Dienstag, Oktober 31, 2006

„MENSTREAMING“ - WELTBANK ÄNDERT IHRE FÖRDERPOLITIK

This just in: Wie uns Genderama-Korrespondent Guido L. gerade meldet, wird die Weltbank ihre Förderpolitik zugunsten von Männern ändern. „Wir glauben, dass die Zeit gekommen ist, Männer von einer Gender-Perspektive aus besser zu verstehen – zum Nutzen von Männern, Frauen, zukünftigen Generationen und der Gesellschaft als Ganzes“ erklärte der Weltbank-Direktor für soziale Entwicklungen Steen Jorgensen in einer Pressemeldung. Auslöser dieser Erkenntnisse ist eine neue Studie mit dem Titel "The Other Half of Gender", die zu dem Ergebnis gelangt, dass ohne die Berücksichtigung von Männern und ihren Beziehungen zu Frauen keine Geschlechtergleichheit erreicht werden könne. Initiativen, die ausschließlich auf Frauen ausgerichtet gewesen seien, hatten dieser Untersuchung zufolge deren Belastungen und die Gewalt gegen sie in manchen Fällen nur verschlimmert. Die dualistische Einstellung „Frauen als Opfer, Männer als Problem“, die in den letzten Jahrzehnten die Debatten geprägt habe, müsse überwunden werden. In der jüngsten Vergangenheit sei ein wachsendes, wenn auch immer noch ängstliches Interesse daran entstanden, zu verstehen, wie gesellschaftlich bedingte Geschlechterzwänge auch Männer beeinträchtigten. Dennoch seien mit dem Begriff „Gender“ bis heute ausschließlich Frauen gemeint gewesen, erklärte Weltbank-Manager Ian Bannon. Die Auswirkungen seien klar, kommentiert unser Korrespondent Guido L. diese Entwicklungen: „Alle Organisationen aus dem EZ-Bereich, inklusive dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, werden in den nächsten Jahren die Richtung wechseln müssen, der Rest folgt nach dem Motto `Das haben wir ja schon immer gesagt´. Wir werden andere Plakate sehen und die Stimmung wird weniger hasserfüllt sein. Da können die Wendehälse schon mal ihre Halsmuskel trainieren.“

Freitag, Oktober 20, 2006

Internationale Presseschau

Während in Deutschland eine Thea Dorn alten Wein in neuen Schläuchen verkauft, gibt es im Rest der Welt durchaus so einige lesenswerte News und Analysen zur Geschlechterdebatte. Fahren Sie bitte Ihre Englischkenntnisse hoch.

Die New York Times (evtl. kostenloser und unkomplizierter Log-In erforderlich) kritisiert ein neues amerikanisches Gesetz, das Auslandsehen erschweren soll, um die Frauen in diesen Partnerschaften vor der angeblichen Gewalt amerikanischer Männer zu schützen. Viele Männer protestieren dagegen und wenden ein, es gebe keine starken Belege, dass in internationalen Ehen Gewalt häufiger vorkomme. Diese Debatte könnte für jene deutschen Männerrechtler interessant sein, die sich auf dem ausländischen Partnermarkt umschauen, weil sie von den hiesigen Frauen zu angeätzt sind. Wer weiß, ob unser Staat nicht irgendwann mit ähnlichen Gesetzen nachzieht.

Väterrechte sind noch immer ein starkes Thema: Der britische Aktvist, der in einer Protestaktion das Parlamentsgebäude bestiegen hat, wurde inzwischen vor Gericht freigesprochen. Mit ”The Dads Who Fought Back” erscheint ein neuer Film, der Väter als Helden feiert, die um einen aktiven Kontakt mit ihren Kindern kämpfen. Und der einflussreiche Publizist und Bestseller-Autor David Kupelian veröffentlichte vor einigen Tagen einen ausführlichen Kommentar über den ”Krieg gegen die Väter” aus christlicher Perspektive.

Die Anti-Beschneidungs-Organisation NOCIRC kritisiert die Vereinten Nationen scharf, weil diese Millionen männliche Opfer dieser Praktik sträflich ignorierten. Männliche Beschneidung finde überall dort statt, wo es auch weibliche Genitalverstümmelung gebe – nur sechsmal häufiger.

