Mittwoch, Januar 04, 2006

kleine Presseschau

Viele Themen des letzten Jahres begleiten uns selbstverständlich auch 2006.

So berichtete die Berliner „taz“ gestern über die Anziehungskraft, die der Islam auf immer mehr Angehörige des weiblichen Geschlechts ausübt: „Susanne Osthoff ist nur ein prominentes Beispiel: Allein im vergangenen Jahr sind mehr als 1.000 Deutsche zum Islam konvertiert, mehrheitlich waren es Frauen. Manche von ihnen versuchen so, ihre Eigenverantwortung zu reduzieren.“

Die „taz“ von heute wendet sich hingegen der Diskriminierung von Jungen im Schulunterricht zu: „Der beständigste aller Nachteilsfaktoren ist das Geschlecht, egal in welchem Land man Kompetenzen misst. Die Jungs sind benachteiligt. Nach Jahren der weiblichen Emanzipation und gezielten Förderung von Frauen und Mädchen lohnt es sich, auf das vermeintlich `starke Geschlecht´ zu achten.“

Währenddessen widmet sich telepolis den anscheinend unaufhaltbaren Verfall eines vormals renommierten Senders und der von ihm produzierten Fernsehfilme: “Was tut nun arte? Der sogenannte `Kulturkanal´ bietet in solchen Fällen nicht etwa das einzige Gegen-TV zum Flimmerkisten-Mainstream, sondern er kübelt mit. (…) Im Einzelnen anständig gemacht, im Ganzen unerträglich, ist `Margarete Steiff´ gerade typisch für den Einheitsstil öffentlich-rechtlicher TV-Movies, der auch arte längst fest im ästhetischen Griff hat: Mit Blick aufs überwiegend weibliche TV-Zielpublikum rückt man immer öfters `frauenaffine´ (Produzent Nico Hofmann) Stoffe ins Zentrum, Geschichten von starken Frauen, die zwischen Pflicht und Neigung schicksalsschwere Entscheidungen zu treffen haben und am Ende garantiert das Richtige tun - und sei es unter Tränen. (…) Über diesen repräsentativen Einzelfall hinaus zeigt aber auch das sonstige Programm von arte während der letzten Monate, dass sich der Sender in einer schleichenden, aber zunehmenden Grundsatz-Krise befindet, die er mit den übrigen Öffentlich-Rechtlichen teilt.“

Hm, irgendwie erinnert mich das an die Debatte um die britische BBC.

Aber was in einem Teil der Welt zum Desaster führt, wird in anderen Teilen ja gerne übernommen. So berichtet Reuters über eine veränderte Gesetzgebung in Japan, die einen Scheidungsboom erwarten lässt: “With a new law set to come into force in 2007 allowing ex-wives to claim half their husband's pension, domestic media are warning of a possible divorce boom. The number of Japanese couples parting ways has risen rapidly over the past 20 years to a 2002 peak of 290,000, while divorce among those married more than 20 years has increased even faster. Now figures are drifting downwards, but many commentators speculate that women -- who initiate the majority of divorces -- are holding out until 2007. Some Japanese women see their husbands as an obstacle to enjoying their sunset years.”

Und schließlich problematisiert die “Washington Post” den Umstand, dass Männer nicht nur im Werbefernsehen mit Vorliebe als inkompetente Trottel dargestellt werden: „Now the prevailing theme of commercials airing in the Sunday-afternoon football ghetto is an old advertising staple: men as the butt of the joke. Men acting silly. Men humiliating themselves or being humiliated by others. Men as Homer Simpson-ish losers. (…) Advertisers make fun of men, in part, because they always have, says ad executive Marian Salzman, who points out that the guys have been the butt of the joke in sitcoms and movies for decades. Men don't seem to mind, she says, and what's more, who else is there to make fun of? Women and members of minority groups have long reacted with hostility to similar portrayals. Says Salzman, `The only people [advertisers] are still allowed to offend these days are straight white men with a full head of hair.´ But the `doofus´ approach is doomed to fail with young men because it underestimates them, says Salzman, a trend-spotter with the giant ad agency J. Walter Thompson and the co-author of `The Future of Men.´ - `(Men) think with a multiplicity of organs, not just the one below the belt. They want to be respected, admired, entertained, to be part of a community,´ she says. `They don't want to be patronized like they're a bunch of morons.´”

Welches Gesamtbild liefern uns also diese Artikel? Sie künden von Frauen, die vor der Komplexität des Lebens in feste religiöse Strukturen oder seichte TV-Schmonzetten fliehen, während – als eine Art ausgleichender Gerechtigkeit oder um das weibliche Selbstbewusstsein zu bauchpinseln? - Männer in den Medien entweder als dumm hingestellt oder im Schulunterricht dumm gehalten werden. Woraufhin sie die Gesetzgebung schließlich endgültig zum Trottel macht. Irgendwie gelangt man zu dem Eindruck, bei soviel Dämlichkeit sei im Geschlechterkampf nichts dringender vonnöten als wenigstens ein bisschen mehr Klugheit und Intelligenz.

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