Gruppen, am meisten ausgetrieben worden ist: der Mut zum Hass! Was wäre eine Freiheitsbewegung ohne Hass?" gehörte ebenso zu Schwarzers Repertoire wie "Juden haben Grund, Antisemiten zu hassen, sich gegen sie zu wehren. Schwarze haben Grund, Rassisten zu hassen. Lohnabhängige haben gute Gründe, Arbeitgeber nicht gerade innig zu lieben. Und eine von Männern – einzeln und/oder gesamtgesellschaftlich – unterdrückte Frau hat Recht, etwas gegen Männer und/oder die Männergesellschaft zu haben." Ganz zu schweigen von den tatsächlichen Gewalttaten, die von Feministinnen in den siebziger Jahren begangen wurden bis hin zu dem Umstand, dass auch eine Terroristin Mitglied der "Emma"-Redaktion war. Das Faszinierende an der Männerrechtsbewegung ist ja gerade, dass sie trotz der für viele Männer schier unerträglichen Lage immer noch so absolut friedlich ist und die feministischen Gewaltverbrechen in keiner Weise wiederholt. Susanne Patzelts Artikel macht aus Weiß Schwarz und aus Schwarz Weiß.

Eine andere Form mangelnder journalistischer Kompetenz offenbart sich darin, was Susanne Patzelt als Beleg verwerten möchte. So nennt sie allen Ernstes die Website "Maskulisten-Information" als in ihren Augen offenbar seriöse Quelle. Tatsächlich wimmelt es dort genauso von unbelegten Behauptungen wie in Susanne Patzelts Artikel selbst. Regelmäßig fehlen nachprüfbare Quellen. Das führt zu einer ganzen Reihe von offenen Fragen: Gab es die dort niedergeschriebenen Äußerungen des in seiner Wahrnehmung offenbar sehr eingeschränkten Autors (er bewirbt ein Matriarchat, also eine Frauenherrschaft, als die ideale Gesellschaftsform) tatsächlich oder sind sie blühende Phantasie? Wurden ursprünglich harmlose Sätze ein bisschen "aufgehübscht", so dass sie jetzt bedenklich klingen? Wenn es einige dieser Äußerungen tatsächlich gab: In welchem Kontext fielen sie dann, waren sie z. B. ironisch gemeint oder als Antwort auf langanhaltende feministische Attacken oder unterirdische Hassausbrüche? (Ein typischer Text oder, wie Susanne Patzelt wohl schreiben würde, ein Überzeugungsversuch mit "Fakten, Beweisen, Argumenten" geistert seit Jahren immer wieder mal durchs Netz, ihn kann man man beispielsweise hier nachlesen. Ja, so versuchen Feministinnen eben immer sachlich zu diskutieren, aber von den bösen Frauenhassern ernten sie dafür nichts als Aggression.) Weitere Fragen: Sind "Harald" und "Christoph" und wie sie alle auf dieser "Maskulisten-Information"-Seite heißen, tatsächlich Männerrechtler, oder einfach nur Leute, die irgendwann einmal auf ein Internetforum gestoßen sind, gegen bestimmte Leute gepoltert haben und dann wieder davongezogen waren? Stammen einige dieser Zitate von Trollen und Fakes? Das alles wissen wir nicht und müssen wohl dem guten Namen des Verfassers dieser Seite glauben, dass alles sich so verhält, wie er es schildert. Ein Name allerdings, den man nirgendwo auf dieser Seite findet und der deshalb wohl kein so guter Name sein kann.