Auf Vergewaltigungsvorwürfe, die sich später als nicht stichhaltig erweisen, stoße ich in den News weit öfter, als ich Lust habe, hier zu bloggen. In letzter Zeit findet man aber auch häufiger Artikel darüber, dass die Verleumderinnen zur Verantwortung gezogen werden. Drei Beispiele: Eine Teenagerin, durch deren Lügen ein Mann sechs Wochen unschuldig in Haft saß (was ihm dauerhaften psychischen Schaden zufügte), sieht jetzt selbst einer Gefängnisstrafe entgegen. Ähnlich geht es einer 40jährigen Ehefrau und Mutter sowie einer Amerikanerin, die behauptet hatte, durch eine Vergewaltigung schwanger geworden zu sein, bevor sie ihr Neugeborenes in einer Mülltonne aussetzte. Die betreffende Dame hatte ihr Leiden in einem Buch und im Fernsehen der Öffentlichkeit präsentiert. Jetzt stellte sich heraus, dass sie sich selbst an ihrem zwölfjährigen Cousin vergangen hatte. Kommentar des britischen Männerrechtlers Angry Harry: Sie sollte noch einmal 20 Jahre absitzen für all den Hass gegen Männer, den sie mit ihren Medienauftritten geschürt hat.

Wendy McElroy berichtet über einen bizarren Fall, der die Schwächen amerikanischer Unterhaltsgesetze enthüllt. Über mehrere Jahre hinweg musste ein angeblicher Vater über 20.000 Dollar an ein Kind entrichten, das in Wahrheit überhaupt nicht existierte. Und er hatte es extrem schwer, den Behörden nahezulegen, sich die entsprechenden Hinweise darauf näher anzuschauen. Die Nummer flog auf, als ein Richter die Klägerin endlich dazu aufforderte, die inzwischen Fünfjährige doch wenigstens einmal vor Gericht vorzustellen. Woraufhin die betrügerische Dame ein zweijähriges Kind auf offener Straße entführte, was aber aufflog, weil die aufgebrachte Großmutter des Mädchens die Täterin in den Gerichtssaal verfolgte. Wendy McElroys Kommentar: Ohne die unglaubliche Hartnäckigkeit des vermeintlichen Kindsvaters und die schließlich erzeugte Aufmerksamkeit der Medien könnte die Betrügerin heute noch ihren Unterhalt einstecken.

Auch Kim Basinger bekommt in ihrem Sorgerechtsprozess gegen Alec Baldwin einige Probleme – wenn auch vergleichsweise harmlose.

Was ist eigentlich mit Kanada los? Lange Jahre galt dies als ein Staat mit wirklich extrem feministisch geprägter Gesetzgebung, etwa was Erotika oder häusliche Gewalt anging. Dass ein Buch wie „Spreading Misandry“ gerade in diesem Land erschien, war wohl kein Zufall. Jetzt kommt es hier offenbar zu einem kleinen Umbruch. Die Regierung kürzt feministischen Gruppen massiv die Gelder. Die Frauenrechtlerinnen sind geschockt, aber Rondi Adamson bewertet diese Entscheidung im „Toronto Star“ als sinnvoll. Sie weist darauf hin, dass Frauen die Gleichberechtigung längst erstritten haben (trotz ständig wiederholter und genauso oft widerlegter Behauptungen, sie würden weniger verdienen) und man jetzt endlich damit aufhören sollte, sie permanent zu umhätscheln. Auch ansonsten weht gerade einiger frischer Wind: Mindelle Jacobs fragt, warum wir so viel mehr Mitgefühl mit Frauen als mit Männern haben, die furchtbare Verbrechen begehen. Auch die Vorgeschichte männlicher Täter sei oft von Missbrauch geprägt, was wir aber gerne übersähen, weil es sich schließlich um „böse Männer“ handele. Das passt gut zu einem Artikel Barbara Kays über Mütter, die ihre Kinder umbringen. Lorne Gunter schließlich macht darauf aufmerksam, dass die vielen männlichen Opfer bei häuslicher Gewalt noch immer nur minimale Hilfe bekommen.

Mittwoch, Oktober 18, 2006

Leser übernehmen GENDERAMA :-)

So ist das mit dem Bloggen: Manchmal möchte man alle drei Tage einen neuen Eintrag veröffentlichen, dann wieder hat man über mehrere Wochen hinweg überhaupt keine Lust. Erfreulicherweise übernhmen in letzerem Fall inzwischen meine Leser. Allein mit ihren Zuschriften kann man schon problemlos einen ausführlichen Eintrag füllen.

