Mittwoch, September 12, 2007

"Jeder muss das Recht haben, sich zum Horst zu machen"

Ich mach noch mal ein bisschen weiter mit Herman-Watching, wenn´s euch nicht allzu sehr stört. Ich weiß, das Ganze ist eigentlich ein einziger Hype und auch nur begrenzt ein Thema der Männerbewegung, aber mich faszinieren Mediendebatten, bei denen fast alle Journalisten einer Meinung zu sein scheinen und nur wenige aus der Reihe tanzen. Und wer das Thema Eva Herman definitiv über hat: Bis zum nächsten Buch von ihr ist dann ja vermutlich erst mal wieder Ruhe.

Angenehm differenziert äußerte sich gestern in der ”Welt” Mariam Lau (eine meiner Lieblingsjournalistinnen, seit sie den klügsten Satz zur Postmoderne geäußert hat, den ich kenne). Sie befindet:

Eva Hermann, vier Mal verheiratet, Mutter eines Kindes, hat durchaus richtige Dinge angesprochen: dass der deutsche Feminismus nicht in der Lage war, ein Verhältnis zum Muttersein zu entwickeln, dass er letztlich immer in der verweigernden Rolle des Teenagers stecken geblieben ist – all das ist wirklich eine Misere, keine Frage. (...) Aber wie dünn das Eis ist, auf dem Frau Hermann da geht, wird aus ihren jüngsten Einlassungen deutlich: Es war nicht alles schlecht, lässt sie uns wissen. (...) Ob es richtig war, Frau Hermann daraufhin an die Luft zu setzen, ist fraglich. Jeder muss das Recht haben, sich zum Horst zu machen.


Das jüdische Online-Magazin Hagalil hingegen sieht Hermans Äußerungen in einem bedenklichen Zusammenhang:

Eben solcherart "Missverständnisse" und "Leitdebatten" findet die radikale Rechte gut: Eva Herman habe sich "zweideutig über die Familienpolitik des Nationalsozialismus geäußert", liest man in der Produkt-Werbung des Verlegers Götz Kubitschek, der das Herman-Buch vertreibt und der Neuen Rechten zugeordnet wird. Dort wird gleich ein weiteres Buch über die "Mechanismen solcher Denunziationskampagnen" - wie bei Jürgen Möllemann oder dem früheren CDU-Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann - angepriesen.


Die Rechten werden aber auch immer dreister! Wer schreibt nur immer wieder solchen Schund? Ach so, das war ja ich. Schwamm drüber.

Unterdessen hält das Familiennetzwerk an Eva Herman fest, worauf der ”Kölner Stadt-Anzeiger” mit unterschwelliger Kritik reagiert.

Die erste neue Talkshowanfrage an Eva Herman liegt derweil schon auf dem Tisch. Der Moderator dieser Sendung hat sein Urteil allerdings schon gefällt: „Sollte es Dummheit gewesen sein, so ist diese unentschuldbar.“ Glashaus. Steine.

Wenig überraschend schließlich ist, dass die ”Emma”, also vermutlich Alice Schwarzer, mittlerweile fast vor Häme platzt.

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