Ein anonymer Verfasser schichtet ebenso anonyme "Zitate" übereinander. Kaum ein anderes Medienorgan würde so etwas als einen ernsthaften Beleg verwenden. Die "Emma" schon. Gerahmt wird das alles von einer Hassattacke aus der linksradikalen Zeitschrift "konkret" und einer Polemik des ehemaligen Kultursenders ARTE, von der Matthias Matussek hier berichtet, auf welch fragwürdige Weise sie zustande gekommen war. Über die Beschimpfungen und Bedrohungen, die Matussek nach diesem Beitrag erhalten habe, wird die "Emma" natürlich genausowenig berichten wie über den feministischen Hass, dem ich und andere Männerrechtler über lange Zeit ausgesetzt waren. Es passt nicht in das Bild von der heiligen Frau und dem aus dem Nichts heraus feindseligen Mann. Vermutlich ist sich Susanne Patzelt nicht einmal bewusst, wieviel Aggression und Gewalt in ihrem Hetzartikel selbst zu finden ist.

Interessant schließlich ist, dass Susanne Patzelt gerade das Naheliegendste NICHT tut, wenn es darum geht, über Internetauftritte der Männerrechtsbewegung zu berichten. Sie erwähnt weder die Websites von MANNdat, noch des Väteraufbruchs, noch dieses Blogs. Wer Äußerungen von Menschen verwenden möchte, die voll namentlich als Männerrechtler auftreten, findet sie mit Leichtigkeit. Aber Susanne Patzelt interessiert sich lieber dafür, was ein anonymer Autor ohne Belege an Äußerungen eines "reishi" oder "pseri" gesammelt haben will, von denen kein Mensch weiß, ob sie überhaupt existieren und wenn ja, ob sie zur Männerrechtsbewegung gehören oder nicht.

Deutlich wird in solchen Artikeln, wie Feministinnen denken. Jemand, der nicht zu dieser ideologischen Gruppe gehört, würde seine Einschätzung, ob eine Behauptung wahr oder unwahr ist, nach Kategorien ausrichten wie: "Wird eine nachprüfbare Quelle genannt?", "Wie renommiert ist der Autor dieses Textes?" und dergleichen mehr. Für Feministinnen scheint die grundlegende Kategorie zu sein: "Passen diese Behauptungen in mein Weltbild von der edlen, klugen und unschuldigen Frau und vom bedrohlichen, minderwertigen Mann?" Ein Mann, der für seine Rechte und gegen feministischen Frauenhass eintritt, ist auf den Seiten der "Emma" wohl zwangsläufig halb Untermensch, halb Monster. Wer einmal solche unsachlichen und demagogischen Artikel zu einem Thema gelesen hat, bei dem er sich besonders gut auskennt, etwa der Männerbewegung im Internet, wird in Zukunft auch wissen, wie er "Emma"-Artikel zu anderen Themen (Zwangsprostitution, Gehaltsdiskriminierung usw.) einzuschätzen hat.

Und nicht zu Unrecht. Ein miserabler journalistischer Ruf begleitet Alice Schwarzer und ihre "Emma" über die Jahrzehnte hinweg. Bascha Mika erwähnt in ihrer Alice-Schwarzer-Biographie "Emma"-Redakteurinnen, denen zufolge Schwarzer ihre Berichte so sehr umgeformt und bis in die Zitate hinein verfälscht habe, dass diese Texte mit den eigentlichen Recherchen nichts mehr zu tun hatten. Derartiges sei ihnen in den "Männermedien" noch nie passiert. Noch heute berichten Prostituierte, sie würden der "Emma" keine Interviews mehr geben, weil ihre Zitate derart entstellt worden seien, dass sie sie nicht mehr wiedererkannten. Und die "Emma" selbst stellte vor kurzem einen Bettelbrief ins Internet, weil offenbar nicht jeder, dem man feministischerseits eins überbraten möchte, sich falsche Berichterstattung gefallen lässt. Insofern scheint Susanne Patzelts Artikel für die "Emma" nur business as usual zu sein.

Und trotzdem muss immer wieder auf solche Entgleisungen aufmerksam machen. Bevor noch mehr Lokalpolitiker auf den Gedanken kommen, ausgerechnet nach der Verantwortlichen für diese Form von Journalismus eine Bibliothek zu benennen.

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