So mailte mir beispielsweise Tom vor einigen Tagen:
--- Heute war in der "Augsburger Allgemeinen" im Wirtschaftsteil zu lesen, dass Frauen, wenn sie über weniger Berufserfahrung verfügen, als Männer in selbiger Position, schlechter bezahlt werden dürfen. Einer diesbezüglich klagenden Britin wurde zunächst vor Gericht rechtgegeben, und ihr Arbeitgeber, ein Sozial- und Gesundheitsamt, aufgefordert, seine Bezahlungsregelungen zu korrigieren. Der Sozialdienst wandte sich daraufhin nach Luxemburg an den Europäischen Gerichtshofes, welcher schließlich befand, dass in diesem Fall keine Diskriminierung vorliegt, und die Dame vorläufig abblitzen ließ. Mir persönlich gibt es die leise Hoffnung, dass nicht jeder derartige Gerichtsentscheid von LobbystINNEN beeinflusst wird, und einer befürchteten Anzeigenflut wegen Diskriminierung von Geschlechts wegen Einhalt geboten wird. Vielleicht nützt den Männer ja Europa mehr als es schadet! ---

Guido schickte mir folgende Info:
--- Lieber Arne,
zur BGH Entscheidung den wohl schlagkräftigsten Header
"Hausmänner müssen für Unterhalt arbeiten", einen Kommentar der Süddeutschen: "Das Hexeneinmaleins der Familienrichter" und eine BGH-Entscheidung, die ich rausgesucht habe, in der eine Hausfrau das eben nicht muss.
Fall: Ein alleinerziehender Vater von zwei Kindern fordert Kindesunterhalt von der Mutter, die neuverheiratet Hausfrau ist. BGH: Nein - ihr wird kein fiktives Einkommen zugerechnet:
"Die Rollenwverteilung in ihrer neuen Ehe sei nicht zu beanstanden, weil ihr Ehemann ein Einkommen erziele, welches die Beklagte im Hinblick auf ihre fehlende Berufsausbildung nicht erziele könne."
http://lexetius.com/2006,982
Liebe Grüße
Guido ---

Joachim hat bei Wildwasser eine Passage entdeckt, die er als “weltbewegend” bezeichnet, nämlich eine Info für Jungen über mögliche Missbrauchssituationen. Joachim zeigt sich verblüfft: „Ausgerechnet Wildwasser, worüber es schon Reportagen gab, wo es einem das Kotzen kommt, wie antimann die sind, zieht es in Betracht, dass Jungen zum Verkehr mit Frauen gezwungen werden könnten. (...) Also da muss sich viel bewegt haben. Aber anscheinend noch nicht genug, wenn sie Blicke, Bemerkungen und so weiter zwar bei Mädchen, aber nicht bei Jungen dem Missbrauch zuordnen. Und vor allem, erwachsene Männer scheint es immer noch nicht in deren Bewusstsein zu geben, jedenfalls nicht als (ehemaliges) Opfer. Weder mit derartigen Kindheitserinnerungen, noch mit Jugend- oder Erwachsenenerfahrungen dieser Art.“

Joachim wollte es darauf nicht beruhen lassen und beschloss, selbst nachzurecherchieren. Seine Mail an eine Beratungsstelle von „Wildwasser“ wurde freundlich beantwortet: „(...) Wir denken auch, dass es wichtig wäre, mehr Beratungssangebote für missbrauchte Männer zu schaffen. So werde ich ihre inhaltliche Anregung in eines unserer nächsten Teamgespräche einbringen.“

Diese allmähliche Öffnung von „Wildwasser“ gegenüber männlichen Opfern wurde mir auch von anderer Seite schon vermeldet, weshalb ich diese Beratungsstelle auch in der entsprechenden Sektion meiner Homepage gelistet habe. (Das führte übrigens zu einiger Empörung von der Hardliner-Seite der Männerbewegung. Ich könne doch in „Sind Frauen bessere Menschen?“ nicht detailliert erklären, was „Wildwasser“ alles angerichtet habe und sie fünf Jahre später auf einmal verlinken, das sei ja total unglaubwürdig und überhaupt komme man da als Leser völlig durcheinander. Seufz. Wenn „Wildwasser“ sich nach und nach von seiner sexistischen Ausrichtung wegbewegt, hat diese Organisation dabei selbstverständlich meine Unterstützung. Davon abgesehen kann es Fälle geben, wo einem Missbrauchsopfer überhaupt die Gelegenheit gegeben werden sollte, auf eine heimatnahe Beratungsstelle zurückzugreifen – auch wenn diese vielleicht nicht so professionell arbeitet, wie ich persönlich mir das wünschen würde. Generell steht mir allerdings „Zartbitter“ näher, auch wenn es dort in der Vergangenheit bekanntlich ebenfalls einige sehr unschöne Vorgänge gab.)

