Sonntag, Januar 22, 2006

In eigener Sache: "UNBERÜHRT" jetzt im Handel

Meine aktuellste Neuerscheinung, die mit dem Verhältnis zwischen Frauen und Männern zu tun hat, ist ab sofort im Buchhandel erhältlich. Sie trägt den Titel „Unberührt. Menschen ohne Beziehungserfahrung – Wege zu erfüllter Liebe und Sexualität“. Thema sind die sogenannten “Absoluten Beginner“, deren Problematik ich ja bereits in “Sind Frauen bessere Menschen?” und meinem „Lexikon der Tabubrüche“ kurz angerissen habe. „Unberührt“ ist nun mein erstes Buch, das in einem wirklich großen und renommierten Verlag erscheint: Meiner Ansicht nach hätte es für diese Premiere kaum ein besseres Thema geben können.

Wenn man nach den Bildern geht, die einem in vielen Medien präsentiert werden, bedeutet Jung-Sein fast automatisch heiße Leidenschaft, wechselnde Beziehungen und hemmungslosen Sex. Tatsächlich gibt es aber eine überraschend große Zahl von Menschen, die nichts von all dem erlebt haben. „Kein Kuss, keine Umarmung, gar nichts“ beschrieb es Peter Praschl in einem der seltenen Zeitschriftenartikel (hier in der AMICA), die sich mit dieser Personengruppe überhaupt beschäftigten. Was für viele Menschen wie von selbst stattfindet, körperliche Zärtlichkeiten mit einem geliebten und begehrten Menschen, ist für andere ein Lebensthema, ein Lebenswunsch geworden. Ganze Jahre und Jahrzehnte, in denen dieser Wunsch nicht in Erfüllung geht, werden innerlich als „verlorene Jahrzehnte“ abgebucht.

Bemerkenswert und verblüffend ist bei diesem Thema das große öffentliche Schweigen darüber trotz einer vergleichsweise hohen Zahl von Betroffenen. Beispielsweise ergab erst im letzten Jahr eine Studie, die Infratest Dimap im Auftrag des Magazins "ZeitWissen" durchführte, dass fast zehn Prozent aller 30-jährigen Männer noch nie Sex hatten. Das Gewis-Institut wiederum befragte für die Zeitschrift "Laura" über tausend Frauen zwischen 16 und 60 Jahren und kam dabei auf eine Rate von fünf Prozent, denen es so ging. (Ich finde den Aussagewert bei einer Umfrage mit dieser Alters-Streubreite nun nicht gerade stark, aber das sind nun mal die wenigen Zahlen, die man erhältt. Selbst die Sexualforschung beschäftigt sich fast nur mit Menschen, die Intimitäten erfahren, und nicht mit solchen, die darauf verzichten müssen. Das Wenige, was es an internationalem Material zu Absoluten Beginnern gibt, habe ich natürlich für mein Buch gesichtet und eingearbeitet.)

Eben wegen dieser etwas unbefriedigenden Forschungslage habe ich als Schwerpunkt dieses Buches zahlreiche Betroffene über ihre Situation, ihren persönlichen Hintergrund und ihre Einschätzung dieses Problems und seiner Ursachen interviewt und dabei sehr aussagekräftige und tiefgreifende Antworten erhalten. Beispielsweise wollte ich wissen: Um welche Menschen handelt es sich bei den Absoluten Beginnern? Gibt es Dinge, die sie alle gemeinsam haben? Worin unterscheiden sie sich? Wie kommt es, dass sie niemals einen Partner gefunden haben? Könnten auch andere Menschen (Sie zum Beispiel) zu diesen Leuten gehören, wenn einiges in ihrem Leben zufällig anders verlaufen wäre? Welche Erfahrungen haben diese Menschen gemacht? Wie gehen sie mit ihrem Problem um – und mit der Tatsache, dass es oft nur schlimmer wird, je älter sie werden? Wie beeinträchtigt es ihre weitere Partnersuche und ihr Verhältnis zu Gleichaltrigen desselben bzw. des anderen Geschlechts? Was erwidern sie auf neugierige Nachfragen von Verwandten, Kollegen oder Bekannten? Mit welchen Hoffnungen und Ängsten sehen sie ihrem Ersten Mal entgegen? Mit welchen Methoden versuchen sie, ihr Problem zu überwinden oder damit klarzukommen? Was sind die Folgen, wenn sie daran scheitern?

Nicht zuletzt ging es mir auch um die Frage, inwiefern fehlende partnerschaftliche Erfahrung persönlich und inwiefern gesamtgesellschaftlich bedingt ist und welche zum Teil massiven Auswirkungen es in beiden Bereichen hat. Im dritten Teil des Buches fasse ich schließlich meine Erkenntnisse aus der Literatur und den Interviews zusammen und versuche, nachdem ich mit mehreren weiteren Experten (unter anderem einer Psychologin und einer Mental-Trainerin) über diese Problematik gesprochen habe, Denkanstöße und Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen, wie man doch noch Glück in der Partnerschaft finden kann – wohl wissend, dass es so etwas wie Patentrezepte hier nicht geben kann, weil sonst die Absoluten Beginner in ihren Forendebatten schon selbst darauf gekommen wären, statt sich teils jahrelang nur die Köpfe heiß zu reden.Insofern hoffe ich auch und vor allem, mit meinem Buch eine größere Diskussion anzustoßen, die zu noch fundierteren Lösungen führen wird.

Wichtig war mir auch, für mein Buch Frauen wie Männer zu befragen. Zu einem frühen Zeitpunkt meiner Recherche wurde von weiblicher Seite mit Nachdruck die Befürchtung geäußert, ich könnte meinem Buch einen allzu maskulistischen Spin geben, und weibliche Absolute Beginner wurden vor einer Beteiligung geradezu gewarnt. (Mir ist sehr bewusst, dass über mich die absonderlichsten Klischeevorstellungen im Netz existieren und von einigen auch liebevoll gepflegt werden.) Eine einseitige Ausrichtung auf die männliche Perspektive betrachte ich bei diesem Thema allerdings nicht als hilfreich. Einige Interviewpartner haben bei ihren Analysen zwar auch aus ihrer Feminismuskritik keinen Hehl gemacht, aber das ist von meiner Seite nicht die Tendenz des Buches. Passenderweise kann man bei der Person auf dem Cover nicht einmal erkennen, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt.

Über aktuelle Reaktionen auf mein Buch und andere Neuigkeiten dazu werde ich jeweils in meinem Zweitblog berichten.

Normalerweise läuft die Werbung für meine Bücher hier bei Genderama ja nur unterschwellig mit, aber in diesem Fall möchte ich doch gerne alle Leser aufrufen: Wenn Sie Leute in Ihrem Bekanntenkreis haben, die sich für dieses Thema interessieren dürften, setzen Sie sie doch bitte über dieses Buch in Kenntnis. Ich möchte wirklich gerne soviele Menschen darauf aufmerksam machen wie möglich.

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