Donnerstag, Juni 01, 2006

In eigener Sache: „DIE SKLAVENMÄDCHEN VON WIESBADEN“ erschienen

Wer in den letzten Monaten meine Homepage besucht hat, wird dort an hervorgehobener Stelle auch einen Link auf die Organisation Solwodi („Solidarität mit Frauen in Not“) entdeckt haben, was den einen oder anderen von euch vielleicht hat stutzen lassen: „Huh? War der Hoffmann nicht früher mal Männerrechtler?“ Das bin ich, wie unter anderem dieses Blog zeigt, natürlich immer noch, aber ich habe mich in meinen Büchern, auf einer Linkliste meiner Website und in anderen Texten schon immer häufig gegen sexuelle Gewalt im allgemeinen eingesetzt. (Das Honorar für meine erste veröffentlichte erotische Kurzgeschichte habe ich die Redaktion damals komplett an „Zartbitter“ überweisen lassen, aller problematischen Aspekte dieser Organisation zum Trotz.) Sexuelle Gewalt speziell gegen Jungen und Männer habe ich vor allem auch deshalb als Schwerpunktthema gesetzt, weil sie in der allgemeinen Wahrnehmung deutlich zu kurz kommt – bis an die Grenze der Unsichtbarkeit.

Zum Thema sexueller Gewalt gehört auch die Zwangsprostitution, die kurz vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft gerade besonders problematisiert wird. Wie die dpa berichtet, sollen jetzt Plakate, Anzeigen in Zeitschriften und Informationszettel für die nötige öffentliche Aufmerksamkeit sorgen. Nun konzentriere ich mich zwar am liebsten auf Tabuthemen und nicht auf solche, die ohnehin schon stark durch die Medien gehen, aber in diesem Fall werde ich diese Kampagnen durch meinen neuen Roman „Die Sklavenmädchen von Wiesbaden“ unterstützen (Klappentext hier). Es handelt sich dabei um einen satirisch unterlegten Kriminalroman, der hoffentlich spannend zu lesen ist und damit auch Leute erreicht, die sich durch Mahnpredigten eher gelangweilt oder abgestoßen fühlen. Da es darin auch Szenen von SM-Erotik gibt, ist er ganz sicher nicht politisch korrekt und stellt mit Gewissheit nicht die Art und Weise dar, wie Alice Schwarzer oder terre des femmes dieses Thema behandeln würden. Allerdings informiere ich in einem ausführlichen Nachwort als Sachteil über die oft schockierenden Fakten, wenn es um Zwangsprostitution geht; außerdem unterstütze ich mit einem Viertel des Autorenhonorars für dieses Buch eben jene Organisation „Solidarity With Women in Distress“ (Solwodi), die sich die Bekämpfung dieses Verbrechens zur Aufgabe gemacht hat. Terre des femmes zum Beispiel kam für mich als Ansprechpartner und Spendenempfänger nicht in Frage, weil diese Organisation unter der Leitung von Christa Stolle insbesondere in Feldern wie häuslicher Gewalt männliche Opfer kontinuierlich verschweigt und Täter grundsätzlich männlich erscheinen lässt, was ich nicht für akzeptabel halte. Auch in anderer Hinsicht nehme ich bei dieser Terre des femmes immer wieder mal männerfeindliche Untertöne wahr. Solwodi scheint mir weniger ideologisch aufgeladen, ist transparent und macht das Spenden einfach.

Problematisch bei den momentanen Kampagnen gegen Zwangsprostitution ist sicher, dass mal wieder wirklichkeitsfremde Horrorzahlen durch die Presse geistern. Heide Oestreich, eine durchaus feministisch geprägte Journalistin, erklärt das am anschaulichsten in einem Artikel in der taz: „Bei der WM sollen bis zu 40.000 Prostituierte nach Deutschland einreisen, schätzt angeblich der Städtetag. Eine Bordellchefin aus Berlin merkte kürzlich im britischen Guardian an, man könne locker noch eine Null anhängen. In der Emma werden aus 40.000 ausländischen Prostituierten plötzlich 40.000 Zwangsprostituierte, als gäbe es da keinen Unterschied. Schon widerspricht der Kölner Oberbürgermeister, die Zahl sei ohnehin `nicht realistisch´. Heike Rudat, Menschenhandelsspezialistin vom Landeskriminalamt Berlin, erklärt, es gebe für Menschenhandel keine seriöse Dunkelfeldforschung und deshalb auch keine verlässlichen Zahlen. Nur ein Bruchteil der gehandelten Frauen wird beim BKA aktenkundig, im Jahr 2003 etwa waren es gut 1.200. Diese Zahl ist sicherlich zu niedrig, weil die meisten Frauen es nicht wagen, eine Aussage gegen ihre Zuhälter zu machen. Bei doppelt so vielen finden die ErmittlerInnen eindeutige Hinweise auf Zwangsprostitution, aber die Frauen wollen nicht aussagen und fehlen deshalb in der Menschenhandelsstatistik. Doch die oft zitierte EU-Schätzung von 140.000 gehandelten Frauen pro Jahr scheint zwischen einfachen Schleusungen von Prostituierten und Menschenhandel mit Zwang und Ausbeutung keinen Unterschied zu machen und ist damit wohl zu hoch.“

Man fühlt sich ein wenig an die „Zartbitter“-Hysterie erinnert, die bei „jedem dritten Mädchen“ sexuellen Missbrauch vermutete, um hinterher zurückzurudern und von „politischen Zahlen“ zu sprechen. Dem unbenommen ist genau wie sexueller Missbrauch auch Zwangsprostitution kein mediales Phantomproblem, sondern wird auch in der seriösen kriminalistischen Literatur als ausgesprochen ernsthafte Herausforderung betrachtet. Entsprechende Hintergrundinformationen würden diesen Blog-Eintrag sprengen; sie finden sich im erwähnten Sachteil meines Buches. Sicherlich nutzen einige feministische Gegnerinnen der Zwangsprostitution dieses Thema auch für ihre eigene Agenda (Bekämpfung auch der freiwilligen Prostitution, Propaganda von „den frauenunterdrückenden Männern“ etc.), aber das kann ja nun nicht heißen, dass man sich deshalb der Bekämpfung von Zwangsprostitution völlig verschließt. Ich hoffe, mit den „Sklavenmädchen von Wiesbaden“ meinen Teil dazu beitragen zu können.

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