Aber wir wollten ja die Leser zu Wort kommen lassen: Stefan zum Beispiel. Er zeigt sich amüsiert über einen SPIEGEL-Artikel:
--- Da haben sie an einer norwegischen Schule Unisex-Toiletten eingeführt, und jetzt gibt es Riesenknatsch um die Frage, warum die Jungs nicht im Stehen pissen dürfen. Das nenn ich Engagement für den Maskulismus! *rofl* ---

Und Norbert wartet mit gleich zwei Meldungen auf:
--- In der FAZ-Online ist ein Artikel, in dem über die möglicherweise teuerste Scheidung aller Zeiten spekuliert wird. Interessant ist da nur die Summe, um die es geht. Wenn das passiert, was dort steht - dann frage ich mich noch mehr, in was für einer Welt wir leben. ---
sowie
--- Wenn Frauen beschnitten werden - gibt es einen Riesenaufschrei, bei Männern offenbar nicht. Dort steht, es sei normal (inkl. dass einige Männer mit primitiven Werkzeugen beschnitten werden - von Friseuren. ---

Ansonsten findet man interessante News wie immer auch im Forum von MANNdat: etwa über einen FAZ-Artikel zum Thema Kindesmisshandlung, in den auf ungeklärte Weise die Fehlinfo geirrlichtert ist, dass es sich meistens um männliche Täter handele. Oder über einen Polizisten, der nach einem Berufungsverfahren wegen angeblicher Vergewaltigung trotz einem jetzt erfolgten Freispruch erster Klasse nun vor einem Scherbenhaufen steht.

Aufschlussreiche Diskussionen zur Geschlechterdebatte gibt es darüber hinaus im Politikforum.

Dienstag, Oktober 03, 2006

RETTET DER HASS AUF DEN ISLAM DEN FEMINISMUS?

Die Krimi-Autorin Thea Dorn hat ein Buch geschrieben, dem zufolge wir einen neuen Feminismus brauchen: Die neue F-Klasse. Warum die Zukunft von Frauen gemacht wird. Isabell Hoffmann hat es für die Literaturbeilage der aktuellen „Zeit“ besprochen. Ein Auszug:

„Die Siebziger sind vorbei. So wie damals wird es nie mehr. Es wird, nach dem Willen von Thea Dorn, noch schlimmer. (...) Thea Dorn hat keinesfalls einfach ein Buch für Frauen über Frauen geschrieben. Sie hat ein Buch über ihren Kiez geschrieben, und in dem entwirft sie eine idealtypische Frauenelite nach ihrem Wunsch. (...) Das wird ein Kampf, und da kein Kampf ohne Feindbilder auskommt, hat sie sich gleich zwei ausgeguckt. Das klassische Patriarchat gibt es ja nicht mehr. Also müssen `der Islam´ und `das deutsche Feuilleton´ herhalten. Über `das deutsche Feuilleton´ ist schon viel geschrieben worden. Und wer genau hinsieht, wird feststellen, dass es vielschichtiger ist, als es den Schirrmachers und Eva Hermans recht sein kann. Der Islam wiederum hat sich in den vergangenen Jahren zum Lieblingsfeind vieler feministisch denkender Frauen entwickelt. Beim Muslim-Bashing sind sich das feministische und das traditionalistische Lager dann wieder einig und gehen wunderbare Allianzen ein, wie ein kürzlich erschienenes Alice-Schwarzer-Interview im Feuilleton der FAZ beweist. (...) Niemand wollte sicherlich ernsthaft verleugnen, dass muslimisch geprägte Länder und Gemeinschaften in Sachen Frauenrechte viel Nachholbedarf haben. Andererseits hat aber noch niemand erklären können, warum es chauvinistisch ist, einer Frau im kurzen Rock das Denkvermögen abzusprechen, es aber nicht chauvinistisch ist, dies bei einer Frau mit Kopftuch zu tun. Zumal sozialwissenschaftliche Studien zu Kopftuchträgerinnen wie die der Adenauer-Stiftung die Erstannahme des ferngesteuerten Simpelchens nicht belegen.“

Was die Allianzen zwischen Rechten und Feministinnen in punkto Muslim-Bashing angeht, liegt Hoffmann mit Sicherheit richtig. Das belegen Blogs wie „politically incorrect“, Markenzeichen: dauerempört über Missetaten von Muslimen sowie die vermeintlich viel zu weichen Reaktionen des Westens und dauerbeleidigt über die ständig neuen Vorwürfe wegen unverhohlenem Rassismus . Wenn in Spanien keine Mohammed-Figuren mehr in die Luft gesprengt werden oder bei „Sabine Christiansen“ ein „Muselmann“ angeblich den anderen Gästen dazwischen redet - bei „politically incorrect“ regt man sich darüber mehrere Tage lang auf. Zu solchen Possierlichkeiten passt es hervorragend, dass dort momentan auch Alice Schwarzer zur Frau der Woche erklärt und gefeiert wird, wie sie das vermutlich lange nicht mehr erlebt hat. Von Henryk Broder, der von den Politically-incorrect-Machern ebenfalls kultisch verehrt wird, im Gegenzug gerne auf deren Blog verlinkt und diese unappetitliche Szene auch anderweitig gerade salonfähig zu machen versucht, lesen wir inzwischen so hübsche Sätze wie: „Es waren Männer, die den Islam brutalisiert haben und es werden Frauen sein, die ihn humanisieren werden.“ Frauen sind offenbar doch die besseren Menschen. Broders Kampfgenossin Cora Stephan führt diesen Gedanken etwas näher aus:

„Es ist zu einem erstaunlich kritiklos eingeführten Topos geworden, dass weit wichtiger als die westlichen Freiheiten die Rücksicht auf womöglich verletzte Gefühle nichtwestlicher Menschen, nein, genauer: Männer sei. Ist das der Sieg weiblichen Einfühlungsvermögens über die kühle Rationalität des westlichen Mannes, der Logik und Gesetz vor Gefühl und Religion stellt? Sieht ganz so aus. (...) In vorauseilender Empathie mit den Beleidigten dieser Erde üben wir Selbstzensur, opfern die Meinungsfreiheit und womöglich noch ganz andere Errungenschaften. Pro domo gesagt: ich fürchte allmählich um die Siege, die die Frauenbewegung hierzulande davongetragen hat - und diesmal wäre nicht das Patriarchat allein am backlash schuld. Sondern all jene, die die verletzten Gefühle der Männer ernster nehmen als die Gefahren für Leib, Leben und Freiheit der Frauen in patriarchalischen Kulturen, die Selbstbestimmung zu den Dekadenzerscheinungen des Westens zählen. Nicht bärtige Schreihälse verdienen unsere Empathie, sondern die Frauen, die sich gegen die Intoleranz eines religiös gefärbten Patriarchats zur Wehr setzen.“

Es ist alles wieder da wie in den Siebzigern: Das Patriarchat, die bedrohten Frauen, die bösen Männer und die Frauenbewegung als Vorkämpferin der Meinungsfreiheit. Nur ziehen heute Rechte und Linke am selben Strang.

Vor einigen Wochen habe ich in einem meiner anderen Blogs über die Islamhasser-Szene geschrieben: „(G)enüsslich wird (...) jeder einzelne durchgeknallte Muslim (von immerhin 1,2 Milliarden weitgehend komplett unauffälliger Muslime) in entsprechenden Veröffentlichungen zelebriert. Als Männerrechtler fühlt man sich hier an radikale Feministinnen erinnert, welche die Tatsache, dass bisher noch jeder Amokläufer männlich war, als ehernen Beleg für `die natürliche Gewaltbereitschaft des Mannes´ nutzen wollen, wobei ihnen komplett am Arsch vorbeigeht, dass die weit überwiegende Zahl aller Männer ein durchgehend gewaltfreies Leben führt. Vorurteile wollen eben nicht widerlegt, sondern nur bestätigt werden.“

Und tatsächlich wird meine dunkle Ahnung schon wenige Wochen später wahr. Haben Sie bei dem oben hinterlegten Amazon-Link zu Thea Dorns neuem Buch auch die Rezension einer gewissen Helga König gelesen? Zitat: „Thea Dorn schreibt mit diesem Buch gegen die derzeitige frauenfeindliche Bewegung einer rückwärtsgewandten geistig-politischen Männerelite in Deutschland an. Diese unterscheiden sich in ihrem Habitus nur vordergründig von lateinamerikanischen Machos, muslimischen Frauensteinigern und indischen Witwenverbrennern.“ Die „deutsche Männerelite“ und die „muslimischen Frauensteiniger“ - bei den Dorns, Broders, Stephans und Königs ist das offenbar eine einzige Soße. Klar. Warum sich mit Differenzierungsversuchen Kopfschmerzen bereiten, wenn man genausogut in Kollektiven denken kann? Der durchgeknallte islamistische Einzelkämpfer kann eben genausogut für DEN MUSLIM an sich stehen wie für DEN MANN an sich. Gerade Alice Schwarzer bekommt beides wunderbar zusammen.

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